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Tor von Richter - Comeback von Jarstein

Hertha mit Chancenwucher beim 1:0-Testspielsieg in Babelsberg

Tor von Richter - Comeback von Jarstein

Marco Richter ballt die Faust und freut sich über seinen Treffer.

Marco Richter ballt die Faust und freut sich über seinen Treffer. IMAGO/Matthias Koch

Die Erwartung an seine Elf für die Partie im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion hatte Trainer Sandro Schwarz vorab klar formuliert: "Es gilt, mit müden Beinen Widerstände zu überwinden." Sein Team ging aus der vollen Trainingsbelastung ins Spiel. Nach einer intensiven Einheit am Freitagnachmittag hatte Schwarz die Profis zum Ende des sechstägigen Camps im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum am Samstagvormittag nochmal zu einer kurzen Einheit auf den Trainingsplatz gebeten.

Richter trifft zur Führung

Dennoch legte sein Team unter den Augen von Präsident Kay Bernstein und Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic vor 3695 Zuschauern gegen den Vorjahres-Elften der Regionalliga Nordost mit viel Energie los. Nur wenige Sekunden nach Davie Selkes Kopfballchance (8.) markierte Rechtsaußen Marco Richter die Führung (9.). Der Ex-Augsburger zog in die Mitte und aus etwa 18 Metern mit links ab. Der Ball ging ins lange Eck des Babelsberger Tores, das der bei Hertha BSC ausgebildete Luis Klatte hütete.

Die Berliner, von ihrem neuen Coach Schwarz wie schon im ersten Test drei Tage zuvor gegen Oberliga-Aufsteiger Tus Makkabi Berlin (7:0) erneut im 4-3-3 formiert, schoben vor allem über rechts mit Jonjoe Kenny und Richter immer wieder an, versäumten aber bereits vor der Pause eine höhere Führung.

Chancenwucher - und Glück

Selke ließ Kennys präzise Eingabe ebenso ungenutzt (18.) wie Myziane Maolida (32., 38.) und Filip Uremovic (33., nach Ecke von Marvin Plattenhardt und Ablage von Selke) ihre Möglichkeiten. Zudem wurde ein Tor von Vladimir Darida nach Steckpass von Suat Serdar wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt (33.) und Torschütze Richter in aussichtsreicher Position frei vor Klatte wegen eines vermeintlichen Foulspiels durch einen Pfiff von Referee Andy Stolz gestoppt (41.).

Glück hatte Hertha derweil nach 18 Minuten, als Babelsbergs Rechtsaußen Dominik N’gatie den Ball im Hertha-Tor unterbrachte, aber auf Abseits entschieden wurde, obwohl der Ball auf N’gatie mutmaßlich von Herthas Abwehrspieler Uremovic kam - und auch in der 23. Minute: Da traf der wie Klatte bei Hertha BSC ausgebildete Tahsin Cakmak mit einem wuchtigen Distanzschuss die Latte des Berliner Tores. Der im ersten Testspiel gegen Makkabi noch geschonte Kevin-Prince Boateng agierte bei Hertha auf der Sechs und bereitete Maolidas XXL-Chance nach 38 Minuten mit einem feinen Zuspiel vor.

Zur Pause wechselte Schwarz komplett durch. Im Tor, in dem im ersten Durchgang die neue Nummer eins Oliver Christensen stand, kam Rune Jarstein nach 468 Tagen zu seinem Comeback. Der Norweger, der zuvor letztmals im März 2021 gegen Leverkusen ein Spiel für Hertha bestritten hatte, war wegen einer Coronavirusinfektion mit Klinikaufenthalt, einer anschließenden Herzmuskelentzündung inklusive zweimonatigem Sportverbot und einer Knie-Operation lange ausgefallen. Von den Hertha-Fans wurde er nach seiner Einwechslung immer wieder mit Sprechchören gefeiert. Der 37-Jährige bekam nicht viel Arbeit. Allerdings leistete er sich einen Fauxpas, als er an der Strafraumgrenze den Ball gegen den heraneilenden Babelsberger Matthias Steinborn vertändelte und Steinborn den Pfosten traf (58.).

Innerhalb von einer Minute: Flügel pariert dreifach

Nach der Pause wirkte das Berliner Offensivspiel nicht mehr so strukturiert und flüssig, der Chancenwucher ging allerdings weiter. Marc Kempf vergab per Kopf (53.). Lucas Tousart schoss zunächst aus Nahdistanz drüber (59.) und setzte einen Lupfer über den herausgeeilten Babelsberger Keeper Marco Flügel, der Klatte zur Pause abgelöst hatte, aus 17 Metern rechts neben das leere Tor. Rechtsverteidiger Julian Eitschberger scheiterte nach 82 Minuten ebenso an 03-Keeper Flügel wie nach der folgenden Ecke erst Santiago Ascacibar und dann Maximilian Mittelstädt (jeweils 83.). Und in der 89. Minute bekam Dodi Lukebakio am Fünfmeterraum den Ball von Flügel in den Fuß gespielt, konnte aber nichts aus der Situation machen.

Schwarz: "Gute Ansätze zu sehen"

"Wir haben gestern Nachmittag nochmal sehr intensiv trainiert und haben hier beide Halbzeiten seriös gespielt und wenig zugelassen", lobte Schwarz nach dem Abpfiff. "Inhaltlich waren ein paar gute Ansätze zu sehen: wie wir vorwärts verteidigt haben, wie wir im Positionsspiel gut Fußball gespielt und die Räume gefunden haben, gute Spielverlagerungen. Das war zum Abschluss des Trainingslagers eine Willensleistung." Der fahrlässige Umgang mit den Torchancen war der nahezu einzige Kritikpunkt für den Trainer: "Wir haben uns zahlreiche Torchancen erspielt. Unser Manko war heute, dass wir das Spiel nicht früher zugemacht haben."

Am Montag steigen die Nationalspieler (Boyata, Pekarik, Piatek, Alderete, Björkan, Dardai, Ekkelenkamp) in die zweitägige Medizin- und Leistungsdiagnostik ein. Das dritte Testspiel steht für das Schwarz-Team am Freitag (8. Juli, 19 Uhr) bei Regionalligist Energie Cottbus an. Vom 12. bis 23. Juli macht der Bundesligist im englischen Burton-upon-Trent Quartier. Auf der Insel bestreiten die Berliner drei weitere Testspiele, die Gegner dort: Derby County (16. Juli), Nottingham Forest (20. Juli) und West Bromwich Albion (23. Juli).

Statistik

Hertha/1.HZ: Christensen - Kenny, Uremovic, Torunarigha, Plattenhardt - Boateng - Serdar, Darida - Richter, Selke, Maolida

Hertha/2.HZ: Jarstein - Eitschberger, Gechter, Kempf, Ullrich - Ascacibar - Tousart, Mittelstädt - Lukebakio, Wollschläger (70. Scherhant), Dilrosun

Tor: 0:1 Richter (9.)

Steffen Rohr

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