Wie zuletzt das 9:0 gegen Liechtenstein war auch das Gastspiel bei den Armeniern, die nur noch theoretische WM-Chancenhatten, weder von großer sportlicher Relevanz noch eine wirkliche Standortbestimmung. Umso freier spielten die Deutschen zunächst auf. Neuer, Reus (beide Belastungssteuerung), Rüdiger (gesperrt), Günter, Baku (beide Bank) und der angeschlagene Goretzka wichen für ter Stegen, Neuhaus, Ginter, Tah, Raum und Havertz - und die neuen machten gleich ordentlich Alarm.
Die Flick-Elf dominierte die Anfangsviertelstunde mit kurzweiligem Angriffsfußball, nach 15 Minuten knackte Havertz, der zuvor bereits den Pfosten getroffen hatte (5.), die armenische Fünferkette. Beziehungsweise Müller und Hofmann, die per feinem Doppelpass für den lässig vollstreckenden Champions-League-Sieger vorbereiteten.
Deutschlands Restverteidigung wankt - Gündogan sicher
Spielfreudige Gäste, für die Sané eine gute Chance auf das 2:0 verbuchte (26.), hatten eigentlich alles im Griff - bis die Gegenstöße aktiver werdender Armenier die deutsche Restverteidigung ins Wanken brachten. Spertsyan verpasste den Ausgleich nach Hackenablage von Hoffenheims Adamyan nur knapp (27.). Und es gab weitere gefährliche Konter, die der Underdog jedoch nicht sauber ausspielte.
Kurz vor der Pause, die Schärfe im Angriff war den Deutschen inzwischen abgegangen, dribbelte Neuhaus auf eigene Faust an - und kam nach einem Doppelpass im Strafraum zu Fall. Der VAR meldete sich erst zwei Minuten später, dann gab es allerdings berechtigterweise Elfmeter. Wie schon gegen Liechtenstein trat Gündogan an - und verwandelte souverän (45.+4).
Patzer hüben, Tritt drüben
Die Statik änderte sich auch nach Wiederbeginn nicht. Deutschland hatte den Ball - und ehe Armenien wieder zu seinem Konterspiel fand, lag das Spielgerät in Buchnevs Maschen. Das hatte der Keeper selbst zu verantworten, weil er Gündogans harmlosen Flachschuss sehr unglücklich passieren ließ (50.).
Die vermeintliche Vorentscheidung genügte allerdings nicht, um die Hausherren zu demoralisieren. Nur Minuten nach dem deutschen 3:0 deckten die Armenier die Schwächen der Flick-Elf nach Ballverlusten wieder auf. Konter um Konter bereitete Deutschland Sorgen, ehe Neuhaus deutlich zu spät schaltete und Terteyan im Strafraum auf den Fuß trat. Der Ex-Dortmunder Mkhitaryan traf ebenso sicher wie zuvor Gündogan, nur noch 1:3 (59.).
Hofmann belohnt seinen starken Auftritt
Im Stadion kam Euphorie auf, was sich auch auf die armenischen Spieler übertrug. Für ein paar Minuten bespielten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe, bis der als Rechtsaußen gefällige Hofmann nach einem hohen Ballgewinn durch kollektives Gegenpressing mit einem platzierten Flachschuss den alten Drei-Tore-Abstand wiederherstellte (64.).
Diesmal ließen die Hausherren für längere Zeit abreißen, auch mit den selteneren Gegenstößen kam Deutschland nun besser klar. Die Gäste peilten weitere Treffer an, der eingewechselte Nmecha und Co. agierten jedoch schon ein wenig auf Sparflamme. Der ebenfalls eingewechselte Volland hatte die beste Chance der Schlussphase, wurde aber geblockt (80.).
Damit ist das Länderspieljahr für die als Gruppensieger für die WM 2022 qualifizierte deutsche Nationalmannschaft beendet. 2020 hatte es zum Jahresausklang noch das bittere 0:6 gegen Spanien gegeben, nun geht die deutsche Auswahl mit sieben Siegen unter Flick seit September in die Spielpause.