BVB-Trainer Lucien Favre hatte einige Personalprobleme zu lösen. Unter anderem fehlten ihm Kapitän Reus, Zagadou sowie die beiden Mittelfeldabräumer Witsel und Can. Kurzfristig fiel dann auch noch Youngster Reyna aus, der vor seiner Startelfpremiere stand. Dafür gab Delaney nach monatelanger Verletzungspause sein Comeback.
Schalke-Coach David Wagner hatte ebenfalls ein Personalpuzzle zu lösen, doch im Unterschied zu seinem Trainerkollegen hatte er deutlich mehr Alternativen als vor der "Corona"-Pause. In der Abwehr lief Sané erstmals seit September wieder auf, Mittelfeldmann Serdar konnte die spielfreie Zeit ebenso nutzen, um wieder fit zu werden.
Eine gespenstische Atmosphäre herrschte in Deutschlands größtem Fußballstadion, als um kurz nach 15.30 Uhr das 156. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 angepfiffen wurde. Anstelle der üblichen 80.000 Zuschauern waren die 22 Akteure auf dem Rasen nahezu unter sich. Für die Schalker war dies beim Gastspiel in Dortmund keineswegs ein Nachteil. So gingen die Knappen von Beginn an früh drauf und setzten die Schwarz-Gelben im Spielaufbau unter Druck.
Der BVB benötigte ein paar Minuten länger, um richtig im Spiel anzukommen. Nach einer Brandt-Flanke näherte sich dann Haaland seinem zehnten Saisontreffer an, traf jedoch nur das Außennetz (24.). Auf der anderen Seite kam auch S04 zu seinem ersten Abschluss, allerdings spielte der Zufall dabei eine prominente Rolle: Akanji und Guerreiro klärten nicht entschlossen und holten so Caligiuri in die Aktion herein. Letzterer scheiterte daraufhin aber am aufmerksamen Bürki (26.).
Natürlich Haaland - Schubert unter Druck
Es folgte eine blitzsauber herausgespielte Stafette des BVB: Den Absatztrick Brandts folgte die maßgeschneiderte Flanke Hazards in Richtung des Elfmeterpunktes, wo Goalgetter Haaland sich ein bisschen Freiraum verschafft hatte und den Ball mit dem linken Fuß ins Schalker Tor tropfen ließ (29.). Der Treffer tat Schwarz-Gelb richtig gut, die Favre-Elf trat fortan viel dominanter auf und kam zu weiteren Chancen.
Noch vor der Pause fiel dann auch das 2:0: Torwart Schubert wurde von Haaland unter Druck gesetzt und leitete damit unfreiwillig den zweiten Gegentreffer ein. Den unkontrollierten Schlag des Schalker Keepers leiteten Dahoud und Brandt auf Guerreiro weiter, der mit einem präzisen Schuss halblinks im Strafraum traf (45.).
Bundesliga, 26. Spieltag
BVB kontert, Guerreiro zaubert
Mit frischem Personal (Burgstaller, Matondo) und neuem Mut kam Schalke aus der Kabine, in der Hoffnung, der Partie noch einmal eine andere Richtung zu verpassen. Doch nach einem Ballverlust am Dortmunder Strafraum ging es plötzlich ganz schnell: Haaland auf Brandt und der zu Hazard - 3:0 (48.). Haaland hatte in der Entstehung von Sané einen Schlag auf den Fuß bekommen, konnte aber weiterspielen.
Natürlich Erling Haaland: Der BVB-Topstürmer erzielte das 1:0 im Derby und brachte den BVB damit auf die Siegerstraße picture alliance
Weiterspielen galt auch für den gesamten BVB. Denn trotz der komfortablen Führung ließen es die Favre-Schützlinge nicht weniger intensiv angehen. Stattdessen setzte sich Guerreiro sein persönliches Sahnehäubchen auf: Nach einem Doppelpass mit Haaland zauberte der portugiesische Nationalspieler den Ball mit dem linken Außenrest traumhaft ins Schalker Tor zum 4:0 (63.).
Die letzte halbe Stunde nutzten beide Trainer, um munter durchzuwechseln. So erhielten Miranda, Schöpf und Becker auf Schalker Seite, und Sancho, Götze und Schmelzer auf Dortmunder Seite noch ein paar Einsatzminuten. Am Ergebnis änderte sich nichts mehr, sodass Schwarz-Gelb den höchsten Derbysieg seit dem 12. November 1966 (6:2) zu Buche stand.
Am kommenden Wochenende tritt Dortmund samstags (15.30 Uhr) in Wolfsburg an, Schalke empfängt tags darauf (13.30 Uhr) den FC Augsburg.