Champions League

Coutinho beim FC Bayern - bisher nicht mehr als ein Versprechen

Salihamidzics kritisches Zwischenfazit

Coutinho - bisher nicht mehr als ein Versprechen

Das Spiel gewonnen, aber sein Abend war es nicht: Philippe Coutinho beim Spiel in Piräus.

Das Spiel gewonnen, aber sein Abend war es nicht: Philippe Coutinho beim Spiel in Piräus. imago images

Philippe Coutinho (27) ist eine angenehme Erscheinung. Eher sich schüchtern entschuldigend als abweisend deutet er an, dass er nach dem 3:2-Schwerstarbeitssieg des FC Bayern bei Olympiakos Piräus nichts sagen möchte. Er zwingt sich zu einem Lächeln und trottet zum Mannschaftsbus. Es war nicht sein Abend, nicht sein Spiel gewesen.

Noch vor der Pause (39. Minute) hätte er die 2:1-Führung erzielen müssen, als er in den Fünfmeterraum vordrang und den Flachpass von links drei Meter vor dem Tor hoch links am Pfosten vorbei in den Nachthimmel von Piräus jagte. Er haderte anschließend mit sich. Wenigstens für diese Aktion galt die freundliche Erklärung seines Trainers Niko Kovac, der sagte: "Vielleicht fehlt ihm das Quäntchen Glück."

"Die Mannschaft muss auch auf ihn eingehen"

Sonst aber trifft eher die erste Zwischenbilanz zu, die Hasan Salihamidzic nach zehn Pflichtspieleinsätzen mit berechtigter Kritik zog: "Philippe braucht noch Zeit und Anschluss, die Mannschaft muss auch auf ihn eingehen. Er ist ein Freigeist, der bei weitem noch nicht bei 100 Prozent ist."

Zunächst fehlen ihm die absolute Fitness und Frische. Außerdem passt die Abstimmung mit den Kollegen noch längst nicht, wie beispielhaft in der 87. Minute, als sich sein Laufweg mit Robert Lewandowskis kreuzte und eine gute Konterchance dahin war. Seine weiteren Schussversuche wurden geblockt, gingen weit am Tor vorbei oder blieben harmlos. Alles eifrige Bemühen, das dieser feine Techniker sehr wohl zeigte, half nichts. Selbst seinen Eckbällen, die er seit seiner Ankunft allesamt von der linken Seite tritt, geht das Besondere bisher komplett ab.

Auf der linken Seite wirkte Coutinho ziemlich vereinsamt

Als Coutinho nach einer halben Stunde auf die linke Außenseite verschoben wurde - dort spielte er auch in Liverpool und Barcelona -, wirkte er ziemlich vereinsamt. Ob Coach Kovac dieses Modell, also mit Thomas Müller mehr in der Mitte und Coutinho außen, weiter verfolgen wird? Wie Coutinho nennt Müller die Position 10 seine Lieblingsrolle. Ist der Wettbewerb um diesen Job nun wieder neu entfacht, nachdem es bisher aussah, als hätte der Neue darauf ein Abo?

Coutinho hat die großen Erwartungen, die auch die FCB-Verantwortlichen mit seiner Verpflichtung auf vorerst ein Jahr geschürt hatten - sie priesen den Brasilianer als Super- und Weltstar an -, jedenfalls noch nicht erfüllt. Bisher ist er nicht mehr als ein großes Versprechen, das er noch nicht erfüllte.

Karlheinz Wild