FIFA

FIFA 23: Revolution oder Stagnation? Das Gameplay im Test

Hebt HyperMotion 2 das letzte FIFA auf ein neues Level?

FIFA 23: Revolution oder Stagnation? Das Gameplay im Test

Gelingt EA SPORTS mit dem Gameplay in FIFA 23 ein Volltreffer?

Gelingt EA SPORTS mit dem Gameplay in FIFA 23 ein Volltreffer? EA SPORTS

"Entscheidend is' auf'm Platz", brachte einst Alfred Preißler auf den Punkt, worauf es beim Fußball wirklich ankommt. FIFA 23 will sich diese Weisheit zu Herzen nehmen: HyperMotion 2 soll für das realistischste Gameplay sorgen, das die Serie jemals gesehen hat. Neue Standards, Tacklings und Power Shots sollen ebenso dazu beitragen, wie eine Fülle an neuen Animationen, die stetig durch weitere automatisch erzeugte Animationen erweitert wird. 

Wer aber aufgrund der umfangreichen Ankündigungen eine Renaissance der Reihe erwartet und von einer Revolution geträumt hat, sollte ganz schnell aufwachen: Riesige Unterschiede gibt es gegenüber dem Vorgänger auch in diesem Jahr nicht. Allerdings ist es EA SPORTS gelungen, erfolgreich an einigen Stellschrauben zu drehen, die über die sehr gelungene Optik hinausgehen.

FIFA 23 Bellingham Dribbling

FIFA 23: Das ändert HyperMotion 2

alle Videos in der Übersicht

Von Kontrolle und KI

So fühlt sich das Spiel nicht so schwammig an wie einige Vorgänger. Der Tanz auf Eierschalen, den es in den letzten Jahren öfter auf dem virtuellen Rasen zu bewundern gab, scheint größtenteils ausgemerzt. Sicherlich landet gerade zu Beginn nicht jeder Ball beim gewünschten Empfänger, doch die Bewegungen und Tricks der Akteure wirken insgesamt kontrollierter und griffiger.

    KICKER ESPORT TESTET FIFA

    Sehr kontrolliert agiert auch die gegnerische KI. Laufwege und Kombinationen wirken durchdacht, auf höheren Schwierigkeitsgraden ist ansehnlicher Fußball zu bewundern. Attribute, die die eigenen computergesteuerten Mitspielern leider vermissen lassen. Kaum bietet sich mal ein Angreifer mit einem cleveren Lauf an. Verteidiger lassen immer wieder Lücken - orientieren ihr Verhalten zu wenig am gruppentaktischen Vorgehen und zu sehr an der Bewegung des einen Kollegen, der aktiv mit dem Pad kontrolliert wird.

    Defensivarbeit kämpft mit bekannten Problemen

    Generell dürfte die Defensivarbeit ein heißes Thema in FIFA 23 werden. Denn mit den neuen Grätschen und Tacklings wird die Kunst des Verteidigens um einige Facetten reicher. Wer nach einem Zweikampf allerdings in Ballbesitz bleiben will, sollte weiterhin L2/LT gedrückt halten und in den ballführenden Gegner steuern, denn:

    Auch wenn die Tacklings insgesamt eher zu Ballgewinnen führen als in vergangenen Teilen, endet das Leder weiterhin gerne im Niemandsland oder wieder in den gegnerischen Reihen.

    Gelungener ist in der Arbeit gegen den Ball die neue harte Grätsche, die mit passendem Timing zum Lebensretter werden kann und das Spielgerät aus der Gefahrenzone befördert. Außerdem scheinen auch die teils abenteuerlichen Auto-Blocks der Vergangenheit anzugehören.

    Das adaptive Spielerwechseln (hier mit Ball als Fixpunkt) soll mehr Kontrolle beim Anwählen der Mitspieler ermöglichen.

    Das adaptive Spielerwechseln (hier mit Ball als Fixpunkt) soll mehr Kontrolle beim Anwählen der Mitspieler ermöglichen. EA SPORTS

    Neu ist hingegen das adaptive Spielerwechseln mit dem rechten Stick. Eine sinnvolle Änderung mit Potenzial. Kann es in puncto Richtung des angedachten Wechsels weiterhin zum unabsichtlichen Anwählen eines Kickers kommen, ist zumindest die Distanz des Spielerwechsels nun präzise zu kontrollieren. 

    Die Abwehr abschließend, seien auch noch die Keeper thematisiert, die weiterhin zwischen Genie und Wahnsinn agieren. Mal wird der hundertprozentige Treffer im letzten Moment verhindert, mal missrät die Auswahl der Animation beispielsweise beim manuellen Bewegen des Schlussmanns komplett und man wäre mit der vielzitierten Sporttasche Oliver Kahns zwischen den Pfosten besser bedient. 

    Gerade bei den Power Shots kann es dann und wann zu eigentlich vermeidlichen Treffern kommen.

    Donnarumma und Kollegen kämpfen auch in FIFA 23 mit bekannten Anlaufschwierigkeiten.

    Donnarumma und Kollegen kämpfen auch in FIFA 23 mit bekannten Anlaufschwierigkeiten. EA SPORTS

    Gelungene Offensivaktionen mit Belohnungsfaktor

    Diese wuchtigen Abschlüsse sind aber dennoch nicht übermäßig stark, da sie zum einen sehr präziser Kontrolle benötigen, um überhaupt gefährlich auf den Kasten zu kommen, und zum anderen nur mit ausreichend Zeit und einer Menge Platz zu vollführen sind. Gelingt ein Tor, das nicht durch einen Torwartfehler begünstigt wurde, fühlt sich der Einschlag auch aufgrund der neu animierten Tornetze umso befriedigender an. 

    Selbiges gilt auch für Standardsituationen. Im komplett überarbeiteten Standard-System sind die ruhenden Bälle außerhalb des Strafraums herausfordernder geworden, bieten aber durch frei wählbaren Effet eine Menge Varianz. Gelingen Ecke oder Freistoß wie geplant, ist dies daher ein entsprechend belohnender Moment. So auch Elfmeter - zumindest zu Beginn des Spiels. Einmal erlernt, dürfte das richtige Timing, um den Ball optimal zu treffen, kein Problem mehr darstellen. 

    Standards wurden in FIFA 23 komplett überarbeitet.

    Standards wurden in FIFA 23 komplett überarbeitet. EA SPORTS

    Mehr Varianz verspricht außerdem der Umstand, dass außer den altbekannten Meta-Werten Geschwindigkeit und Beweglichkeit auch Physis eine größere Rolle im Offensivspiel einnehmen könnte. Denn nicht nur verändern die neuen und merklichen Sprinttypen den Aspekt des Tempos, physische Stärke und Überlegenheit ist im Zweikampf durchaus deutlich. Entsprechend stark dürften Karten sein, die beides kombinieren. 

    Fazit

    Es ist kein weltbewegender Schritt, den EA SPORTS mit dem Gameplay von FIFA 23 gegangen ist. In einigen Aspekten ist es aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, denn: Mit etwas weiterem Feintuning könnte ein Spiel entstehen, das facettenreicher und belohnender ist, als es in den letzten Jahren der Fall war.

    Die Geschichte zeigt allerdings, dass Patches oftmals auch eine Verschlimmbesserung der ursprünglichen Version darstellen können. Doch vielleicht gelingt EA SPORTS zum Ende einer langjährigen Serie auch hier ein Schritt in die richtige Richtung - und beschert einer ikonischen Reihe dadurch einen würdigen Abschied, wo es am meisten darauf ankommt: Auf dem Platz.

    Matti Jansen

    Nkunku und Trapp zeigen auf: Die besten Spieler der Bundesliga in FIFA 23