Nationalelf

DFB schreibt 30,9 Millionen Euro Verlust

Umgang mit Ehrenkarten könnte vier Millionen Euro kosten

DFB schreibt 30,9 Millionen Euro Verlust

Beim DFB läuft es derzeit alles andere als rund.

Beim DFB läuft es derzeit alles andere als rund. imago/onemorepicture

Nach kicker-Informationen wird sich der Fehlbetrag, den Schatzmeister Stephan Grunwald den Kollegen präsentiert, auf satte 30,9 Millionen Euro summieren. Das sind dramatische Zahlen für den Verband. Zwar hatte Grunwald bereits vor Wochen ein Minus im zweistelligen Millionenbereich angekündigt. Dass es aber mehr als 30 Millionen sein werden, überrascht selbst intime Kenner. Zustande kommt der Fehlbetrag vor allem ob der ständigen Differenzen mit dem Fiskus.

Falsch abgerechnete Bewirtungsbelege, ein Steuerverfahren und eine Bandenwerbung

Denn operativ hätte der DFB mit 18,4 Mio. sogar ein sattes Plus ausgewiesen. Doch Rückstellungen belasten das Ergebnis: 3,1 Mio. Euro wegen zwischen 2012 und 2020 falsch abgerechneter Bewirtungsbelege, 16,8 Mio. wegen eines Steuerverfahrens um die Namens- und Logorechte im "Adidas"-Sponsoring und satte 30,9 Mio. wegen der drohenden Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die Jahre 2014 und 2015. Dabei geht es um die Frage, ob der Verband die Einnahmen aus der Bandenwerbung in der steuerfreien Vermögensverwaltung hätte verbuchen dürfen.

Thumbnail

Flick, Bierhoff … Klopp? Welche Konsequenzen muss der DFB ziehen?

alle Videos in der Übersicht

Intern soll es darüber unterschiedliche Auffassungen gegeben haben. Und auch die Steuerfahnder sehen das anders. Im Oktober 2020 fand deshalb eine Razzia statt, obgleich der DFB die entgangenen Steuern in Höhe von 4,7 Mio. Euro bereits nachgezahlt hatte. Die Staatsanwaltschaft geht offenbar von einem Vorsatz der damaligen Führung aus. Die Verfahren gegen Ex-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius und Ex-Präsident Reinhard Grindel wurden gegen Geldauflage eingestellt. Lediglich Grunwalds Vorgänger, Dr. Stephan Osnabrügge, stimmte der Einstellung nicht zu. Im schlimmsten Fall könnte das den DFB also 30,9 Mio. Euro kosten.

Auch im "Adidas"-Verfahren hatte der DFB im Januar 2021 erklärt, dass vorsorglich "eine Nachmeldung auf Basis einer Maximalbetrachtung an das Finanzamt" erfolgt sei. Die Bewirtungsproblematik hatte der DFB proaktiv den Behörden gemeldet. Es geht also bei den millionenschweren Rückstellungen "nur" um Strafen und die Aberkennung der Gemeinnützigkeit - für einen Verband, dessen ureigene Aufgabe die gemeinnützige Förderung des Fußballs ist.

Eine Rückerstattung von bis zu 25 Millionen Euro ist möglich

Grunwald jedenfalls ist nicht zu beneiden, muss er nun der Öffentlichkeit die schockierenden Zahlen beibringen, für die seine Vorgänger verantwortlich sind. Als er vor einigen Wochen die nötigen Rückstellungen ankündigte, gab sich der neue Schatzmeister genau wie DFB-Steueranwalt Dr. Olaf Leisner jedoch siegesgewiss. Und: Ob der Pleite der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main in der Sommermärchen-Affäre darf der Verband auf eine Rückerstattung von bis zu 25 Mio. Euro hoffen. Eine entsprechende Klage beim hessischen Finanzgericht in Kassel ist anhängig.

Neben den genannten Rückstellungen drückt eine weitere Steuersache auf die Bilanz: die Sache mit den Frei- und Ehrenkarten. Das Bundeszentralamt für Steuern hat die Vergabe dieser bemängelt. Grunwald teilte bereits im Juli mit, dass der DFB auch hierfür Rückstellungen bilden müsse. Nun ist die Größenordnung klar: 4,15 Mio. Euro. Noch laufen die Gespräche mit den Behörden dazu allerdings.

Vor allem Ex-Präsident Fritz Keller hatte intern immer wieder den Finger in die steuerliche Wunde gelegt. Nach der Razzia im Oktober 2020 bildeten sich zwei Fronten: Neuling Keller gegen die alteingesessenen Osnabrügge, Curtius und Dr. Rainer Koch. Keiner aus dem Quartett ist mehr Teil des DFB, dem seit März 2022 mit Bernd Neuendorf ein neuer Präsident vorsteht. Neben der handfesten sportlichen Krise, die das WM-Aus mit sich bringt, wird sich der SPD-Politiker spätestens jetzt auch mit den Altlasten herumplagen müssen. Zumal der Verband nach wie vor keinerlei Licht in die Affäre um den üppig honorierten Medienberater Kurt Diekmann gebracht hat, die augenscheinlich der Auslöser im Machtkampf zwischen Keller sowie Koch und Konsorten war.

Benni Hofmann