FIFA

Kein physisches FIFA mehr in Deutschland? EA dementiert

Digitale Downloads auf dem Vormarsch

Bald keine physischen FIFA-Editionen mehr in Deutschland? EA dementiert

FIFA 22 Editionen im Laden - Bald Geschichte? EA sagt Nein.

FIFA 22 Editionen im Laden - Bald Geschichte? EA sagt Nein. picture alliance / NurPhoto

Electronic Arts verkauft immer weniger Datenträger. Der jährliche Geschäftsbericht des Unternehmens spricht dahingehend eine klare Sprache. Datenträger sind im Falle des Spieleherstellers auf DVD und Blu-ray gepresste Games, die im Laden käuflich sind. Seit 2020 sind EAs Umsätze mit physischen Datenträgern um 365 Millionen US-Dollar zurückgegangen, während die mit digitalen Spieledownloads um 471 Millionen US-Dollar gestiegen sind. Das weist der Bericht aus.

"Auch wenn dieser Trend, [...] nicht linear verläuft, erwarten wir, dass die Spieler im Laufe der Zeit einen immer höheren Anteil unserer Spiele digital erwerben", schreibt EA. Man erwarte zusätzlich, dass der Umsatz von "'verpackten Waren'" weiter abnehmen werde. Ein Trend, der sich durch verschiedene Branchen zieht, so auch in der Musik- oder Filmindustrie, siehe Spotify und Netflix.

Umsätze gehen an deutschen Niederlassungen vorbei

Das Wirtschaftsfachmagazin "Games Wirtschaft" (GW) hatte dazu bereits aufgezeigt, dass Digitalerlöse von Spielen nicht immer bei den lokalen, zum Beispiel deutschen Niederlassungen, einlaufen, sondern an den Mutterkonzern direkt gehen. Im Zuge dessen, berichtet das Magazin, hätte Activision Blizzard den Deutschlandstandort geschlossen. Auch bei Take-Two, dem Unternehmen hinter GTA und NBA 2K, schrumpften die Umsätze der Münchner Vertretung von 24 auf 14 Millionen Euro.

Könnte ein Schicksal wie Blizzard auch Electronic Arts Deutschland drohen? Vermutlich nicht, will "Games Wirtschaft" erfahren haben: Die Zentrale in Köln soll erhalten bleiben, auch deshalb, weil dort viele Games übersetzt und synchronisiert werden.

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EA Deutschland will offenbar "keine Umsätze mit verpackten Waren mehr erzielen"

Das Magazin scheint Einblicke in den nicht-öffentlichen Geschäftsbericht von EA Deutschland genommen zu haben und fand dort Hinweise. Denn obschon das digitale Geschäft laut EA stark wächst, hat man in Deutschland wohl nichts von den Erlösen. So zitiert GW den Geschäftsbericht:

"Die anhaltende Verlagerung von physischen Gütern hin zum digitalen Download wirkt sich weiterhin negativ auf die Umsatzentwicklung aus. Die Umsatzerlöse aus digitalen Downloads werden nicht über EA, sondern über ein verbundenes Unternehmen abgewickelt."

Mit dem verbundenen Unternehmen dürfte wohl Electronic Arts international oder Vergleichbares gemeint sein.

Games Wirtschaft schreibt weiterhin: "Nach der Umstrukturierung wird Electronic Arts im deutschsprachigen Raum 'keine Umsätze mit verpackten Waren mehr erzielen'. Demzufolge rechnet EA bereits im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 mit einem 'deutlichen Rückgang der Umsatzerlöse‘.

EA antwortet auf kicker eSport-Nachfrage

Die Bedeutung dessen bietet aber Interpretationsspielraum. Gibt EA das Geschäft mit physischen Datenträgern komplett auf? Gibt es kein FIFA mehr im Laden?

Auf kicker eSport Anfrage äußerte sich EA zur Thematik: 

"Wir haben den physischen Vertrieb unserer Spiele in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht eingestellt, und die Spieler werden unsere Spiele weiterhin im Einzelhandel in der gesamten Region kaufen können. Jüngste Berichte, in denen etwas anderes behauptet wurde, spiegeln die Offenlegungen aus dem Jahresabschluss von EA Deutschland nur ungenau wider."

Spieler werden unsere Spiele weiterhin im Einzelhandel in der gesamten Region kaufen können.

Electronic Arts auf kicker eSport-Anfrage

Mit dem Dementi von EA ist nun klar: Es wird zunächst weiterhin physische Editionen der Spiele geben, allerdings wurde wohl bereits der Vertrieb abgegeben, denn:

EA Deutschland hat für Oktober den Geschäftsgegenstand der GmbH im Handelsregister ändern lassen. Dort steht zusammengefasst, was der Zweck eines Unternehmens ist. Laut GW war dies zuvor: "Import, Export, Vertrieb, Verkauf und Herstellung von Produkten jeglicher Art in Bezug auf Videos, Videospiele, Computer-Software."

Nun steht dort: "Erbringung von Leistungen bezogen auf Videos, Videos-Spiele, Computer-Software und interaktive Unterhaltung." Der Vertrieb und Verkauf ist also weggefallen. Auch das bestätigt EA auf Nachfrage. Man habe Umstrukturierungen der Vertriebswege vorgenommen. Für den Markt oder den Spieler ändere sich jedoch nichts.

Keine physischen Editionen mehr?

Die Auslagerung scheint aus Unternehmenssicht logisch. Vertrieb kostet Geld. Wenn die Umsätze mit den Datenträgern jedoch zurückgehen, da Spieler immer häufiger zum Download greifen, muss umstrukturiert werden. Auslagerung auf externe Dienstleister spart in der Regel Kosten.

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EA Deutschland wird sich optional digitale Erlöse dem Standort zurechnen lassen müssen, da sonst ein ähnliches Schicksal wie der Blizzard-Vertretung drohen könnte. Über 90 Millionen Euro soll EA, laut GW, im Geschäftsjahr 21/22 mit dem Verkauf physischer Datenträger an den Einzelhandel umgesetzt haben.

Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt EA Deutschland in Köln. Bleibt nur noch die Spielelokalisation (15 Millionen Euro Umsatz), dürfte das Unternehmen zu weiteren Sparmaßnahmen gezwungen sein. Dass das Zeitalter der physischen Datenträger zu Ende geht, darf aber als ausgemacht gelten. Eine Weile lang wird es FIFA noch auf Disk geben, solange eben, wie sich damit noch Geld verdienen lässt.

Holm Kräusche

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