Champions League

"Etwas Unterhaltung muss sein"

Barcelona: Ronaldinho vor dem Mega-Finale im kicker Interview

"Etwas Unterhaltung muss sein"

Mit guter Laune zum Erfolg: Barcelonas Ronaldinho.

Mit guter Laune zum Erfolg: Barcelonas Ronaldinho. Kicker

Wie fühlt man sich als bester Spieler der Welt in der populärsten Sportart, Ronaldinho?

Ronaldinho: Etwas seltsam. Eigentlich bereitet man sich nur darauf vor, Fußball zu spielen. Und wenn man dann als Profi heranwächst, sieht man, dass man nicht auf alles vorbereitet war. In der Kindheit träumt man von fantastischen Dingen, aber manchmal übertrifft die Realität sie noch. So wie bei mir. Manchmal denke ich, ich lebe in einem Traum. Ich verdanke einfach alles dem Fußball, das ist wundervoll.

So wie Ihr Spiel. Sind Sie angesichts Ihrer technischen Fähigkeiten nicht sauer, wenn ein Trainer Ihnen auch taktische Anweisungen gibt oder Ihnen Laufwege vorschreibt?

Ronaldinho: Manchmal, aber das ist normal. Einer muss eben Anweisungen geben, denn Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport, da muss man viel beachten. Wenn alles nur Spaß wäre, sollten wir alle zum Strand gehen.

Wenn man Sie manchmal auf dem Platz sieht, scheinen Sie alles perfekt zu erfüllen, was einen Sportler auszeichnet: Sie gewinnen alles, Sie sind der Beste, und nebenbei lachen Sie unbeschwert. Wie kriegen Sie das hin?

Ronaldinho: Das ist ganz natürlich. Ich liebe es, Fußball zu spielen. Fußball ist etwas Schönes. Wenn ich den Ball mit der Hacke weiterleite, Finten produziere oder meine Freistöße verfeinere, dann mache ich es einfach.


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Stimmt es, dass Sie zu Real Madrid hätten gehen können, aber der damalige Präsident Florentino Perez David Beckham bevorzugte?

Ronaldinho: So wird es erzählt, ja. Aber ich weiß es nicht. Für mich zählt, dass ich froh bin, bei Barca zu sein. Und wir haben das Gefühl, Geschichte schreiben zu können.

Zum Beispiel am Mittwoch gegen Arsenal. Barca war seit zwölf Jahren nicht mehr im Champions-League-Finale.

Ronaldinho: Das ist wirklich eine lange Zeit. Aber ich verweise auch darauf, wie wir spielen, auf unseren Teamgeist, wie wir den Ball behaupten, wie wir in der ganzen Welt anerkannt werden.

Haben Sie denn schon da- rüber nachgedacht, dass Barca sein letztes Endspiel verloren hat - 0:4 gegen den AC Mailand 1994?

Ronaldinho: Nein, und das belastet uns auch nicht. Die meisten von uns sind zu jung, um das bewusst im Hinterkopf zu haben. Heute haben wir andere Spieler.


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Wovor hat Barcelona noch Respekt gegen den FC Arsenal?

Ronaldinho: Sie haben auf dem Weg ins Finale ihre Stärken bewiesen. Das sind alles großartige Fußballer, aber die haben wir auch. Respekt ist da, aber wir fürchten sie nicht.

Gibt es einen Schlüssel zum Sieg?

Ronaldinho: Im Prinzip nicht. Es ist eben ein Finale. Wir müssen einfach spielen wie immer.

Die Meisterschaft gewann Barca recht souverän, allerdings nicht mit der Brillanz wie noch in der Saison 2004/05.

Ronaldinho: Den Eindruck könnte man haben. Aber es ist diskussionswürdig, denn die Gegner kennen uns inzwischen besser. Trotzdem sind wir die Besten. Aber auch in Spielen, in denen es nicht lief, konnten wir mit Geistesblitzen und individueller Klasse gewinnen.

Welche Rolle spielt Trainer Frank Rijkaard bei der Erfolgsstory?

Ronaldinho: Er ist fundamental wichtig für uns. Nicht nur wegen des taktischen Verständnisses, der Ausrichtung. Es ist auch die Art, wie er alles rüberbringt. Manchmal sagt er auch gar nichts, wenn er meint, dass es angebracht ist.

Gibt es überhaupt keine Probleme mit dem Coach?

Ronaldinho: Es war nicht einfach, sich an das Rotationsprinzip zu gewöhnen. Aber die Saison zeigt, dass wir gelernt haben, damit umzugehen. Der Erfolg gibt ihm ja letztlich Recht.

Würden Sie es begrüßen, wenn mit Arsenals Thierry Henry noch ein Top-Star zu Barca käme?

Ronaldinho: Er ist ein exzellenter Spieler, der selbst uns noch viel bringen würde. Aber es ist ja nichts perfekt in dieser Sache. Sicher würden wir mit ihm noch torgefährlicher, er wäre eine hervorragende Verstärkung. Er begeistert mich als Spieler und als Mensch, den ich bei der Ehrung zum "Weltfußballer des Jahres" kennen gelernt habe.

Es könnte ein Traumjahr mit drei Titeln - Meisterschaft, Champions League und WM - für Sie persönlich werden, zudem könnten Sie zum dritten Mal in Folge bester Fußballer der Welt werden . . .

Ronaldinho: . . . lass uns hoffen, dass alles klappt. Dann würde ein Traum wahr werden.

Interview: Sergio Levinsky