Europameisterschaft

Handball-EM: Dänemark gewinnt Schweden-Thriller in Hamburg

Schweden enttäuscht nach packender Schlussminute

Minutenlange Diskussionen nach Videobeweis: Dänen gewinnen Thriller in Hamburg

Emotionen und Diskussionen waren fast vorprogrammiert: Emil Manfeldt Jakobsen (re.) gewann mit Dänemark in Hamburg.

Emotionen und Diskussionen waren fast vorprogrammiert: Emil Manfeldt Jakobsen (re.) gewann mit Dänemark in Hamburg. Ingrid Anderson-Jensen (2)

Gleich von Beginn an war in der letzten Partie des zweiten Spieltags der Hauptrundengruppe in der Hamburger Barclays Arena Druck auf dem Kessel. Schweden zeigte sich gut vorbereitet auf die dänische Deckung und schaffte es immer wieder, Lücken zu reißen. Dänemark hingegen agierte mit einer zentralen Spielanlage und hatte auch den Großteil der Fans im Rücken.

Hauptrunde in Hamburg - 2. Spieltag

Die tschechischen Schiedsrichter versuchten gleich, mit konsequenten Zeitstrafen gegen Simon Pytlick und Jim Gottfridsson - beide bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag - ein wenig Härte aus dem Spiel zu nehmen. Die eigene Unterzahl überstand der Weltmeister fehlerfrei und weil die Schweden in der schnellen Mitte überhastet agiert hatten, konnten die Dänen beim 5:4 von Emil Jakobsen erstmals vorlegen (7.).

Es blieb auch in der Folge ein Duell auf Augenhöhe, in dem das Pendel mal zur einen, mal zur anderen Seite ausschlug. Weil Niklas Landin keinen Ball zu fassen bekam, kam Emil Nielsen nach etwas mehr als einer Viertelstunde ins dänische Gehäuse.

Der Schlussmann vom FC Barcelona sollte beim 11:11 SG-Spielgestalter Jim Gottfridsson den möglichen Führungstreffer verwehren (18.). Auf der Gegenseite hatte der für einen Siebenmeter gegen Mikkel Hansen zwischen die schwedischen Pfosten gerückte Andreas Palicka beim Stand von 13:12 seinen Moment (23.).

Trotz einer Auszeit von Glenn Solberg, in der er sich die Redezeit mit Co-Trainer Michael Apelgren aufteilte, tat sich der Titelverteidiger nun schwer, Lücken in die gegnerische Deckung zu reißen. Nach rund sieben Minuten ohne Torerfolg und einem 0:4-Lauf sollte das Sieben-gegen-sechs die Wende bringen - immerhin konnte Hampus Wanne mit seinem Treffer vom Strich zum 16:13 die Flaute beenden und sich Schweden auf zwei Tore herankämpfen (28.). Mit einem 17:15 für die Dänen ging es in die Kabinen.

Schweden hält Kontakt

Schweden hatte schon in Halbzeit eins im Block gewechselt, Dänemark setzte nun erste personelle Akzente wie durch Rasmus Lauge beim 20:16 (35.). Ansonsten aber zeigte Mathias Gidsel einmal mehr seine Vielseitigkeit bei den Torabschlüssen: Der Berliner hämmerte beim 21:18 seinen achten Treffer in die Maschen - vorbei an Tobias Thulin, der nun anschließend dauerhaft den Platz für Palicka räumte. 

Dänemark hatte schon in einigen Spielen zuvor nach Wiederbeginn das Kommando übernommen, doch Schweden hielt den Kontakt und kämpfte sich immer wieder heran - beim 23:22 hatte Wanne gut eine Viertelstunde vor dem Ende wieder für den Anschluss gesorgt. Der psychologisch wichtige Ausgleich sollte aber nicht gelingen.

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Dänemark konnte sich immer wieder Luft verschaffen und hatte mit Keeper Nielsen das Plus zwischen den Pfosten auf seiner Seite. Aber der Weltmeister konnte bis in die Schlussphase hinein den Sack nicht zumachen. Als Wanne dann seinen Vereinskollegen aus Barcelona zum 27:28 aus schwedischer Sicht überwunden hatte, war die Spannung nicht mehr zu überbieten.

Vorne leisteten sich die Dänen nun auf der linken Seite einen Passfehler, aber Nielsen verhinderte gegen Albin Lagergren den möglichen Ausgleich. Die Dänen spielten die Zeit von der Uhr und Magnus Landin schien mit dem 29:27 die Partie entschieden zu haben - doch es war nicht die Vorentscheidung. Und es war auch nicht das 29:27.

Videobeweis und heftige Diskussionen

Nach lautstarken Protesten der Schweden verweigerten die Schiedsrichter aus Tschechien durch den Videobeweis - wegen zu vieler Pässe beim Passivvorwarnzeichen - dem Treffer die Anerkennung. Er wurde also zurückgenommen, Ballbesitz für die Schweden. Rund 17 Sekunden blieben Schweden noch für den finalen Angriff und den Ausgleich zum 28:28.

Oscar Bergendahl setzte zum Wurf an - und traf. Doch auch hier zählte der Treffer nicht, ein Kreiseintritt vom die Sperre stellenden Wanne beim Zweikampf gegen Simon Hald vor Bergendahls Wurf wurde geahndet. Dänemark jubelte über das 28:27 sowie zwei wichtige Punkte im Kampf um das Halbfinale der Handball-EM.

Dänemark - Schweden 28:27 (17:15)

Dänemark: N. Landin, E. Nielsen (8 Paraden) - Gidsel 10, M. Hansen 5/3, Lindberg 4/3, Saugstrup Jensen 3, E. M. Jakobsen 2, Pytlick 2, Kirkelökke 1, Lauge Schmidt 1, M. Damgaard, Hald, Jörgensen, M. Landin, Larsen, Möllgaard Jensen

Schweden: Palicka (3 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Thulin (4 Paraden) - Wanne 9/7, Lagergren 6, Carlsbogard 4, Claar 2, Gottfridsson 2, D. Pettersson 2, Darj 1, Pellas 1/1, Bergendahl, Johansson, Karlsson, A. Nilsson, Sandell, Wallinius

Zuschauer: 13.376 (Hamburg, ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Strafminuten: 8 / 10
Disqualifikation: - / -

Christian Stein

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