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Bayern-Partner vor Einstieg bei Grasshoppers

Deal zwischen LAFC und "Champion Union"

Bayern-Partner vor Einstieg bei Grasshoppers

Beim Grasshoppers Club Zürich steht ein Einstieg des FCB-Partners Los Angeles FC kurz bevor.

Beim Grasshoppers Club Zürich steht ein Einstieg des FCB-Partners Los Angeles FC kurz bevor. IMAGO/Pius Koller

Kurz nachdem Jan-Christian Dreesen in den Vorstand der Großklubvereinigung ECA gewählt worden war, sah sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern zu einer Warnung veranlasst vor einem Phänomen, das seit einigen Jahren verstärkt Einzug hält in den europäischen Fußball: Mehrfach-Klub-Eigentümerschaft, in der Branche gerne abgekürzt nach dem englischen Begriff Multi-Club-Ownership, MCO. "Sicherlich muss man sich anschauen, wenn Spieler hin- und herwandern zwischen Klubs, die einem Eigentümer gehören, das wird interessant sein, wie dem zu begegnen ist", sagte Dreesen nach jener ECA-Sitzung im September 2023 und ergänzte: "Wir sollten uns bemühen und einbringen, hier Regularien zu entwickeln, dass Multi-Club-Ownership nicht den Wettbewerb verzerrt."

Bei dem Meeting in Berlin hatte die ECA Vertretern von MCO-Klubs weitere Brücken gebaut. Sie hatte etwa Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, auch Aufsichtsratsboss bei RB Leipzig, sowie Joshua Wander, Chef des US-amerikanischen Fußball-Investors 777-Partners, der weltweit an sieben Klubs beteiligt ist, in ihren Vorstand gewählt. Und auch der ECA-Vorstandschef, der wandelnde Interessenkonflikt Nasser Al-Khelaifi, ist als Repräsentant von Qatar Sports Investment (QSI) Vertreter eines MCO-Geflechts. QSI gehört ja nicht nur Paris St. Germain. Die Katarer halten auch gut 20 Prozent an Sporting Braga und immer wieder ploppen Gerüchte auf über ihr Interesse an Premier-League-Klubs. Dreesens Aussage war also nachvollziehbar.

Auf europäischer Ebene agiert LAFC

Zu diesem Zeitpunkt aber hatte der FCB längst seine eigene MCO-Strategie festgelegt und in Teilen auch umgesetzt mit der Gründung des Joint Ventures "Red and Gold". Dieses unterhält er gemeinsam mit dem MLS-Klub Los Angeles FC, an dem wiederum illustre Investoren wie Ex-Basketballstar Earvin "Magic" Johnson, die zweimalige Weltfußballerin Mia Hamm oder Schauspieler Will Ferrell beteiligt sind. Als Geschäftsführer der zugehörigen und an der Säbener Straße in München gemeldeten GmbH fungiert Bayern-Nachwuchschef Jochen Sauer. "Red and Gold" kooperiert mittlerweile mit den vom ehemaligen Fürth-Präsidenten Helmut Hack gegründeten Gambinos Stars Africa in Gambia und ist Mehrheitseigner an Racing de Montevideo, einem Erstligisten aus Uruguay.

Besonders spannend aber ist der europäische Pfad der MCO-Strategie. Denn hier tritt nicht das Joint Venture und damit anteilig der FCB als Investor auf, sondern der Partner aus Los Angeles. Die US-Amerikaner übernahmen bekanntlich im April 2023 den in die vierte Liga Österreichs abgestürzten FC Wacker Innsbruck. Zudem nimmt der Einstieg beim Grasshopper Club Zürich konkret Gestalt an. Das Wirtschaftsportal Bloomberg berichtete im Herbst 2023 über ein Angebot von LAFC an den chinesischen Mehrheitseigner des Tabellenachten der Schweizer Super League, die "Champion Union" mit Sitz in Hong Kong. Diese ist Jenny Wang zuzurechnen, der Ehefrau von Milliardär Guo Guangchang, der wiederum über den Fosun-Konzern die Wolverhampton Wanderers besitzt. Nach kicker-Recherchen soll der Zürich-Deal zwischen LAFC und der "Champion Union" zeitnah über die Bühne gehen.

Das Red-Bull-Konstrukt-Problem

Doch warum kauft nicht das Joint Venture "Red and Gold"? Nun, das wiederum dürfte an den Statuten der UEFA liegen, die mit Blick auf die Integrität der Klubwettbewerbe beispielsweise vorsehen: "Kein Verein, der an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnimmt, darf direkt oder indirekt (…) Wertpapiere oder Aktien eines anderen an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Vereins halten oder damit handeln" und "auf irgendeine Art und Weise Einfluss auf die Führung, die Verwaltung und/oder die sportlichen Leistungen eines anderen an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Vereins nehmen". Jener Artikel 5 in der Satzung der Konföderation ist noch weitergefasst und definiert Kontroll- und Einflussverbote natürlicher sowie juristischer Personen zwischen zwei Klubs. So musste bekanntlich das Red-Bull-Konstrukt zwischen Leipzig und Salzburg erst formal entflochten werden, ehe beide Teams 2017/18 erstmals parallel im gleichen Wettbewerb antraten, der Europa League. Gespannt dürfte man bei der UEFA derzeit nach Spanien schauen, wo der FC Girona als Tabellenzweiter auf Königsklassen-Kurs segelt. An diesem Klub hält die City Football Group, bekanntlich Hauptgesellschafter von Champions-League-Sieger Manchester City, nahezu die Hälfte. Dürfen beide 2024/25 in der Champions League antreten, ihre jeweilige Qualifikation über die nationale Liga vorausgesetzt?

Derart pikante Fragen umginge der FC Bayern, sollten sich Innsbruck (eher in weit ferner Zukunft) oder GC Zürich (vielleicht in gar nicht so ferner Zukunft) irgendwann einmal für das europäische Geschäft qualifizieren. Weil lediglich der Partner aus dem außereuropäisch tätigen Joint Venture, LAFC, Anteile hielte, nicht die gemeinsame GmbH oder gar der deutsche Rekordmeister selbst. Eine Umgehung also, die Dreesens Worte aus dem September in ein anderes, neues Licht rückt.

Benni Hofmann

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