Nationalelf

Deutschland gegen Frankreich: Fünf besondere Duelle

Fontaine schoss sich 1958 zu seinem WM-Rekord

Ein Spielverderber, eine Vorführung und zwei Teleskop-Arme: Fünf besondere Duelle mit Frankreich

Mann gegen Mann, mal brutal, mal beeindruckend: Deutschland gegen Frankreich über die Jahre.

Mann gegen Mann, mal brutal, mal beeindruckend: Deutschland gegen Frankreich über die Jahre. imago images (2), Getty Images

Vier Tore für ein Halleluja

Just Fontaine ist tot, doch sein Rekord währt vielleicht ewig: Die 13 Tore des französischen Nationalstürmers in sechs Spielen bei der WM 1958 in Schweden wurden in den vergangenen 50 Jahren nicht mehr annähernd gefährdet und längst zum Mythos.

Die einmalige Ausbeute kam damals aber nur zustande, weil Fontaine auch im Spiel um Platz drei noch mal richtig Gas gab. Beim turbulenten 6:3 gegen Deutschland eröffnete und beschloss der dynamische Rechtsfuß den Torreigen, insgesamt traf er - zum 1:0, 3:1, 5:2 und 6:3 - gleich viermal. Sein torreichstes Spiel auf dem Weg zum Fabelrekord.

Die "Nacht von Sevilla"

Das WM-Halbfinale 1982, als sich Frankreich unter den Großen der Welt etablierte, müsste man eigentlich in einem eigenen Text erzählen - hier erinnern sich Pierre Littbarski und Co. daran.

Die größten Duelle

Deutschland hatte sich beim Weltturnier in Spanien nach großen Tönen durch die peinliche Auftaktniederlage gegen Algerien und die "Schande von Gijon" sowieso schon unbeliebt gemacht, im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan zu Sevilla sorgte das Publikum im Halbfinale gegen die populären Franzosen quasi für ein Auswärtsspiel.

Die Stimmung zugunsten der "Brasilianer Europas" erreichte ihren Höhepunkt, als Deutschlands Torhüter Harald "Toni" Schumacher den Franzosen Patrick Battiston so rüde abräumte, dass dieser sich ein Schädeltrauma und einen Halswirbelriss zuzog. Vier Zähne verlor er auch. Elfmeter und Rot hätte es geben müssen, es gab Abstoß für Deutschland.

Umso empörter war die Fußballwelt, als ausgerechnet Schumacher - nachdem Frankreich in der Verlängerung mit 3:1 in Führung gegangen war, Deutschland aber durch ein Fallrückzieher-Tor von Klaus Fischer noch zum 3:3 ausgeglichen hatte - im ersten Elfmeterschießen der WM-Geschichte auch noch zum Helden wurde. Ein zeitloser Klassiker.

Klaus Fischers Fallrückzieher gegen Frankreich

Akrobatisch ins Glück: Der unvergessene Fallrückzieher von Spezialist Klaus Fischer. imago sportfotodienst

Rolff lässt Platini verpuffen

Nachdem sich die französischen Schönspieler um Spielmacher Michel Platini bei der Heim-EM 1984 mit Silberware belohnt hatten, sollte bei der WM 1986 in Mexiko die Krönung her - und am besten auch gleich die Revanche gegen Deutschland, auf das man erneut im Halbfinale traf. Und das erneut zum Spielverderber wurde.

Die Schlüsselspieler der Franzosen waren nicht nur vier Jahre älter geworden, sie hatten auch mehr als 120 Minuten aus dem epischen Viertelfinale gegen Brasilien in den Knochen. Physisch ohnehin überlegene Deutsche setzten Manndecker Wolfgang Rolff erfolgreich auf Platini an, schossen durch Andreas Brehme und Rudi Völler die Tore und zogen durch einen ziemlich ungefährdeten 2:0-Sieg abermals ins Endspiel ein, das - wie schon vier Jahre zuvor - allerdings verloren ging.

Zidane und Co. zu elegant

Im November 2003 begrüßte Vizeweltmeister Deutschland, der sich zu diesem Titel mehr grandios pariert (Oliver Kahn) und schmeichelhaft geschossen (Michael Ballack) als überzeugend gespielt hatte, Frankreichs große Generation. Ein gutes halbes Jahr vor dem bitteren Gruppen-Aus bei der EM 2004 konnte die Mannschaft von Rudi Völler nur körperlich dagegenhalten.

Als die französischen Ausnahmekönner um Zinedine Zidane, Thierry Henry und David Trezeguet nach der Pause mit eleganten Drehungen und lässigen Übersteigern einen Gang hochschalteten, stand es in Gelsenkirchen schließlich 0:3. Eine Vorführung. Und das achte Spiel in Folge, das Deutschland gegen "eine große Nation" (kicker) nicht gewinnen konnte. Noch war der Aufschwung, der unter Jürgen Klinsmann und Joachim Löw erfolgen sollte, nicht abzusehen.

Christian Wörns gegen Thierry Henry

Eine Nummer zu groß: Christian Wörns kann Thierry Henry (re.) nicht halten. imago images

Zwei Teleskop-Arme, zwei verschiedene Ausgänge

2014, als einige schon nicht mehr damit gerechnet hatten, krönten sich Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. unter Löw, bei der WM in Brasilien. Vor allem das unvergessliche 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien täuscht aber darüber hinweg, dass die Reise zu Deutschlands viertem Stern gar nicht so geschmeidig verlief.

Schon im Achtelfinale gegen Algerien hatte das DFB-Team zittern und sich auf einen überragenden Manuel Neuer verlassen müssen - ähnlich im Viertelfinale gegen Frankreich, das trotz des 1:0-Siegtreffers von Mats Hummels nach einem Standard eigentlich das etwas bessere Team war. Karim Benzema hätte in den Schlussminuten beinahe den Ausgleich besorgt, scheiterte wuchtig aus spitzem Winkel jedoch an Neuers emporgerissenem "Teleskop-Arm".

Diesmal folgte die Revanche, schon zwei Jahre später. Frankreich gewann bei der zweiten EM im eigenen Land das Halbfinale gegen Deutschland mit 2:0, als Schweinsteigers abgestreckter Arm einen Elfmeter verursachte. So wie Frankreich den Anfang vom Ende der Ära Löw.

Niklas Baumgart

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