Es war eine bezeichnende Sequenz. Zwar nur ein kleiner, abseitiger und im Grunde unbedeutender Auszug aus den ersten 45 Minuten, aber eben auch eine Szene, die symptomatisch war für die bis dato äußerst harmlosen Hamburger Offensivbemühungen: HSV-Verteidiger Schonlau hob den Ball von der Mittellinie Richtung Strafraum, trat ihn aber derart weit, dass er über die Grundlinie flog und im Aus landete.
Ja, die Hamburger taten sich ziemlich schwer, als sie am Samstagnachmittag anlässlich der ersten Runde im DFB-Pokal im Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion zu Gast waren. Dabei waren die Rollen im Grunde ja klar verteilt. Hier Bayreuth, der Drittligist, der in der vergangenen Saison noch viertklassig war, dort der HSV, der große Aufstiegsfavorit der 2. Liga, der im Vorjahr bis ins Pokal-Halbfinale vorgedrungen war.
Aber: Auf dem Feld war von alledem wenig zu sehen. Bayreuths Trainer Thomas Kleine setzte auf jene Startelf, die schon beim 0:1 zum Saisonauftakt in Ingolstadt begonnen hatte. HSV-Coach Tim Walter reagierte nur mit einer Umstellung auf das 0:1 gegen Rostock: Bilbija erhielt den Vorzug vor Königsdörffer, blieb aber - wie seine Kollegen - weitgehend blass.
Hemmerich trifft zum 1:0
DFB-Pokal 2022/23
Hamburg hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, verstand es aber nicht, Lücken im Bayreuther Defensivverbund aufzureißen. Der Drittligist verteidigte sehr konzentriert - und ging früh in Führung: Hemmerich trat einen Freistoß aus 20 Metern flach Richtung Tor, der Ball wurde abgefälscht und kullerte über die Linie - 1:0 für Bayreuth (16.).
Kurz darauf hätte Nollenberger sogar erhöhen können (21.), später hatte Bayreuths Angreifer noch eine weitere Torchance per Kopf (44.). Der HSV hingegen verzeichnete kaum nennenswerte Möglichkeiten, nur einmal kam Heyer nach einem Freistoß aus ein paar Metern zum Schuss - SpVgg-Torwart Kolbe parierte (38.).
Königsdörffer scheitert an der Latte
Umkämpft: Bayreuths Nicolas Andermatt (#30) und Benedikt Kirsch (re.) gegen den Hamburger Laszlo Benes. imago images
Nach dem Seitenwechsel stand Bayreuths Schlussmann immer häufiger im Blickpunkt. Der HSV brachte nun deutlich mehr Tempo in sein Spiel, doch Glatzel scheiterte gleich zweimal an Kolbe (51., 60.), einmal traf der eingewechselte Königsdörffer nur die Latte (59.).
Hamburg war nun drauf und dran, konnte sich eine Viertelstunde vor dem Ende aber glücklich schätzen, bei einer Kopfballchance von Maderer nicht das 0:2 kassiert zu haben (74.). Und doch: Der HSV war nun die bessere Mannschaft und kam zum verdienten Ausgleich. Nach einem Einwurf spielte Rohr quer, Königsdörffer musste nur noch einschieben - 1:1 (83.).
Wenig später hätte Kittel sogar das Führungstor erzielen können, bei seinem Kopfball zielte er aber zu mittig (86.). So ging es in die Verlängerung, in der der HSV den deutlich längeren Atem hatte. Bayreuth ging mehr und mehr die Kraft aus, Hamburg rannte an und entschied die Partie für sich: Erst traf Schonlau im Anschluss an eine Ecke (97.), dann erneut Königsdörffer nach einem Schnittstellenpass von Glatzel (111.).
Damit war die Frage nach dem Sieger beantwortet. Dass Bayreuths Groiß nach einem Foul Gelb-Rot, fiel letztlich nicht mehr ins Gewicht (113.).