Freiburgs Trainer Christian Streich begnügte sich im Vergleich zum 0:2 bei Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund mit einem personellen Wechsel (Stenzel rückte für Kübler auf die Bank) - und wusste im Vorfeld: "Es hätte Phasen in der Saison gegeben, wo es günstiger gewesen wäre, gegen Leipzig zu spielen."
Das stimmt, schließlich war RB um Coach Ralf Rangnick mit der besten Abwehr der Liga (nur zehn Gegentore bis dato) sowie als Tabellendritter angereist - und musste lediglich auf Forsberg (Leistenprobleme) verzichten. Dementsprechend blieb es auch beinahe bei derselben Elf wie beim 2:0 im Topspiel gegen Mönchengladbach , lediglich Matheus Cunha durfte für Bruma (Bank) in der Offensive ran.
Immer wieder Günter - und Petersens Kuriosität
Nach vorn ging für den Favoriten aber in der gesamten ersten Halbzeit eher wenig. Bis auf einen strammen Werner-Abschluss aus spitzem Winkel, den SCF-Torwart Schwolow gut zur Seite lenkte (19.), passierte nichts Weltbewegendes. Das lag vor allem daran, dass die Freiburger bei Ballbesitz Leipzig die Räume geschickt eng machten und zudem mit Kampfeswille und Zweikampfstärke den Spielfluss der Sachsen eindämmten.
Doch nicht nur das: Die Breisgauer suchten ihr Heil auch immer wieder in der Offensive - allen voran immer wieder über schnelle Gegenschläge über die linke Seite. Dort rannte Günter unentwegt, schlug zahlreiche gefährliche Flanken und traute sich auch einmal aus spitzem Winkel den Torschuss zu. Nach diesem in Minute zwölf konnte RB-Keeper Gulacsi die Kugel nur kurz vors Tor lenken. Dort tauchte Petersen auf, traf den Ball nicht richtig, irritierte die Kontrahenten so unfreiwillig - und in hohem Bogen flog das Rund zum verdienten 1:0 ins Netz.
Bundesliga, 14. Spieltag
Waldschmidt-Kracher und Waldschmidt-Elfmeter
Doch damit nicht genug: Ein sichtlich unzufriedener und immer wieder mit dem Kopf schüttelnder RB-Coach Rangnick musste auch noch mit ansehen, wie Freiburgs Angreifer Waldschmidt einen satten Distanzschuss beinahe im Tor unterbrachte (32., starke Parade von Gulacsi) und Abwehrmann Upamecano Gegner Frantz zu Fall brachte. Referee Tobias Welz hatte zunächst nicht auf Elfmeter entschieden, sah sich die Szene aber selbst noch einmal an und zeigte vertretbarerweise auf den Punkt (45.). Waldschmidt und nicht der etatmäßige Schütze Petersen nahm sich der Sache an und drosch den Ball unhaltbar rechts neben den Pfosten (45.+1) - 2:0 also nach 45 Minuten.
Kübler findet Frantz - RB geschockt
Nach 52 Minuten hieß es dann schon 3:0 - und erneut stellte sich die bis hierhin eigentlich gefürchtet stabile Defensive der Leipziger schlecht an. Kübler durfte unbedrängt von der rechten Seite flanken, vor dem linken Pfosten war Frantz schneller als Gegenspieler Sabitzer und nickte den Ball unhaltbar gegen den Lauf von Schlussmann Gulacsi ins Netz. Während die Hausherren den Zwischenstand mit ihren Fans lautstark feierten, setzten die Gäste ungläubige und fassungslose Gesichter auf.
RB: auswärts schwach, defensiv negativ überraschend
Diese Mienen sollten sie bis Spielschluss auch nicht mehr abnehmen. Zwar zeigte die Rangnick-Elf auf das 0:3 eine Reaktion, mehr als ein paar Möglichkeiten für Upamecano (66.), Poulsen (69.), Sabitzer (77.) oder Halstenberg (82.) via Freistoß sprangen aber nicht heraus. Vielmehr verzeichnete noch der Sport-Club Möglichkeiten aufs 4:0, Petersen (59.) und auch Frantz (62., stand hauchzart im Abseits) scheiterten aber. So blieb es beim absolut verdienten Dreier für den Gastgeber.
Der SC Freiburg, der mit diesem Dreier neues Selbstvertrauen im Bundesliga-Keller getankt hat, tritt am kommenden Samstag (15.30 Uhr) in Düsseldorf an. Für Leipzig, das nun schon vier Auswärtsspiele in Folge verloren hat (in Freiburg, bei RB Salzburg, beim VfL Wolfsburg, bei Celtic Glasgow) und außerdem so viele Gegentore kassiert hat wie zuvor in zehn Erstliga-Partien insgesamt (!), geht es bereits am Donnerstag (21 Uhr) in der Europa League gegen Rosenborg Trondheim weiter. Es folgt das Heimspiel gegen Mainz am Sonntag (15.30 Uhr).