Bundesliga

FC Bayern bedauert Müller-Wohlfahrts Aus

Nach Rücktritt des langjährigen Arztes

FC Bayern bedauert Müller-Wohlfahrts Aus

Ende der Zusammenarbeit: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (r., mit Pep Guardiola) und der FC Bayern haben sich getrennt.

Ende der Zusammenarbeit: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (r., mit Pep Guardiola) und der FC Bayern haben sich getrennt. iamgo

"Der FC Bayern München hat mit Bedauern die Entscheidung von Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (72), seine medizinische Tätigkeit für den Klub niederzulegen, zur Kenntnis genommen. Speziell Dr. Müller-Wohlfahrt, aber auch sein Team, haben in den zurückliegenden Jahren erstklassige Arbeit für den Klub und seine Spieler geleistet. Hierfür gilt unser ausdrücklicher Dank. Der FC Bayern wird für die Nachfolgeregelung im medizinischen Bereich des Klubs zeitnah eine Lösung vorstellen. Bis dahin wird Dr. Volker Braun, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportmediziner, die Mannschaft des FC Bayern bei ihren Spielen begleiten", hieß er in der Pressemitteilung.

Müller-Wohlfahrt selbst hielt sich am Morgen nach seinem einschneidenden Schritt mit einer weiteren Stellungnahme zurück. "Ich will noch nichts sagen, es ist noch zu früh. Ich werde mich noch äußern, aber nicht heute", sagte er am Freitag mehreren Münchnern Medien.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
73
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
61
3
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
54

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Der Nationalmannschaftsarzt begründete seinen Rücktritt mit den Vorkommnissen nach dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League in Porto (1:3). "Aus uns unerklärlichen Gründen" sei die medizinische Abteilung "für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht" worden, hieß es in der Mitteilung. Man sehe dadurch das für eine erfolgreiche medizinische Arbeit notwendige Vertrauensverhältnis nachhaltig beschädigt. Über die genauen Gründe gab es keine weitere Auskunft, auch vom FC Bayern nicht.

Das Verhältnis zwischen Guardiola und Müller-Wohlfahrt war weit mehr als angespannt. Vor allem bei der Behandlung des über ein Jahr verletzten Spaniers Thiago gab es hinter den Kulissen mächtig Ärger. Bei Pressekonferenzen verweigerte Guardiola gegenüber den Journalisten stets die Auskunft über verletzte Spieler. "Frag die Ärzte", hieß seine Standardantwort.

Er war uns über viele Jahre ans Herz gewachsen.

Mediendirektor Markus Hörwick über Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Derzeit sind Arjen Robben (Bauchmuskelriss), Franck Ribery (Knöchelprobleme), Medhi Benatia (Muskelfaserriss), Javi Martinez (Kreuzbandriss) und David Alaba (Innenbandriss) verletzt. Philipp Lahm (Sprunggelenk) und Thiago (Innenband) kamen gerade erst zurück, Lahm fällt am Samstag allerdings mit einer Magen-Darm-Infektion aus.

Mediendirektor Markus Hörwick, der die Pressemitteilung von Müller-Wohlfahrt am Donnerstagabend noch gar nicht vorliegen hatte, eröffnete die Pressekonferenz am Freitag mit einer kurzen Erklärung: "Wir bedauern dies sehr und möchten uns bei ihm und seinem Team ausdrücklich bedanken. Er war uns über viele Jahre ans Herz gewachsen."

Knappes Statement von Guardiola

Hörwick ließ vor dem Spiel am Samstag in Hoffenheim (LIVE! ab 15.30 Uhr bei kicker.de) nur eine Frage zur Thematik zu, ging aber dazwischen, als der Zwist Guardiola versus Müller-Wohlfahrt angesprochen wurde. "Wir haben wichtige Tage vor uns, wir müssen uns auf unsere Ziele konzentrieren", versuchte Hörwick, das Sportliche in den Mittelpunkt zu rücken. Guardiolas Statement fiel erwartungsgemäß kurz aus. "Gestern Abend hat er mich informiert. Es war seine Entscheidung. Ich kann diese Entscheidung nur akzeptieren."

Lothar Matthäus bemühte sich auf Sky um eine Einschätzung der Lage. "Wenn Bayern München diese medizinische Abteilung verliert, heißt das ungefähr - zur Einordnung für den Fan - das Gleiche, wie wenn man Thiago, Robben und Ribery auf einmal als Spieler verliert", so der Rekordnationalspieler und langjähriger Profi des FC Bayern zur Bedeutung des Rücktritts.

Damit endet in München eine Ära, immerhin war Müller-Wohlfahrt seit dem 1. April 1977 für die Bayern tätig. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der prominente Arzt beim FCB hinschmeißt. Bereits 2008 hatte er nach Differenzen mit dem damaligen Trainer Jürgen Klinsmann hingeworfen, seine Tätigkeit nach Klinsmanns Entlassung aber wieder aufgenommen. Seit 1995 ist Müller-Wohlfahrt auch der Arzt der Nationalmannschaft.

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