Im Fußball läuft es oft auch mal ganz anders, als es der Eindruck erweckt. Das musste auch Belgiens Nationalmannschaft - nach dem 1:4 gegen Holland zum Auftakt dieser neuen Nations-League-Auflage - hautnah miterleben. Die Roten Teufel nämlich begannen richtig forsch beim Vergleich mit Polen, drückten den Gast tief hinten rein und ließen keinen Deut nach. Der beste Beleg dieser Sturm- und Drangphase war Batshuayis Pfostenschuss und Eden Hazards folgender Fehlversuch aus bester Lage (jeweils 4. Minute).
Doch weil eben nicht präzise genug abgeschlossen worden war, stand es weiterhin 0:0 - und ab der 28. Minute dann eben plötzlich 0:1. Der abwanderungswillige Bayern-Star und Nationalmannschaftskapitän Lewandowski stach hier und schockte somit Belgien. Nach Vorarbeit vom nicht attackierten Zielinski und Passgeber Szymanski nahm "Lewy" die Kugel mit dem Rücken zum Tor aus sehr schwieriger Lage extrem stark mit und schloss in einer fließenden Bewegung vor dem machtlosen Mignolet zur eigenen Führung ab.
Halbes Dutzend: Belgien überrennt Polen
Nations League - 2. Spieltag - Mittwoch
Der Gegentreffer schmerzte den FIFA-Weltranglistenzweiten lange Zeit. Erst gegen Ende der ersten 45 Minuten schüttelten die Gastgeber im Brüsseler Stadion diesen Nackenschlag ab - und kamen prompt zum sehenswerten 1:1. Der nach vier Jahren Borussia Dortmund verlassende Witsel schoss die Kugel aus der Distanz stark rechts oben ins Eck (42.).
Dieses 1:1 sollte zugleich der Weckruf sein, der Weckruf für fortan wie entfesselt spielende Rote Teufel, die an diesem Abend ohne Lukaku (Chelsea) auskommen mussten. Allen voran der omnipräsente De Bruyne war zusammen mit Carrasco und Eden Hazard teilweise kaum mehr zu greifen. Die Folge war bis zum Spielende eine Flut an Gegentoren für Polen: De Bruyne selbst begann nach Hazard-Zuspiel mit dem 2:1 frei vor Dragowski (59.), ehe Joker Trossard von Brighton & Hove Albion mit einem frechen Haken samt Flachschuss (73.) sowie einem traumhaften Heber rechts oben in den Torwinkel (80.) via Doppelpack auf 4:1 stellte.
Abwehrmann Dendoncker feuerte obendrein noch einen Distanzkracher links unten ins Eck (83.), ehe Joker Openda nach Thorgan-Hazard-Vorlage das finale 6:1 verbuchte und so das Nations-League-Tabellenbild Belgiens massiv verschönte. Für Polen um den im zweiten Abschnitt ausgewechselten Kapitän Lewandowski war dies im WM-Jahr eine heftige Abreibung, mit der so nicht zu rechnen war.