Europameisterschaft

Handball-EM 2024: Frankreich stößt Halbfinal-Tür auf

Olympiasieger für Island zu abgezockt

THW-Keeper Bellahcene dreht auf: Frankreich stößt Halbfinal-Tür auf

Er war großer Rückhalt der Franzosen: Kiels Keeper Samir Bellahcene.

Er war großer Rückhalt der Franzosen: Kiels Keeper Samir Bellahcene. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem packenden Spiel gegen Kroatien, das für ordentlich Nachhall gesorgt hatte, wollte es Rekord-Weltmeister Frankreich gegen Island nicht ganz so spannend haben. Die Isländer dagegen wollten nach der knappen Niederlage gegen Gastgeber Deutschland (24:26) endlich den zweiten Turniersieg einfahren.

In der Anfangsphase fand Frankreich immer wieder passende Lösungen über den Kreis, Ludovic Fabregas kam vor der Pause bereits auf drei Treffer und wurde nur von Dika Mem (fünf Tore) übertroffen. Seinen Anteil an der frühen Führung hatte auch Kiels Keeper Samir Bellahcene, der im ersten Abschnitt acht Paraden anhäufte (knapp 40 Prozent Fangquote). 

Hauptrunde in Köln - 2. Spieltag

Islands "Leitwolf" Aron Palmarsson kam gut ins Spiel rein, baute in der Folge aber immer mehr ab. Dennoch kämpfte sich der Außenseiter ins Spiel (4:4), ehe Frankreich mit einem 3:0-Lauf den entnervten isländischen Coach Snorri Gudjonsson zu einer Auszeit zwang (4:7).

Wirkliche Besserung trat nicht direkt ein, Frankreich behauptete seinen Vorsprung im Stile einer Spitzenmannschaft, ehe sich dann doch auch Fehler bei Les Experts einschlichen. Der große Unterschied: Der Olympiasieger hatte die besseren Keeper - der für einen Siebenmeter eingewechselte Remi Desbonnet nahm erst dem Magdeburger Omar Ingi Magnusson den Versuch vom Strich weg und parierte anschließend auch gegen SCM-Spielgestalter Gisli Kristjansson nach dessen Durchbruch.

Zwei Kempa-Tricks bringen Island zurück

Nach einem Doppelschlag von Kapitän Luka Karabatic, vier Jahre jüngerer Bruder von Nikola, führten die Franzosen bereits mit 12:7. Doch Island bewies Moral - und Einfallsreichtum. Mit zwei blitzsauberen Kempa-Tricks verkürzte Island auf 13:15, was diesmal eine Auszeit von Guillaume Gille nach sich zog (29.). 17:14 stand nach der ersten Hälfte auf der Anzeigetafel. Viktor Hallgrimsson, gegen Deutschland noch herausragender Rückhalt, konnte nur drei der 20 Würfe auf sein Tor parieren.

Nach dem Seitenwechsel sorgte der Olympiasieger schnell für klare Verhältnisse, der bärenstarke Bellahcene schickte nach Parade den nächsten Gegenstoßpass in Richtung Fabregas (19:15). Als Nikola Karabatic Mitspieler Melvyn Richardson den Kempa anbot, stellte dieser bereits auf 22:16.

Eine Auszeit von Gudjonsson ließ den Rückstand zwar noch einmal merklich zusammenschrumpfen (19:22), doch Frankreich spielte es zu abgezockt. Die Weltklasse-Mannschaft um Karabatic & Co. zog immer wieder in den richtigen Momenten die Zügel an, nach 60 Minuten stand ein hochverdientes und nie wirklich gefährdetes 39:32. Erstmals seit der EM 2000 verlor Island damit drei EM-Spiele am Stück.

Als "Player of the Match" wurde etwas überraschend Nedim Remili (fünf Treffer) ausgezeichnet. Bellahcene (zwölf Paraden, davon ein Siebenmeter), Richardson und Fabregas (je sechs Tore) wären dafür auch in Frage gekommen.

Am Montag um 18 Uhr wollen die Franzosen gegen Österreich ihren Matchball für die nächste Halbfinal-Teilnahme verwandeln, Island startet ab 15.30 Uhr gegen Kroatien den nächsten Anlauf auf den zweiten EM-Sieg.

Frankreich - Island 39:32 (17:14)

Frankreich: Bellahcene (12 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Desbonnet (2 Paraden, davon 1 Siebenmeter) - Fabregas 6, Richardson 6, Mem 5, Remili 5, N. Karabatic 3, Descat 2/1, L. Karabatic 2, Kounkoud 2, Prandi 2, Tournat 2, Konan 1, Y. Lenne 1, Mahé 1, Nahi 1

Island: Gustavsson, Hallgrimsson (7 Paraden) - V. Kristjansson 6/2, Rikhardsson 6, Vidarsson 6, Thrastarson 4, E. Jonsson 3, G. T. Kristjansson 2, O. I. Magnusson 2/1, Arnarsson 1, Pálmarsson 1, Smarason 1, Elisson, Gislason, Gudjonsson, Tobar Valencia

Schiedsrichter: Mads Hansen / Jesper Madsen (Dänemark)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 8 / 6
Disqualifikation: - / -

Dominator Karabatic: Die Rekordspieler bei Handball-Europameisterschaften