Auch in dieser Saison hat Dele Alli (21) wieder auffällige Szenen in Serie, doch der Inhalt hat sich radikal geändert: Wo er in den letzten Jahren mit Traumvorlagen und Traumtoren Schlagzeilen produzierte, tut er es jetzt mit allerlei Unsportlichkeiten. Am siebten Spieltag hatte er, beim Stand von 3:0 übrigens, für eine unverfrorene Schwalbe gegen Huddersfield zu Recht Gelb gesehen; und sich voriges Wochenende beim 1:4 bei Manchester City dann so vehement auf De Bruynes Knöchel gestellt, dass eigentlich eher Rot statt Gelb angebracht gewesen wäre.
Am Samstag, als er mit Tottenham Hotspur zum FC Burnley reiste, zeigte er diese beiden Gesichter wieder, und da waren noch nicht einmal sieben Minuten vergangen: In der vierten grätsche er Taylor rücksichtslos um und sah mit etwas Glück nur Gelb (4.), in der siebten erschlich er sich im Zweikampf mit Long einen Foulelfmeter: Er hatte schon vor der minimalen Berührung abgehoben.
Son in die Wolken, Kane dreimal eiskalt
"Er muss dazulernen, solche Aktionen helfen ihm nicht, der Mannschaft nicht und auch dem Fußball nicht", hatte sein Trainer Mauricio Pochettino nach Allis Schwalbe gegen Huddersfield geschimpft - diesmal war sie, da eben ein kleiner Kontakt vorlag, nicht ganz so dreist, dafür spielentscheidend: Die Spurs gewannen das Verfolgerduell nach Kanes früh verwandeltem Elfmeter mit 3:0.
Es war das Duell des Überraschungssiebten beim Überraschungssechsten; Tottenham spielt bislang - in der Liga - eine Saison unter, Burnley eine weit über den Erwartungen. Die schnelle Führung spielte den Gästen dabei in die Hände. Burnley, die vielleicht kompakteste Elf der Liga, musste nach dem erst 13. Saison-Gegentor und dem erst vierten zuhause nach und nach mehr Risiko gehen.
Doch die besseren Offensivszenen hatten die Spurs. Im ersten Durchgang hatte Sissoko nach einem perfekten Konter die Doppel-Chance aufs 2:0, scheiterte aber zweimal an Keeper Pope (22.). Im zweiten schoss Son nach einem der immer häufigeren Fehlpässe der Clarets aus nicht mal zehn Metern freistehend in die Wolken (56.).
Kane hat 2017 jetzt 36 Premier-League-Tore erzielt
Es rächte sich nicht: Wieder ein Patzer im Aufbau, Sissoko mit dem Konter-Steilpass und Kane mit dem klaren Sieg im Eins-gegen-eins mit Pope - das 2:0 (69.). Balleroberung Kane, Assist Alli, Abschluss Kane - das 3:0 (79.). Mit seinem 36. Premier-League-Tor im Kalenderjahr stellte der 24-Jährige Alan Shearers Rekord von 1995 ein.
Tottenham zieht damit in der Tabelle wieder an Burnley (und auch an Arsenal) vorbei, bleibt in der Nähe der Champions-League-Ränge. Und Alli? Der holte sich bei seiner Auswechslung in der 87. Minute die Buhrufe der Heimfans ab. Er kannte sie ja schon von jedem Ballkontakt seit der siebten Minute.