3. Liga

Dresden: Nikolaou geht, Knipping kommt, Löwe bleibt

Drei Personalentscheidungen bei Dynamo

Dresden: Nikolaou geht, Knipping kommt, Löwe bleibt

Geht, kommt, bleibt: Jannis Nikolaou, Tim Knipping und Chris Löwe.

Geht, kommt, bleibt: Jannis Nikolaou, Tim Knipping und Chris Löwe. imago images

Auch wenn es sich Becker anders gewünscht hätte: Defensivallrounder Jannis Nikolaou wird den Schwarz-Gelben bei der Mission Wiederaufstieg nicht helfen können. Der 26-Jährige Linksfuß wechselt nach kicker-Informationen (inzwischen haben die Vereine den Transfer offiziell bestätigt) zum Zweitligaaufsteiger Eintracht Braunschweig, wo er einen Dreijahresvertrag erhält. Die Braunschweiger profitieren bei der Verpflichtung des Deutsch-Griechen von einer Klausel, die es Nikolaou im Falle des eingetretenen Zweitligaabstiegs von Dynamo ermöglicht, den Verein vergleichsweise bezahlbar zu verlassen. Über die Existenz der Klausel berichtete der kicker am 8. Juli. Über die konkreten Ablösemodalitäten vereinbarten die Vereine das mittlerweile branchenübliche Stillschweigen. Nichtsdestotrotz: Für Dynamo ist der Abgang seiner Nummer 4 ein herber Schlag.

Als Nikolaou im Juli 2018 als Neuzugang bei Dynamo Dresden vorgestellt wurde, war der damals 24-Jährige für viele ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Zwar hatte der gebürtige Bonner zu diesem Zeitpunkt bereits 99 Drittligaspiele für Rot-Weiß Essen (2015-17) und die Würzburger Kickers (2017-18) absolviert. Die Wenigsten aber trauten dem Linksfuß direkt den Sprung in die Startformation zu. In seiner ersten Zweitligasaison kam er auf 28 Einsätze. Ein beachtliche Anzahl, wenn man bedenkt, dass Dynamo zu jenem Zeitpunkt mit Rico Benatelli (jetzt St. Pauli) und Marco Hartmann (momentan vereinslos, soll aber bei den Schwarz-Gelben verlängern) zwei gestandene Profis im Kader hatte. Zudem stieß der zum damaligen Zeitpunkt aufstrebenden Youngster Dzenis Burnic (Borussia Dortmund) zum Team. Ungeachtet der großen Konkurrenz etablierte sich der mittlerweile 26-jährige Nikolaou unter allen vier Trainern seiner Dynamo-Karriere (Uwe Neuhaus, Maik Walpurgis, Cristian Fiel, Markus Kauczinski) zu einer echten Konstante.

Alles andere als konstant war jedoch die Position des Linksfußes. Sowohl als Sechser, Achter, im Zentrum der Viererabwehrkette oder in einer Dreierkette mit flexibler Rollenverteilung wusste Nikolaou zu überzeugen. Auch wenn sein Notenschnitt von 3,6 etwas täuschen mag - der 1,83 Meter große Defensivakteur gehörte in der vergangenen Saison zu den Lichtblicken im schwarz-gelben Trikot. Für Dynamo ist der Wechsel gleich doppelt bitter. Im geplanten Neuaufbau des Teams unter Sportgeschäftsführer Ralf Becker und Trainer Markus Kauczinski war für Nikolaou eine tragende Rolle vorgesehen. Anhand der über zwei Jahre gezeigten Leistungen in Kombination mit seiner herzlichen und stets ehrlichen Art wäre ihm die Rolle als Führungsspieler definitiv zuzutrauen gewesen.

Knipping erhält Zweijahresvertrag

Eben jene unfreiwillig frei gewordene Führungsrolle soll nun Tim Knipping einnehmen. Der 27 Jahre alte Innenverteidiger des SSV Jahn Regensburg absolvierte zunächst den Medizincheck in Dresden und wurden anschließend am frühen Montagabend offiziell vorgestellt. Der 1,91 Meter große Abwehrrecke erhält einen Zweijahresvertrag, der nach kicker-Informationen sowohl für die 2. als auch für die 3. Liga gilt. Obendrein soll das Engagement des in Kassel geborenen Knipping eine Option auf eine dritte Spielzeit bei den Sachsen enthalten. Dem Vernehmen nach soll der Linksfuß trotz Vertrag beim Jahn bis 2021 ablösefrei kommen - offiziell herrscht laut SGD aber "Stillschweigen" über die Ablösemodalitäten.

Die Entscheidung, Knipping ziehen zu lassen, passt zur Philosophie der Regensburger. Die Donaustädter sind dafür bekannt, dass sie Spielern, die mit ihrer Rolle im Verein unzufrieden sind, sich aber dennoch stets in den Dienst der Mannschaft gestellt haben, keine Steine in den Weg legen. In der vergangenen Saison kam Knipping lediglich auf 15 Einsatz, stand nur fünf Mal in der Startelf. Zudem verfügt der Verein mit Marcel Correia (31) und Sebastian Nachreiner (31) über zwei gestandene und zuverlässige Innenverteidiger.

Für Dynamo könnte Knipping zum Glücksfall werden. Zum einen kann er die Position in der Innenverteidigung, die durch Nikolaous Weggang frei wird, ideal besetzen. Mit seiner Körpergröße von 1,91 Metern steht Knipping für Kopfballstärke. Aber auch mit dem Ball am Fuß kann der nun baldige Ex-Regensburger gut umgehen. Außerdem zeichnet den Defensivakteur ein von Haus aus großes Selbstvertrauen aus. All diese Attribute könnten dafür sprechen, dass Dynamo in Knipping seinen neuen Abwehrchef sieht.

Dynamo und Knipping - es könnte für beide ein Neustart werden. Dynamo muss sich in der Drittklassigkeit beweisen, will schnellstmöglich wieder aufsteigen. Auch der Innenverteidiger will nach drei Seuchenjahren, in denen ihn Verletzungen (Schienbeinbruch, Innenbandverletzung, Bandscheibenvorfall) immer wieder zurückwarfen, wieder durchstarten. Knipping die ist der erste Neuzugang unter Ralf Becker.

Löwe: "Ich musste das Erlebte erst einmal einordnen"

Nachdem am Freitag bereits die Verträge von Ersatztorwart Patrick Wiegers (bis 2022, ein weiteres Jahr Option) und Nachwuchskeeper Stefan Kiefer (bis 2022) verlängert wurden, herrscht nun auch über die Zukunft von Chris Löwe Klarheit. Der gebürtige Plauener hatte nach dem bitteren Saisonabschluss inklusive hochemotionaler DFL-Kritik darüber nachgedacht, seine Karriere vielleicht zu beenden. Der Abstieg mit Dynamo war der zweite in zwei Jahren, nachdem Löwe mit Huddersfield 2018/19 nicht in der Premiere League bestehen konnte. "Ich hatte ernsthafte Gedanken aufzuhören. Das war nicht einfach so dahergesagt. Ich musste das Erlebte für mich selbst erst einmal einordnen, verarbeiten und mir darüber klarwerden, ob ich die Kraft und Motivation habe, weiterzumachen. Diese Überlegungen waren unabhängig vom Ausgang der vergangenen Saison", so der 31-jährige Außenverteidiger in einer Mitteilung des Vereins. "Am Ende bin ich gemeinsam mit meiner Familie zu dem Schluss gekommen, dass ich weitermache und auch in der kommenden Spielzeit für Dynamo auflaufen werde. Ich habe gemerkt, dass nach dieser unfreiwilligen Corona-Pause vieles von dem, was mich über Jahre hinweg ausgezeichnet hatte, wieder zu 100 Prozent da war. Ich freue mich darauf, dass es bald wieder losgeht", erklärt Löwe.

Seit gut zwei Wochen ist Ralf Becker bei Dynamo als neuer Sport-Geschäftsführer tätig. Nachdem am heutigen Montag drei wichtige Personalentscheidungen gefallen sind, sollen in den kommenden Tagen weitere fallen.

Lucas Böhme/kon