2:1 gewonnen, das Minimalziel Viertelfinale erreicht und am Samstag in Lyon gegen Rumänien oder Kroatien: Das ist die Bilanz der deutschen Nationalmannschaft des Achtelfinales. Aber wie schon in den Gruppenspielen zuvor war es eine mühsame Partie der DFB-Auswahl, die über weite Strecken mehr enttäuschte als überzeugte. In dieser Form und Formation stehen die Aussichten für eine weitere Erfolgsstory Deutschlands alles andere als vielversprechend. Es war kein Zug im deutschen Spiel, kein grundlegendes System und kein Tempo. Und die Schwächen der meisten deutschen Spieler - angefangen von dem unsicheren Köpke bis zu den Sturmspitzen - waren unverkennbar. Weil sich Kohler beim Aufwärmtraining verletzte, mußte Bundestrainer Berti Vogts kurzfristig Babbel einsetzen - eine weitere Schwächung. Bis auf den lange Zeit überragenden Matthäus und den zur Bestform auflaufenden Hamann blieben alle unter Form. So mußten wieder einmal die beiden Torgaranten Bierhoff und Klinsmann herhalten, um am Schluß gegen die biederen, aber emsigen Mexikaner den Sieg zu erreichen. Es fing schon beim Spielaufbau an, weil beide Außen viel zu passiv wirkten, weil Tarnat nichts als hohe Flanken schlug und Heinrich sich oft verzettelte. In der Defensivabstimmung waren große Löcher nicht zu übersehen, weil Helmer mehr als einmal am falschen Platz und dazu viel zu unbeweglich herumlief, Babbel seine Schwierigkeiten hatte und nur der überragende Matthäus mit einem blenden Stellungsspiel und seinem konstruktiven Aufbau ein annehmbares Ergebnis bis zur Pause zu verdanken war. Bierhoff hatte mit Kopfbällen zweimal Pech, umgekehrt aber besaßen auch die Mexikaner eine Riesenmöglichkeit zum 2:0, die sie mehr als leichtfertig vergaben. Vogts muß sich nun für das Viertelfinale zu einer neuen Konzeption entschließen, will er nicht bereits am Samstag endgültig scheitern. Die Versuche mit Häßler sollten endgültig vorbei sein und die Rufe nach Jeremies für Helmer werden immer lauter. Rainer Holzschuh