Entschied mit zwei Toren ein Wahnsinns-Spiel: Mesut Özil (li.), hier schneller als Selim Teber. dpa
Bremens Trainer Thomas Schaaf nahm im Vergleich zum 2:1-Sieg im Pokal in Aue vier Änderungen an seiner Startelf vor. Die zuletzt angeschlagenen Fritz und Mertesacker kehrten für Pasanen und Prödl in die Viererkette zurück. Baumann musste mit einer Erkältung passen. Er und Vranjes wurden durch den wiedergenesenen Frings sowie Hunt ersetzt. Schaafs Gegenüber Ralf Rangnick wechselte auf Hoffenheimer Seite nach der 1:3-Pokal-Schlappe beim SC Freiburg ebenfalls viermal. Nilsson nahm in der Innenverteidigung wieder den Platz neben Compper ein und verdrängte Jaissle auf die Bank. Teber und Luiz Gustavo spielten an Stelle von Weis und Vorsah, während Carlos Eduardo mit einer Mittelfußprellung ausfiel und so Platz für die Dreierspitze machte. Ba kam für den Brasilianer in die Mannschaft und stürmte neben Obasi und Ibisevic.
In von Respekt geprägten Anfangsminuten zeigten sich beide Teams jeweils einmal in aussichtsreichen Positionen im gegnerischen Strafraum, gefährlich wurde es zunächst aber noch nicht. Dies änderte sich nach acht Minuten schlagartig. Özil düpierte die rechte Hoffenheimer Abwehrseite im Zusammenspiel mit Hunt per doppeltem Doppelpass und brachte sich so in aussichtsreiche Schussposition. Aus etwas ungünstigem Winkel jagte der Ex-Schalker die Kugel hoch zum 1:0 in den kurzen Winkel (8.).
Der 6. Spieltag
Die Gäste aus dem Kraichgau zeigten sich keineswegs geschockt. Nachdem Ba in Folge einer Obasi-Flanke noch Fritz angeköpft hatte (11.), machte es der Senegalese vier Minuten später besser. Von Ibisevic per Traumpass auf die Reise geschickt, ließ Ba seinen Widersacher Fritz stehen und schob aus 15 Metern abgeklärt vorbei an Wiese zum 1:1 ein (15.). Es entwickelte sich ein packendes Match, in dem Werder postwendend zurückschlug. Von Rosenberg am Fünfmeterraum angespielt, war Pizarro mit der Hacke schneller am Ball als Nilsson und vollstreckte nur eine Minute nach dem Ausgleich zur neuerlichen Werder-Führung (16.).
Es ging hin und her. Sowohl Bremen als auch 1899 spielten voll auf Angriff, der Aufsteiger war es aber, der im eigenen Strafraum mehr Fehler produzierte. Ibertsberger klärte einen hohen Ball genau vor die Füße von Diego, der artig "danke" sagte und aus 14 Metern technisch ansprechend auf 3:1 erhöhte (21.). Drei Minuten später verpasste die Rangnick-Elf den Anschlusstreffer, als zunächst Salihovic an Wiese scheiterte, ehe Obasi den Nachschuss an den Pfosten setzte (24.).
So war es mit Hunt wieder ein Bremer, der Anschauungsunterricht in Sachen Chancenverwertung bot. Nachdem sich Ba und Özcan im eigenen Strafraum gegenseitig behindert hatten, gelangte Hunt an der Sechzehnmeterlinie an das Spielgerät, drehte sich um die eigene Achse und wuchtete das Leder fulminant aus 18 Metern ins rechte obere Eck (30.). Auch nach dem 4:1 änderte Hoffenheim sein Spiel nicht, sondern kannte weiterhin nur eine Richtung - nach vorne. So boten sich Salihovic in der Folge binnen vier Minuten gleich zwei gute Freistoßmöglichkeiten. Nachdem der Bosnier mit dem ersten Versuch nur den Querbalken getroffen hatte (32.), ließ er Wiese beim zweiten Versuch keine Chance und verkürzte aus 25 Metern auf 4:2 (36.). Es war der Schlusspunkt eines berauschenden ersten Durchgangs, in dem beide Teams bis zum Ende Vollgas gaben.
Der zweite Abschnitt begann genauso offensiv, wie der erste geendet hatte und sah in Hoffenheim vorerst die druckvollere Mannschaft. Obasi schob das Leder nach einem schlimmen Fehler von Boenisch alleine vor Wiese am Tor vorbei (47.), ehe Ibisevic nach einer Obasi-Flanke in der Mitte zu überrascht agierte (50.). Salihovic zwang Wiese wenig später per 28-Meter-Freistoß zu einer Glanztat (53.). Aber auch die Schaaf-Elf ließ sich nicht lange bitten und verzeichnete durch Hunt einen Pfostentreffer (56.).
Das Match ließ kaum Zeit zum Durchatmen und hatte kurze Augenblicke nach Hunts Aluminiumtreffer das nächste Highlight auf Lager. Nachdem Weis nach einem vermeintlichen Kontakt mit Diego zu Boden gegangen war, entschied Referee Perl auf Strafstoß. Ibisevic trat an, schickte Wiese ins falsche Eck und traf sicher zum 3:4-Anschlusstreffer. Der Hoffenheimer Jubel war kaum verstummt, stand Perl erneut im Blickpunkt. Mertesacker hatte Ibisevic als letzter Mann umgelegt und wurde daraufhin vom Unparteiischen mit Rot zum Duschen geschickt (62.).
In Überzahl setzte die TSG natürlich voll nach und wurde belohnt. Nachdem Salihovic nach einer Weis-Vorlage noch gescheitert war, war es Abwehrmann Compper vorbehalten, den Ausgleich zu markieren. Bei einer Salihovic-Ecke lauerte der Ex-Gladbacher am langen Pfosten und nickte die Hereingabe zum 4:4 ein (71.).
Damit war natürlich noch lange nicht Schluss. Bremen mobiliesierte noch einmal letzte Kräfte und hatte in Özil einen entscheidenden Akteur in seinen Reihen. Ein Fehler in der Hoffenheimer Defensive bescherte dem 19-Jährigen eine weitere gute Möglichkeit. Im Duell mit Ibertsberger kam Özil zum Schuss und vollstreckte aus halblinker Position eiskalt (81.).
Es war der Schlusspunkt eines Wahnsinnsspiels, in dem beide Mannschaften mitreißenden Offensivfußball zeigten.
Bremen hat in der kommenden Woche zwei knackige Aufgaben vor sich. Am Mittwoch muss die Schaaf-Elf in der Champions League bei Inter Mailand antreten, ehe es am Samstag in Stuttgart wieder um Bundesligapunkte geht. Hoffenheim trifft ebenfalls am nächsten Samstag in Mannheim auf Eintracht Frankfurt.