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Afrika-Cup 2024: Das völlig unvorhersehbare Turnier

Ein Fakt sagt alles

Das völlig unvorhersehbare Turnier

Gefühlswelten beim Afrika-Cup: Außenseiter wie Kap Verde (li.) jubeln, Stars wie Achraf Hakimi (Mi.) und Riyad Mahrez (re.) müssen vorzeitig nach Hause.

Gefühlswelten beim Afrika-Cup: Außenseiter wie Kap Verde (li.) jubeln, Stars wie Achraf Hakimi (Mi.) und Riyad Mahrez (re.) müssen vorzeitig nach Hause. Getty Images (3)

Aus Abidjan berichtet Michael Bächle

Für den geneigten Sportwetter muss dieses Turnier ein Albtraum sein. Nacheinander verabschieden sich die großen Fußballnationen des Kontinents aus dem Wettbewerb - und das nicht mal unglücklich. Algerien, Tunesien, Ghana? Raus in der Gruppenphase - trotz des entgegenkommenden Modus, in dem 16 von 24 Mannschaften weiterkommen. Die beiden Finalisten von 2022, Ägypten und Senegal? Beide raus nach Elfmeterschießen - aber beide auch nach wenig überzeugenden Leistungen im Achtelfinale.

Ivory Coast's forward #20 Christian Kouame (C), Ivory Coast's forward #24 Simon Adingra (CL) and Ivory Coast's defender #17 Serge Aurier (CR) celebrate after the victory at the end of the Africa Cup of Nations (CAN) 2024 round of 16 football match between Senegal and Ivory Coast at the Stade Charles Konan Banny in Yamoussoukro on January 29, 2024. (Photo by KENZO TRIBOUILLARD / AFP) (Photo by KENZO TRIBOUILLARD/AFP via Getty Images)

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Und nun auch noch Marokko. Vor dem Turnier als Topfavorit gehandelt, verabschiedete sich der WM-Halbfinalist von Katar am Dienstagabend aus dem Turnier - nach einer enttäuschenden Leistung gegen Außenseiter Südafrika. "Ich habe versagt", machte Trainer Walid Regragui auf der Pressekonferenz nach Abpfiff deutlich. Vor dem Turnier hatte er noch angekündigt, dass er seinen Posten räumen würde, wenn er es mit seinem Team nicht ins Halbfinale schaffen würde. So sicher war er sich. Aber sicher, so viel steht fest, kann sich bei diesem Turnier niemand fühlen.

Besonders deutlich wird das an einem simplen, aber eindrucksvollen Fakt: Von den acht Mannschaften, die beim letzten Turnier 2022 im Viertelfinale standen, hat es 2024 keine einzige in diese Runde geschafft. Oder eben andersherum: Die acht aktuellen Viertelfinalisten spielten vor zwei Jahren im Kampf um die Krone Afrikas keine Rolle. Fast ebenso eindrucksvoll: Durch das Aus des Senegal hat es seit 2010 kein amtierender Titelverteidiger mehr ins Viertelfinale geschafft. Der Wind kann sich schnell drehen im afrikanischen Fußball.

SAN PEDRO,, COTE D IVOIRE - JANUARY 30; South Africa celebrating victory during the TotalEnergies Caf Africa Cup of Nations (Afcon 2023) match between Morocco and South Africa at Stade Laurent Pokou on January 30, 2024 in Abidjan, Cote d Ivoire. Photo by Didier Lefa Copyright: xDIDIERxLEFAxPHOTOGRAPHYx

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In erster Linie aber ist dieses Turnier schon jetzt Zeugnis dessen, wie ausgeglichen es auf diesem Kontinent zugeht. Einer der Gründe dafür: die kurze Vorbereitungszeit vor dem Turnier. Während viele Spieler der Favoriten erst wenige Tage vor Turnierbeginn aus den verschiedenen Winkeln Europas anreisen, haben die vermeintlich "Kleinen", deren Spieler teils in afrikanischen Ligen spielen, den Vorteil der höheren Vorbereitungszeit - und wie im Fall von Marokko-Bezwinger Südafrika den Vorteil der Eingespieltheit. Acht der elf Spieler, die am Dienstagabend in der Startformation standen, laufen auf Vereinsebene für den südafrikanischen Spitzenklub Mamelodi Sundowns auf.

Regragui hatte bereits vor der Partie gewarnt: "Das sorgt für Automatismen und für Selbstvertrauen, sie profitieren von dieser Konstellation." Zudem müssen sich die Spieler klimatisch nicht großartig umstellen, während die aus Europa angereisten Akteure binnen weniger Tage einen Temperaturunterschied von bis zu 30 Grad zu bewältigen haben - auf diesem Niveau eine nicht zu unterschätzende Komponente.

Bei den Wettanbietern liegen mittlerweile übrigens Nigeria, die Elfenbeinküste und Mali ganz vorne. Aber wie viel das bedeutet, hat das bisherige Turnier ja schon gezeigt.

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