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Can wird deutlicher als Flick und fordert die Viererkette

Im September will der Bundestrainer einen Mannschaftskern festlegen

Can wird deutlicher als Flick und fordert die Viererkette

Gegen Kolumbien zentraler Part einer Dreierkette: Emre Can.

Gegen Kolumbien zentraler Part einer Dreierkette: Emre Can. IMAGO/Pressefoto Baumann

Wenn Haltung und Worte bei Trainern nicht mehr zusammenpassen, ist das häufig ein Zeichen von Endzeitstimmung. Flick ist sichtbar etwas verloren gegangen von der Überzeugung und der Ausstrahlung seiner erfolgreichen Zeit beim FC Bayern und der Anfangsphase beim DFB. Das war während des nun beendeten Juni-Lehrgangs noch deutlicher sichtbar als zuvor.

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Bevor er das Podium im Presseraum der Schalker Arena verließ, sagte er: "Wir sind überzeugt von der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Das hat in diesem Jahr nicht ganz so funktioniert." Sein "nicht ganz so" ist eine beinahe grenzenlose Verniedlichung für nur drei Siege in den elf Spielen dieser Länderspielsaison und vor allem für den Juni-Dreierpack mit Dreierkette.

Emre Can, gegen Kolumbien überraschend der zentrale Verteidiger, benennt dies deutlicher als sein Chef: "Wir haben etwas ausprobiert und das ist in die Hose gegangen. Es ist das Recht des Trainers, etwas auszuprobieren, aber wir müssen die Lehren daraus ziehen." Und der Dortmunder sagt auch ganz konkret, welche: "Die Viererkette liegt uns mehr. Der Trainer hat vorher gesagt, dass er die Dreierkette ausprobieren will, aber wir sind eine Mannschaft, die gut mit Viererkette spielen kann. Das haben wir auch immer gesehen, wenn wir während der Spiele wieder umgestellt haben, dann ging es besser."

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Die Abkehr von dem Versuch mit der Dreierreihe hat auch Flick nach dem 0:2 gegen Kolumbien angekündigt. "Das, was wir ausprobiert haben, hat nicht in der Form geklappt." Dass zuletzt alle seine Experimente krachend misslungen sind, rückt ihn zwangsläufig in den Mittelpunkt der Kritik, und er sagt: "Es ist eine Situation, die ich in der Form noch nicht erlebt habe. Ich hasse es, zu verlieren. Aber ich habe gesagt, wir gehen kompromisslos diesen Weg."

Flick will "12 bis 14 Spieler zu benennen, von denen alle auch wissen, wo sie spielen"

Nur, welcher Weg ist das? Und wo führt er hin? Seit Monaten gleicht er einem Schlingerkurs, jetzt kündigt der Bundestrainer für den nächsten Lehrgang eine klare Richtung an: "Wir versuchen, im September 12 bis 14 Spieler zu benennen, von denen alle auch wissen, wo sie spielen, das gibt den Spielern dann auch einen Tick mehr Selbstvertrauen."

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"Flicks Erkenntnis muss lauten: So funktioniert es nicht"

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Genau das hat er Einzelnen genommen: Niclas Füllkrug etwa fand sich nach sieben Toren in sieben Länderspielen seit der zweiten Hälfte des Ukraine-Spiels auf der Bank wieder, für Ilkay Gündogan findet er selbst nach dessen Traum-Saison bei Manchester City keinen geeigneten Platz. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, so wurde der in Gelsenkirchen erbracht, wo der 32-Jährige während der Partie insgesamt auf drei Positionen hin- und hergeschoben wurde.

Flick erklärt, er und sein Stab hätten genau hingeschaut während dieser erschreckenden zwei Juni-Wochen. "Wir sehen genau hin, wer die Erwartungen erfüllt hat und wer nicht." Er selbst, das ist spätestens seit dem misslungenen Experimentier-Kurs der zurückliegenden Tage deutlich geworden, ist ebenfalls vieles schuldig geblieben. Und genau das strahlt der Bundestrainer inzwischen auch aus.

Sebastian Wolff

Bilder zur Partie Deutschland gegen Kolumbien