Bundesliga

Die Klubs können auch Nein sagen

Kommentar: Das Ende der Transferperiode

Die Klubs können auch Nein sagen

Beide sorgten in der Sommer-Transferperiode für Schlagzeilen: Thomas Müller und Kevin De Bruyne (re.).

Beide sorgten in der Sommer-Transferperiode für Schlagzeilen: Thomas Müller und Kevin De Bruyne (re.). imago

Wäre damit etwas gewonnen? Eher nicht, denn dann werden die hektischen Aktivitäten der letzten Augusttage halt eben um ein paar Tage oder Wochen vorverlegt. Außerdem widersprechen einem solchen Bestreben die unterschiedlichen Startzeiten in den europäischen Ligen.

Unausgewogen ist genauso der Vorschlag, die Wechselperiode im Winter komplett zu löschen. Ersatzkräfte ohne jede oder mit geringer Perspektive auf Einsatzmöglichkeiten hätten bei dieser Regelung eine harte Zeit zu ertragen, die innerbetriebliche Atmosphäre in den Mannschaften wäre bei dieser Aussichtslosigkeit, mit der einige Spieler konfrontiert wären, bedroht. Berufsrisiko eines Profis? Sicher auch. Aber Spieler ohne Wettkampfpraxis verlieren an Qualität und somit an Wert, wovon auch die Klubs negativ betroffen wären. Und die finanzstarken Vereine Europas würden ihre Belegschaften gewiss noch mehr aufblähen.

Immerhin ist es aber schon eine erfreuliche Selbsteinsicht, wenn Hauptdarsteller und Verantwortliche des Fußballs die jüngste Entwicklung hinterfragen. Die Neureichen aus England haben ab kommendem Jahr bis 2019 an Euro mindestens 3,2 Fernseh-Milliarden pro Jahr zur Verfügung, im Vorgriff auf diese üppige Summe haben sie schon in diesem Sommer den Markt mit absurden Ablösesummen geflutet: Hoffenheim kassierte für Roberto Firmino von Liverpool angenehme, aber irrwitzige 41 Millionen, Leverkusen für Heung-Min Son genauso absurde 30 Millionen oder Augsburg für Abdul Rahman Baba arg überraschende 25 Millionen.

Das prominenteste Beispiel heißt Kevin De Bruyne, dessen Verkauf an Manchester City den VfL Wolfsburg mit 75 Millionen Euro beglückt hat. Klaus Allofs und Kollegen haben einen Teil des Geldes reinvestiert, Julian Draxler und Dante kamen. Das Fußball-Niveau des Pokalsiegers und Bundesliga-Zweiten 2015 muss nicht zwangsläufig abstürzen, auch wenn Deutschlands Fußballer des Jahres 2015, De Bruyne, mit seinen Auftritten in der vorigen Saison schon eine Attraktion darstellte und die gute Gesamtleistung der Wolfsburger enorm beeinflusste.

Die Vereine können auch anders entscheiden

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild kicker

Aber die Wolfsburger Macher hätten wie ihre Kollegen, die in den anderen Klubs Spieler in die Premier League ziehen ließen, durchaus nein sagen können; De Bruynes Vertrag galt bis 2019. Die Münchner Entscheider - zugegeben, sie tun sich bei ihrem Festgeldkonto leichter - haben das Angebot von Manchester United für Thomas Müller zurückgewiesen. Die Dortmunder mit Hans-Joachim Watzke an der Spitze haben diese Konsequenz bei Robert Lewandowski so praktiziert, als der Ausnahemstürmer im Juli 2013 und ein Jahr vor Vertragsende zum FC Bayern wechseln wollte.

Der Mittelstürmer brachte trotzdem seine Leistung und holte sich mit 20 Bundesliga-Toren die kicker-Torjägerkanone. Auch wenn die BVB-Bosse Lewandowskis Gehalt für dessen letztes Arbeitsjahr in Dortmund aufgebessert haben, so würde sich doch jeder Profi irgendwann eines Besseren besinnen, wenn er sich bei einer abgelehnten Freigabe verweigerte und auf der Tribüne säße.

Die Vereine haben also auch die Möglichkeit zum Veto, außerdem mehrere Chancen, diese Großeinnahmen gezielt zu verwenden: in den Schuldenabbau; in strukturelle Verbesserungen; in noch mehr Nachwuchsförderung, die ohnehin überprüft werden muss; in die Anstellung neuer verheißungsvoller, noch unentdeckter Spieler. In Steine und in Beine.

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