Torjägerkanone

Schweinfurt-Knipser Sturm fegt durch die 4. Liga

Die Torjägerkanone® für alle

Der Name ist Programm: Schweinfurt-Knipser Sturm fegt durch die 4. Liga

Schwebt aktuell auf einer Erfolgswelle: Schweinfurts Angreifer Severo Sturm

Schwebt aktuell auf einer Erfolgswelle: Schweinfurts Angreifer Severo Sturm IMAGO/Beautiful Sports

Die Torjägerkanone™ für alle

Der 1. FC Schweinfurt 05 schnuppert aktuell an seiner alten Stärke. Der vor allem in der vergangenen Saison kriselnde 1. FCS, der vor zwei Spielzeiten noch an das Tor zur 3. Liga geklopft hatte, inzwischen aber nicht einmal mehr unter Profibedingungen arbeitet, erwischte mit 14 Punkten aus den ersten sieben Partien einen sehr guten Saisonstart. Mit 16 Toren stellt der Tabellenvierte hinter Vilzing dabei die zweitbeste Offensive. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat Severo Sturm. Der 23-jährige Flügelspieler entwickelte sich seit seinem Wechsel vom Bayernligisten TSV Abtswind im Sommer 2022 vom Ergänzungs- zum Unterschiedsspieler und liegt im bundesweiten Viertliga-Ranking mit sieben Treffern aus den ersten sieben Partien aktuell auf dem führenden ersten Platz.

"Überrascht bin ich eigentlich nicht", gibt sich Sturm sehr selbstsicher. Er habe "schon immer gewusst, wo das Tor steht." Die Zahlen geben dem Offensiv-Allrounder, der im Schweinfurter System meist über den Flügel kommt, Recht. Nicht nur in dieser Spielzeit machte Sturm seinem Namen alle Ehre und fegte regelrecht durch die gegnerischen Defensivreihen. Bereits zu seinen Bayernliga-Zeiten verbreitete er regelmäßig Angst und Schrecken. Für den TSV Abtswind kam er in der Spielzeit 2021/22 auf 35 Scorerpunkte in 32 Partien und machte dadurch den 1. FC Schweinfurt auf sich aufmerksam.

Sturms erstes Regionalliga-Jahr lief dann jedoch nicht wie erhofft. Ein Knöchelbruch Ende Juli setzte den bulligen Angreifer für den Rest des Jahres außer Gefecht. Erst im Februar 2023 feierte er sein Comeback, mitten in der wohl unruhigsten Phase des Jahres. Schweinfurt war mit drei Niederlagen ins neue Kalenderjahr gestartet und rutschte gefährlich nah an die Abstiegszone. Chefcoach Christian Gmünder musste seinen Hut nehmen. Unter dem neuen Chef an der Seitenlinie, Marc Reitmaier, kam Sturm zunächst nur als Joker zum Einsatz. "Ich war körperlich und mental zu diesem Zeitpunkt einfach nicht auf dem Level wie vor der Verletzung", erklärt Sturm selbstkritisch. Unter Reitmaier, zu dem der Torjäger ein gutes Verhältnis pflegt, habe er dennoch den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen und zu alter Stärke gefunden.

Wenn auf einmal alles klappt

Momentan scheint es so, als würde Sturm alles gelingen. Beim 5:0-Kantersieg gegen die DJK Vilzing schnürte der Angreifer einen Dreierpack und legte einen weiteren Treffer vor, eine Woche später versenkte er die Kugel gegen die Profi-Reserve der SpVgg Greuther Fürth aus rund 50 Metern mit einem genialen Heber im gegnerischen Kasten. "Keine Ahnung, was mir da durch den Kopf ging", lacht Sturm. Eben jene Unbekümmertheit könnte in den Augen des Torjägers sogar der Schlüssel zum "Flow" sein, in dem er sich aktuell befindet. Generell bereite ihm das gute Klima in der Mannschaft aktuell keine Kopfschmerzen, sodass er sich auf das konzentrieren kann, wofür er letztlich auch verpflichtet wurde: das Toreschießen. 

Aus der Startelf ist Sturm aktuell nicht wegzudenken, auch beim jüngsten 2:1-Sieg gegen Eintracht Bamberg avancierte er mit dem entscheidenden Treffer zum Matchwinner. Sollte Sturm seinen aktuellen Schnitt beibehalten, könnte er in ganz große Fußstampfen treten. In den letzten beiden Spielzeiten krönte sich Unterhachings Tormaschine Patrick Hobsch jeweils zum besten Regionalliga-Knipser Deutschlands und krallte sich damit die "Torjägerkanone® für alle". Weil Hobsch sich gemeinsam mit Unterhaching nun aber gen 3. Liga verabschiedet hat, wird in dieser Saison ein Nachfolger gesucht. Sturm bleibt gelassen: "Die Saison ist erst sieben Spiele alt. Natürlich bin ich froh darüber, wie es aktuell läuft. Wenn es am Ende aber nicht für die Kanone reichen sollte, ist es mir auch Wurst."

Weiß finde ich sowieso besser als Bronze.

Severo Sturm (23) über die Vorteile der Amateur-Kanone im Vergleich zum "Original"

Dass es mittlerweile auch eine Torjägerkanone im Amateurfußball gibt, war Sturm ohnehin nicht bewusst. Er kannte "nur die aus der Bundesliga". Auch wenn sich die strahlend weiße Kunststoff-Version leicht vom "Original" unterscheidet, würde Sturm sich über ein solches Exemplar in seinem Wohnzimmer-Schrank sicherlich freuen. "Weiß finde ich sowieso besser als Bronze", lacht der 23-Jährige.

Wie viele Tore traut sich der Wirbelwind also zu? "15 Tore sind auf jeden Fall drin, 20 wären super, alles darüber wäre mega." Um sich die Kanone am Ende zu schnappen, wird Sturm wohl eine Saison aus der Kategorie "mega" benötigen. Hobsch setzte sich mit 28 Treffern in der Saison 2021/22 und 27 in der Saison 2022/23 nur knapp gegen die bundesweite Konkurrenz durch. Für diese Marke hat Sturm wohlgemerkt aber auch noch 27 Spiele Zeit. Bis dahin genießt er diese Momentaufnahme und den Ritt auf der Welle des Erfolges. Und wer weiß, vielleicht trägt ihn diese letztlich sogar tatsächlich zum Titel.

Lukas Karakas

Doppelter Rekord und ein Wiederholungstäter: Das sind die Sieger der "Torjägerkanone® für alle" 2022/23