Im Windsor Park zu Belfast baute Thomas Tuchel neben den drei deutschen EM-Fahrern Rüdiger, Havertz und Werner wenig überraschend auf Ziyech, einen der großen Gewinner der Vorbereitung. Schon in den ersten 45 Minuten sollte der Marokkaner für unterschiedlichste Gefühle bei den Blues-Verantwortlichen und -Anhängern sorgen.
Auf der Gegenseite schickte Unai Emery in vorderster Front neben Gerard auch Sommer-Neuzugang Boulaye Dia (Stade Reims) auf den Rasen. Auch der langjährige Liverpool-Profi Alberto Moreno (2014-2019) sollte seinen Moment bekommen.
Asenjo rettet gegen Werner
Vom Start weg übernahm Chelsea die Spielkontrolle, Villarreal wollte vor allem ein frühes Gegentor vermeiden und verlegte sich deshalb aufs Kontern. Die Passivität wäre dem amtierenden Europa-League-Sieger beinahe direkt zum Verhängnis geworden, doch gegen Werners Direktabnahme rettete der reaktionsschnelle Sergio Asenjo (6.). Blues-Kapitän Kanté schoss aus 18 Metern knapp links vorbei (9.).
Nach knapp einer halben Stunde ging Chelsea verdient in Führung: Marcos Alonso schickte Havertz die linke Bahn entlang, die präzise Hereingabe des deutschen Nationalspielers verwertete Ziyech im Zentrum problemlos zum 1:0 (27.). Aus dem Nichts bot sich Villarreal dann die Ausgleichschance, doch Dia scheiterte aus kurzer Distanz am den Winkel glänzend verkürzenden Mendy (33.).
Chelsea reagierte darauf wütend, doch Marcos Alonso und Zouma verpassten es binnen 60 Sekunden zweimal, die Führung weiter auszubauen (35., 36.). Nach einem Standard stockte Tuchel dann der Atem, weil sich Ziyech an der rechten Schulter verletzte. Der Torschütze musste unmittelbar durch Pulisic ersetzt werden. Für ein heftiges Einsteigen sah Rüdiger kurz darauf völlig zu Recht Gelb, es kam zu einer Rudelbildung. Tuchel wurde für seine anschließende Beschwerde ebenfalls verwarnt (45.).
Latte und Pfosten retten für die Blues
Mit einem Paukenschlag endete dann die erste Hälfte, weil Gerard die Kugel punktgenau auf den zweiten Pfosten flankte, wo Alberto Moreno den Ball mit vollem Risiko aus kurzer Distanz volley an die Latte drosch (45.+4). Auch bei der ersten gefährlichen Annäherung von Villarreal nach der Pause hatte der Favorit Aluminiumglück: Nach einem verpatzten Abstoß von Mendy schlenzte Gerard die Kugel an den linken Pfosten (52.).
Zu früh gefreut: Das 1:1 von Gerard Moreno rettete Villarreal zwar über die 90 Minuten, doch am Ende feierte die Kicker vom FC Chelsea. imago images/NurPhoto
Villarreal drückte auf den Ausgleich, worauf Tuchel mit einem Dreierwechsel reagierte. Doch auch Europameister Jorginho, Mount und Christensen konnten das Spiel des Champions-League-Siegers nur bedingt stabilisieren. Stattdessen belohnte Gerard die Bemühungen in Minute 73: Nach einem Fehlpass von Rüdiger legte Dia im Strafraum im richtigen Moment für Gerard ab, der mit rechts ins linke obere Eck traf - 1:1. Weil Marcos Alonso den Ball in der Nachspielzeit nur ans Außennetz drosch (90.+4), ging es in die Verlängerung - was aufgrund der Leistungssteigerung der Spanier absolut verdient war.
Pulisic verpasst Entscheidung - Kepa kommt
In dieser hatte Pulisic die Entscheidung auf dem Fuß, der ehemalige Dortmunder aber schoss unter Druck knapp links vorbei (100.). Weil nach dem Wechsel Mount an Sergio Asenjo verzweifelte (108.), ging es tatsächlich ins Elfmeterschießen. Ein "Ass" hatte Tuchel jedoch kurz vorher noch im Ärmel: Unmittelbar vor Ende der Verlängerung nämlich tauschte der 47-Jährige den Keeper und brachte Kepa - auch Erinnerungen an den Februar 2019 wurden wach.
Als Tuchel wenig später Kepa einen dicken Kuss auf die Wange drückte, durfte er sich bestätigt fühlen. Im Elfmeterschießen parierte der Spanier die Versuche von Mandi und Kapitän Raul Albiol, bei den Blues zeigte lediglich Nationalspieler Havertz direkt zu Beginn Nerven. Mit Tuchel gewann nach Jürgen Klopp (2019, Liverpool) und Hansi Flick (2020, Bayern) zum dritten Mal in Folge ein deutscher Trainer den UEFA-Supercup. Für die Blues war es nach 1998 der erst zweite Triumph in diesem Wettbewerb.
Mit einem Titel im Gepäck startet Chelsea also am kommenden Samstag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) mit einem Heimspiel gegen Crystal Palace in die neue Premier-League-Saison. Das "Gelbe U-Boot" Villarreal steigt in La Liga erst am Montag (20 Uhr) gegen Granada ein.