Bundesliga

Aubameyang: An Dreistigkeit nicht zu überbieten

Kommentar von kicker-Redakteur Matthias Dersch

Aubameyang: An Dreistigkeit nicht zu überbieten

Wurde zum dritten Mal suspendiert: Pierre-Emerick Aubameyang.

Wurde zum dritten Mal suspendiert: Pierre-Emerick Aubameyang. imago

Man könnte es glatt für einen schlechten Scherz halten: Da setzt der Trainer vor dem Start in eine immens wichtige Rückrunde eine Mannschaftsitzung an, um mit dem gesamten Kader über so elementare Dinge wie Gruppendynamik, Teamgeist und Zusammenhalt zu sprechen - und der wichtigste Spieler des Teams kommt einfach nicht.

Genau so ist es am Samstag in Dortmund vorgefallen. Als Stöger vor versammelter Mannschaft über die Wichtigkeit eines gemeinsamen Spirits sprach, fehlte Pierre-Emerick Aubameyang - und besaß am Ende sogar die Chuzpe, sich damit zu entschuldigen, er habe den Termin - den vielleicht bedeutendsten der gesamten Winter-Vorbereitung - vergessen. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Und ein deutliches Signal dafür, dass der Gabuner gedanklich bereits abgeschlossen hat mit dem BVB, der ihm zuletzt symbolisch eine sechsspurige Autobahnbrücke zur Wiedereingliederung baute, die er nur noch hätte überschreiten müssen.

Spielersteckbrief Aubameyang
Aubameyang

Aubameyang Pierre-Emerick

Der Klub gewährte Aubameyang Sonderurlaub und nahm ihn auch dann noch öffentlich in Schutz, als er entgegen aller Gepflogenheiten seinen Vater und seine zwei Brüder ins Trainingslager mitbrachte und sie auch noch im Mannschaftshotel in Marbella einquartierte. Vergeben und vergessen waren die wiederholten Verspätungen in der Hinrunde und der unerlaubte Videodreh auf dem Trainingsgelände, die zu seiner Suspendierung für das Stuttgart-Spiel geführt hatten. Wann immer sich die Gelegenheit bot, stärkten ihm Trainer Peter Stöger und Klubboss Hans-Joachim Watzke öffentlich den Rücken. Wie Aubameyang es ihnen - und nicht zuletzt auch seinen Teamkollegen - dankte, sagt alles aus.

BVB muss Aubameyang-Wechsel forcieren

Matthias Dersch

Matthias Dersch kicker

"Der Teamgedanke steht über allem", hat Stöger im kicker-Interview am vergangenen Montag gesagt, "ab dem Zeitpunkt, an dem es gefährlich werden kann für die Gruppe und die innere Struktur, wird es schwierig." Die erneute Suspendierung Aubameyangs war daher die einzig angemessene Reaktion.

Bislang war man in Dortmund der Ansicht, man könne Aubameyang nicht im Winter ziehen lassen, da man ohne den mit Abstand treffsichersten Angreifer den Erfolg der Mannschaft gefährden würde. Unter Berücksichtigung der jüngsten Ereignisse ist es wohl eher andersherum: Möchte der BVB endlich in Ruhe arbeiten - intern wie extern -, muss er einen baldigen Wechsel von Aubameyang forcieren. Auch auf die Gefahr hin, dass dadurch der Preis für den Stürmer sinken könnte.