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Die drei Probleme des FC Bayern

Boateng nach 0:1 bei Atletico: "Wir müssen ehrlich sein"

Die drei Probleme des FC Bayern

"Da müssen wir uns ein Beispiel nehmen": Jerome Boateng, hier im Duell mit Fernando Torres.

"Da müssen wir uns ein Beispiel nehmen": Jerome Boateng, hier im Duell mit Fernando Torres. imago

Aus Madrid berichtet Frank Linkesch

Die Neun brachte Carlo Ancelotti kein Glück. Nach acht Pflichtspielsiegen zum Start in seiner Zeit beim FC Bayern, erwischte es den Italiener und seine Mannschaft beim verdienten 0:1 bei Atletico Madrid nun erstmals. "Wir waren in den Zweikämpfen nicht bissig, nicht entschlossen genug. Wir haben auch zu viele Bälle verloren und zu langsam gespielt. Es war keine gute Leistung", übte Ancelotti Kritik. Aber: "Es war nur ein Spiel, beim nächsten Mal wird es wieder besser." Nicht zufrieden war auch Thomas Müller: "Wir werden anschauen müssen, warum wir selbst nicht so zu unserem Spiel gefunden haben."

Champions League - Vorrunde, 2. Spieltag
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Champions League - Tabelle - Gruppe D
Pl. Verein Punkte
1
Atletico Madrid Atletico Madrid
6
2
Bayern München Bayern München
3
3
PSV Eindhoven PSV Eindhoven
1

Drei Probleme traten bei der Niederlage gegen einen allerdings erstklassigen Gegner zutage:

Rhythmuswechsel: Atletico presste abwechselnd sehr hoch und aggressiv, zog sich dann wieder tief zurück. Gingen sie vorne drauf, mussten sich die Münchner oftmals mit langen Bällen nach vorne behelfen, verloren da aber den Ball prompt wieder und gerieten dadurch unter Druck. Eine Erfahrung, die sie in der Bundesliga nur ganz selten machen. Im eigenen Spiel fehlten den Bayern diese Tempowechsel, dadurch waren sie zu leicht auszurechnen. Zeitweise sah es aus wie beim Handball, der Strafraum war in diesem Fall der Kreis, um den herum sich die Bayern die Bälle zuspielten. In die gefährliche Zone vor Atleticos Tor kamen sie dadurch zu selten.

Das Zentrum: Nach hinten waren die Bayern offen bei schnellem Umschalten, nach vorne fehlte im Strafraum die Präsenz. Unter Ancelotti sind die beiden Achter mehr für den Spielaufbau zuständig als etwa Xabi Alonso auf der Sechs. Arturo Vidal wich jedoch oft auf die linke Seite aus, um David Alaba defensiv zu helfen. Auch Thiago war häufig hinten gebunden, beide rückten kaum in den Sechzehner nach. Das galt auch für die beiden Flügelspieler Franck Ribery und, mit Abstrichen, Thomas Müller, obwohl beide im ersten Durchgang noch die besten Chancen hatten. Robert Lewandowski rieb sich teilweise gegen drei Gegner auf. "Vom Gefühl her hatten wir wenig Spieler im Zentrum", analysierte Müller treffend.

Wie Atletico gegen den Ball arbeitet, da müssen wir uns ein Beispiel nehmen.

Jerome Boateng

Schnelligkeit: Verloren die Bayern den Ball, bekamen sie beim schnellen Umschaltspiel Atleticos Probleme, insbesondere Xabi Alonso, aber auch Philipp Lahm und Javi Martinez. Umgekehrt fehlte das Tempo als Überraschungsmoment in der Offensive, das sah auch Ancelotti so: "Wir haben zu langsam gespielt."

Unter dem Strich stand eine verdiente Niederlage, die die Bayern im Kampf um den Gruppensieg unter Zugzwang bringt, dafür muss jetzt im Rückspiel eventuell ein Sieg mit zwei Toren Differenz her, sollte sich Atletico keinen Ausrutscher leisten. Die Simeone-Elf empfiehlt Jerome Boateng gar als nachahmenswert: "Wie Atletico gegen den Ball arbeitet, da müssen wir uns ein Beispiel nehmen."

Der Weltmeister übte offen Kritik: "Es ist wichtig zu analysieren und ehrlich zu sein. Das war kein gutes Spiel von uns. Wir sind jetzt nicht an die Wand gespielt worden, aber wir haben einfach nicht gut genug gespielt, um hier etwas mitzunehmen." Die erste Chance zur Wiedergutmachung kommt bereits am Samstag, wenn der gut gestartete 1. FC Köln in München zu Gast ist.

Bilder zur Partie Atletico Madrid - Bayern München