Deutschlands Auswahlcoach Guido Streichsbier nahm gegenüber dem 3:0-Erfolg gegen Österreich zwei personelle Veränderungen vor. Reese und der Gelb-gesperrte Fechner rutschten aus der ersten Elf, Mittelstädt und Besuschkow sprangen ein.
Sein Gegenüber Aron Winter rotierte im Vergleich zum deftigen 1:5 gegen Frankreich auf drei Positionen: Lelieveld, Eiting und Dekker starteten anstelle von Zeefuik, Lammers und Paal.
Der letzte Pass kommt nicht an
Die deutsche Mannschaft riss das Spielgeschehen umgehend an sich, kombinierte gefällig und temporeich in die Spitze. Im letzten Drittel agierte der EM-Gastgeber aber zu unkonzentriert und brachte sich dadurch um gefährliche Torabschlüsse.
Gegen eine tiefstehende und destruktive Elftal dauerte es 17 Minuten, ehe es erstmals brenzlig wurde. Ochs legte einen Freistoß aus 22 Metern auf Besuschkow ab, dessen wuchtiger Flachschuss hauchzart am linken Pfosten vorbeizischte. Die DFB-Auswahl blieb am Drücker, Mittelstädt schloss zunächst aus halblinker Position im Strafraum zu zentral ab (23.). Nur eine Zeigerumdrehung später schlief die gesamte Oranje-Defensive bei einem kurz ausgeführten Eckball, Mittelstädt hob die Kugel nach einer flachen Hereingabe von rechts aber aus fünf Metern über den Querbalken (24.).
Ochs schaltet am schnellsten
Während sich das Team von Winter über die gesamte erste Hälfte mit Tempofußball zurückhielt, benötigte auch das DFB-Team nach einer kurzen Pause etwas Anlaufzeit. In der Schlussphase des ersten Durchgangs vergab Mittelstädt die Führung aus halblinker Position (39.), nach einem Stellungsfehler von ter Avest schlug es doch noch im Oranje-Kasten ein: Ochs spritzte dazwischen, scheiterte erst an van Osch und stolperte die Kugel anschließend aus sieben Metern über die Linie (43.) - die verdiente Pausen-Führung!
Den zweiten Durchgang ging Jong Oranje mit zwei frischen Kräften minimal offensiver an, Deutschland zog sich etwas weiter zurück und lauerte auf schnelle Tempogegenstöße. Einen solchen schloss Torschütze Ochs aus 21 Metern ab - Schlussmann van Osch tauchte rechtzeitig ab und angelte sich das Leder (54.). Auch die nächste Gelegenheit gehörte dem deutschen Team, Neumann nickte eine Horn-Flanke in Richtung rechte Ecke, wo ein Niederländer kurz vor der Linie das 0:2 verhinderte (59.).
Sorge um Serra - Nouri trifft im ersten Versuch
Auch nach einer Stunde machte die Winter-Elf keine Anstalten, mehr Risiko einzugehen. Stattdessen legte die inzwischen wieder klar spielbestimmende DFB-Elf wieder einen Zahn zu, Henrichs (62.) und Neumann (66.) kamen zu weiteren Gelegenheiten, verpassten aber das 2:0. Mit einer Schrecksekunde startete die Schlussphase der Partie: Der für den angeschlagenen Teuchert eingewechselte Serra musste nach einem Foul von ter Avest mit der Trage vom Platz gebracht werden (71.).
Den Schock verdaute die deutsche U 19 eigentlich problemlos, hatte alles im Griff - musste mit dem ersten Abschluss aber den Ausgleich hinnehmen: Nouri drehte einen Freistoß aus 17 Metern halbrechter Position ins Torwarteck, Müller stand schlecht und kam nicht mehr ran.
Schlussphase: Nichts für schwache Nerven
Gül hätte beinahe den alten Abstand wiederhergestellt, scheiterte aber an einer Fußabwehr von van Osch (84.). Etwas später stellte van der Heijden den Spielverlauf gänzlich auf den Kopf, nickte einen Freistoß von der Mittellinie aus 14 Metern in einem hohen Bogen in das linke Kreuzeck (88.). Doch damit nicht genug: Serdar warf sich in eine Conde-Ecke und köpfte die Kugel aus kürzester Distanz zum 2:2 über die Linie (90. +3) - Verlängerung!
Dort zeigte die DFB-Elf, dass sie noch mehr Kraftreserven im Tank hatte. Mittelstädt bestritt einen Zweikampf auf Höhe der Mittellinie konsequent und bewies dann Auge für den startenden und eingewechselten Mehlem, der frei vor van Osch die Nerven behielt und das 3:2 erzielte (96.). Der Treffer hinterließ bei Jong Oranje Wirkung, die Beine wurden von Minute zu Minute schwerer, die Konzentration schwächer. Auf dem Weg nach vorne initiierten die Winter-Schützlinge bis zur Pause keinerlei Gefahr.
Nach erfolgreichem Elfmeterschießen durfte die deutsche Elf jubeln. imago
Das änderte sich auch zunächst in der zweiten Hälfte der Verlängerung nicht, bis ein einfacher langer Ball wieder zu einem Treffer der Elftal genügte. Verdonk brachte die Kugel aus der eigenen Hälfte ins Sturmzentrum, wo Lammers den Fuß hinhielt und ihn am herausgeeilten Müller vorbeispitzelte (111.). Beide gingen die letzten Minuten mit offenem Visier an, Vlap vergab für die Niederlande eine Großchance (116.). Auf der Gegenseite zimmerte Henrichs die Kugel an den Querbalken, ehe Joker Iyoha sie Sekunden später freistehend aus sieben Metern nicht richtig traf (120.).
Henrichs hat das letzte Wort
In der Elfmeter-Lotterie zeigten sich zunächst alle nervenstark, ehe Conde als Erster verschoss. Nouri hatte für die Niederlande den Matchball, vergab aber ebenso wie Vlop. Letztlich verwandelte Henrichs den entscheidenden Strafstoß und sicherte dem DFB-Team das Ticket für die U-20-WM 2017 in Südkorea.