Englands Trainerin Sarina Wiegman nahm auch nach dem 4:0 gegen Schweden im Halbfinale keine Änderungen an ihrer Startelf vor und brachte damit auch im sechsten Turnierspiel dieselbe Startelf.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg entschied sich zunächst ebenfalls für die gleiche Anfangsformation wie beim 2:1 gegen Frankreich im Semifinale, zumal Bühl nach positivem Coronatest noch nicht als spielfähig erachtet wurde. Zusätzliches Pech für das DFB-Team: Torjägerin Popp musste nach dem Warmmachen kurzfristig passen, die frisch gebackene "Fußballerin des Jahres" Schüller rückte so in die Startelf.
Williamsons Hand und der VAR
Vor der EM-Rekordkulisse (Frauen und Männer) von 87.192 Zuschauern im ausverkauften Wembley-Stadion entwickelte sich eine intensive Partie auf Augenhöhe. White zwang Frohms früh per Kopf zum Eingreifen (3.), auf der Gegenseite klärte Bronze nach einem Schuss von Däbritz gerade noch mit dem Kopf (10.). Nachdem die deutsche Torhüterin auch gegen einen Kopfball von Bronze auf dem Posten war (19.), hatte Hegering nach einem Eckball aus ganz kurzer Distanz die größte Chance vor der Pause (26.), anschließend prallte der Ball noch an den hoch erhobenen Arm von Williamson, aber nach einem VAR-Check gab es dennoch keinen Elfmeter für das DFB-Team.
Statistiken zur Frauen-EM
Auch die Lionesses hatten vor der Halbzeit noch einmal den Torschrei auf den Lippen: White schoss per Direktabnahme knapp über die Querlatte (38.). In der Entstehung der Chance stand Mead zudem wohl knapp im Abseits.
Nach einer abwechslungsreichen ersten Hälfte, in denen beide Teams resolut in die Zweikämpfe gingen und schnell den Weg nach vorne suchten, ging es dennoch ohne Tore in die Pause.
Toone in Unterzahl, dann kommt Magull
Das deutsche Team erwischte nach der Halbzeit den besseren Start und kam durch die für Brand eingewechselte Waßmuth zu einer dicken Gelegenheit (48.). Kurz darauf verfehlte Magull aus guter Position das Tor mit der Pieke nur ganz knapp (50.). Wiegman reagierte mit einem Doppelwechsel und brachte Russo und Toone für White und Kirby in der Offensive (56.). Ein Wechsel, der schnell fruchtete: Ausgerechnet als die Lionesses gerade zu zehnt auf dem Feld waren, weil Mead verletzt ausschied, schickte Walsh Toone steil, die anschließend Frohms abgeklärt per Heber überwand (62.).
Lina Magull (Mi.) jubelt nach dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. IMAGO/Sportimage
Deutschland zeigte sich indes vom Rückstand nicht geschockt und forcierte noch einmal das Tempo. Magull scheiterte in der 66. Minute am Pfosten, ehe Schüller den Nachschuss genau auf Earps setzte. In der 79. Minute war es soweit: Nach Kombination über die beiden Eingewechselten Lohmann und Waßmuth erzielte Magull aus kurzer Distanz das verdiente 1:1 - und sorgte damit für die Verlängerung.
Kelly sorgt für die Entscheidung
Die Verlängerung war mehr geprägt von giftiger werdenden Zweikämpfen denn von spielerischen Highlights, wobei das deutsche Team weiter ein Plus an Spielanteilen für sich verbuchen konnte. Doch der entscheidende Treffer fiel nach einer Standardsituation auf der anderen Seite. Kelly spitzelte das Spielgerät nach einem Eckball im zweiten Versuch über die Linie und sorgte damit für die etwas schmeichelhafte Entscheidung zugunsten der Lionesses, die so ihren ersten EM-Titel feierten.
Für die deutsche Auswahl geht es schon am 3. September mit einem WM-Qualifikationsspiel in der Türkei weiter, England tritt am selben Tag in Österreich an.