Bremens Trainer Robin Dutt reagierte auf das 0:0 in Frankfurt mit drei personellen Wechseln: Lukimya, Garcia und Hunt begannen für Kroos (Gelb-Rot), Caldirola (5. Gelbe Karte) und Makiadi (Bank). Ignjovski (Bluterguss im Sprunggelenk) konnte auflaufen. HSV-Coach Mirko Slomka musste nach dem starken Einstand beim 3:0-Heimsieg über Dortmund auf Westermann (grippaler Infekt) verzichten. Diekmeier begann dafür auf der rechten Abwehrseite. Van der Vaart blieb auf der Bank.
Die spannende 100
Das 100. Nord-Derby stand im Vorfeld unter dem Vorzeichen: Spannender war's wohl noch nie. Denn während sich die beiden Klubs noch vor fünf Jahren im UEFA-Cup-Halbfinale gegenüberstanden, zog nun das Abstiegsgespenst im Norden seine Kreise. Beispiel gefällig: Insgesamt kassierten beide Klubs bis dato zusammengerechnet satte 97 (!) Gegentore. Der Bundesliga-Dino aus Hamburg brachte immerhin noch eine Hypothek mit, die beim SVW zusätzlich Hoffnung schürte: HSV-Coach Slomka nämlich verlor die vorhergegangenen neun Auswärtsspiele (noch mit Ex-Klub Hannover).
Gedankenblitz von Hoffnungsträger Hunt
Von Beginn weg dominierte jedenfalls Grün-Weiß. Der SVW wirkte feuriger, fand mehr Zugang zu den ersten Zweikämpfen und verbuchte durch Petersen und di Santo zwei erste ordentliche Vorstöße (1. und 2.). Der Bundesliga-Dino hingegen zog sich weit zurück, Pressing auf die Abwehr von Werder fand nicht statt. Slomka hatte sein Team demnach auf Konter eingestellt, die schon seinen Ex-Klub Hannover stets ausgezeichnet hatten. Doch für Erfolg sprach dies lange nicht, zumal auf einmal der SVW zuschlug. Hunt hatte dabei die Glanzidee: Einen halbhohen Ball verlängerte der Stratege im Mittelfeld der Bremer mit der Hacke über die Abwehr. Dort lauerte Junuzovic, der einen Schlenker nach links einlegte und Adler mit einem humorlosen Flachschuss überwand (19.). Petersen prüfte wenig später gar nochmal Torhüter Adler (24.) - es lag somit eher das 2:0 in der Luft.
Ließ mit seinem 1:0 das Weser-Stadion beben und brachte den HSV damit ins Hintertreffen: Mittelfeldmann Junuzovic. getty images
Und der Gast? Der traute sich fortan zwar etwas mehr aus dem Defensivkokon, doch Chancen brachte dies lange nicht ein. Zwischenzeitlich zeigten immerhin mal Lasogga und Calhanoglu Zähne, kassierten dafür jeweils die Gelbe Karte (28. und 40.). Werder verwaltete den Vorsprung letztlich clever bis zur Pause, Petersen hatte nochmal eine gute Gelegenheit, doch Torhüter Adler spritzte gedankenschnell per Kopf dazwischen (45. +1). Kurz zuvor verbuchte Calhanoglu die einzige Aktion des Bundesliga-Dinos - durch eine Einzelaktion: Der Schuss wurde von SVW-Torhüter Wolf gerade noch mit einer starken Parade an die Querlatte gelenkt (43.). Die Führung der Grün-Weißen aber, sie war bis dato absolut verdient.
Der 23. Spieltag
Hamburg mit mehr Druck, aber ohne Erfolg
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten kam van der Vaart, der den Mittelfeldapparat des HSV fortan beleben sollte. Erst einmal ohne Erfolg, da das Spiel direkt unterbrochen werden musste. Leuchtraketen waren der Grund. Nach rund drei Minuten Unterbrechung kamen die Rothosen dann besser rein, legten sich den Gastgeber zurecht. Doch Chancen brachte dies lange nicht. Erst Badelj probierte es volley von der Strafraumkante, Torhüter Wolf parierte sicher (56.). Bei Bremen setzte in dieser Phase nur Junuzovic mal ein Zeichen, der Jansen rüde sowie taktisch stoppte und dafür Gelb sah (53.). Die Grün-Weißen verzeichneten immerhin mal einen Konter mit drei Akteuren gegen drei Hamburger. Hunt sah hier auf der anderen Seite den blanken Junuzovic, schlug einen schönen Seitenwechsel dorthin. Der Österreicher aber versuchte, den Ball nach innen für Petersen abzulegen - ohne Erfolg (59.). Dann hatte HSV-Torhüter Alder Glück, dass sein hartes Einsteigen gegen Petersen im Strafraum nicht geahndet wurde (64.).
Beinahe fataler Sobiech-Einstand
Bitteres ereilte nun den HSV: Rajkovic knickte ohne Fremdeinwirkung um, musste durch Sobiech ersetzt werden. Der zeigte sich direkt nervös, vertändelte das Spielgerät gegen Petersen, der für Junuzovic ablegte. Der Österreicher hatte fortan nur noch Adler vor sich, zielte allerdings zu genau - Pfosten (69.). Kurz darauf gewährte der neue Innenverteidiger zudem Makiadi eine gute Kopfballchance (71.). Und obwohl SVW-Trainer Dutt zwischenzeitlich mit Makiadi und Gebre Selassie für Hunt und di Santo mehr defensive Spieler aufs Feld brachte, war Grün-Weiß das bessere und leidenschaftlichere Team. Obraniak prüfte Adler und Garcia zwang Jiracek zu einer Rettungstat auf der Linie (74. und 75.). Erwähnung müssen natürlich auch Prödl und Lukimya finden, die an diesem Samstag einen starken Job absolvierten. Nahezu jeder hohe Ball wurde rigoros geklärt.
Es ging in die Schlussminuten und in die sechsminütige (!) Nachspielzeit. Doch auch dort agierte der SVW höchst clever, verlagerte das Spiel in die andere Hälfte. Van der Vaart hatte noch einen letzte Abschluss, der jedoch nicht mal mehr aufs Tor kam (90. +6). Werder distanziert den Konkurrenten damit auf sechs Zähler, während HSV-Trainer Slomka seine persönliche Bilanz erweiterte. Der Ex-Coach von Hannover nämlich hat nun zehn Auswärtsspiele in Folge verloren.
Die Bremer spielen am nächsten Samstag (18.30 Uhr) in Nürnberg. Drei Stunden früher empfängt der HSV zu Hause Eintracht Frankfurt.