Gerade noch rechtzeitig: Der FC Barcelona dreht das Spiel und holt sich den Pott. dpa
Der FC Barcelona qualifizierte sich gegen Vorjahresfinalist AC Mailand (1:0; 0:0) für das Endspiel. Im Vergleich zur Nullnummer im Rückspiel im Camp Nou veränderte Coach Frank Rijkaard seine Startelf auf zwei Positionen und brachte rechts hinten Oleguer für Belletti sowie im Mittelfeld van Bommel für Iniesta. Mit denselben Ergebnissen, nur in umgekehrter Abfolge, fand der FC Arsenal den Weg ins Finale: In Villarreal reichte nach einem 1:0-Erfolg in Highbury ebenfalls ein torloses Remis im Rückspiel. Trainer Arsene Wenger änderte seine Anfangsformation ebenfalls zweimal: Für Flamini und Reyes kamen Ashley Cole und Pires zum Einsatz.
Fulminanter Auftakt in Paris an einem zunächst lauen Frühlingsabend: Arsenal überraschte Barça mit schnellem Offensivspiel und gleich einer hochkarätigen Chance, als Henry eine flache Hereingabe von Eboué wunderbar verarbeitete, sich an Marquez vorbeiwand und frei vor dem Tor am herausstürzenden Valdes scheiterte, der zur Ecke abwehrte (3.). Im Anschluss an den Eckstoß war der 24-jährige Keeper der Spanier auch bei Henrys Knaller vom linken Strafraumeck auf dem Posten (4.).
Barça kam nur langsam in Tritt, versuchte, über lange Ballstafetten an Sicherheit zu gewinnen. Giulys Schuss aus spitzem Winkel stellte Lehmann vor keine ernsthafte Probe (8.). Dennoch war das eine Art Startsignal für die Katalanen, die sich nun besser auf den Gegner eingestellt hatten. Ronaldinho ließ seine Gefährlichkeit bei Standards aufblitzen und zirkelte einen direkten Freistoß aus 25 Metern einen Meter am Winkel vorbei (12.).
Sechs Minuten später erfolgte ein aus Sicht des deutschen Nationalkeepers Lehmann ein ganz bitterer Moment: Eto'o tauchte nach Pass von Ronaldinho urplötzlich an der Strafraumgrenze allein vor dem Schlussmann auf, der den ihn umkurvenden Kameruner von den Beinen holte. Giuly netzte zwar ein, doch Schiedsrichter Hauge erkannte nicht auf Vorteil, sondern ahndete das Foul des Deutschen und schickte Lehmann mit der Roten Karte vorzeitig zum Duschen. Nach 764 Minuten ohne Gegentor war damit die weitere Rekordjagd des Torhüters beendet. Ersatztorwart Almunia kam, Pires musste raus (20.).
Die Spanier übernahmen in Überzahl nun deutlich das Kommando, ohne gegen die massierte Deckung der Wenger-Elf freilich zunächst zu zwingenden Gelegenheiten zu kommen. Auf der anderen Seite kam Arsenal nur zu wenig Entlastung. Ausnahme Eboué, der sich rechts versuchte durchzusetzen und glücklich einen Freistoß zugesprochen bekam. Den brachte Henry nach innen, am Fünfmeterraum stieg Campbell hoch und wuchtete den Ball per Kopf ins linke obere Eck (37.). Die Katalanen intensivierten ihre Angriffsbemühungen, doch mehr als ein Schuss von Eto'o in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs, den Almunia noch an den Pfosten lenken konnte, sollte nicht herausspringen.
Mit Iniesta für Edmilson kam Barça noch offensiver eingestellt aus der Kabine. Und es entwickelte sich nun bei Regenwetter ein zunächst einseitiges Spiel auf das von Almunia gehütete Tor. Der Spanier sollte nun gegen seine Landsleute des Öfteren im Blickpunkt stehen, auch wenn die Rijkaard-Elf zunächst nicht gerade ein inspiriertes Offensivspiel zeigte. Arsenals Nummer zwei begrub einen Flachschuss von Iniesta unter sich (53.) und wirkte auch in der Folge sehr sicher.
Wie beim Handball bauten die Londoner einen Ring um den eigenen Strafraum herum auf und ließ den spanischen Meister anrennen. Der hatte wahrlich nicht seinen besten Tag, denn es gelang weiterhin ganz wenig. Ideenlos und müde trugen Ronaldinho & Co. ihre Kombinationen vor, kaum einmal ging es über den Flügel, vielmehr statisch durch die Mitte, wo sich die "Gunners" mit Campbell und Touré auf zwei fast unüberwindliche "Hindernisse" verlassen konnten. Die Wenger-Elf befreite sich Mitte der zweiten Halbzeit immer mehr, wirkte durch seine Konter gefährlicher und verdiente sich in der Folge ihre Führung durch Chancen von Hleb (63.), Ljungberg (67.) und einem "Matchball" von Henry, der nach tollem Pass von Hleb halbrechts frei vor Valdes am gut reagierenden Schlussmann scheiterte (70.). Nach Ronaldinhos gefährlichem Sololauf, dessen Abschluss Cole noch effektiv störte (73.), legten die Katalanen noch einmal zu. Und endlich aus Sicht der Spanier zelebrierte Barça das vielgelobte Direktspiel, dass sogleich zum Ausgleich führte: Iniesta spielte in den Strafraum zum eingewechselten Larsson, der direkt auf den stark abseitsverdächtigen Eto'o weiterleitete. Der Kameruner überwand Almunia mit einem Rechtschuss vom linken Fünfereck knapp neben den linken Pfosten (73.).
Arsenal war angeschlagen, und die Rijkaard-Elf legte nach: Larsson, der sein letztes großes Spiel für den spanischen Titelträger machte, schickte den ebenfalls eingewechselten Belletti mit klugem Pass in den Strafraum, und der Brasilianer tunnelte Almunia mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel aus sieben Metern (80.).
Damit war die Partie entschieden. Die "Gunners" waren nicht mehr in der Lage, zurückzukommen, zuviel Kraft hatten sie bei der intensiven Defensivarbeit gelassen.
In einem spannenden Finale sicherte sich Barcelona, das nach einem Platzverweis für den deutschen Nationalkeeper Lehmann über 70 Minuten in Überzahl spielte, gegen Arsenal einen schmeichelhaften Sieg. Die Katalanen wirkten nicht so spielfreudig wie gewohnt, rannten dem Pausenrückstand lange hinterher und drehten die Partie erst in der Schlussphase um.