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Real Madrid: Provoziert Rodrygo das große Umdenken?

Brasilianer führt Real Madrid in ungewohnter Rolle zum Derbysieg

Ancelotti hat schlechte Erinnerungen: Provoziert Rodrygo das große Umdenken?

Ohne ihn wäre Real Madrid wohl nach 90 Minuten ausgeschieden: Rodrygo.

Ohne ihn wäre Real Madrid wohl nach 90 Minuten ausgeschieden: Rodrygo. IMAGO/NurPhoto

Ein enges Derby ganz ohne emotional aufgeladene Polemik ist selten. Das Viertelfinale der Copa del Rey war da nicht die Ausnahme. Diego Simeone kam nicht umhin, mit der (ziemlich berechtigten) Gelb-Roten Karte für seinen Schützling Stefan Savic zu hadern - weil Reals Dani Ceballos, ebenfalls schon verwarnt, nach einem weiteren Vergehen weiterspielen durfte.

"Aber am Ende waren sie vor dem Tor wieder besser", bekam Atleticos langjähriger Coach noch die Kurve - konnte damit lange Zeit aber nur einen gemeint haben. Nachdem Atletico im ersten Durchgang besser gewesen und durch einen fein herausgespielten Treffer in Führung gegangen war, dominierte Real den zweiten Abschnitt. Auch durch Chancen. Doch Karim Benzema, Fede Valverde oder der ganz besonders im Blickpunkt stehende Vinicius Junior ließen sie alle liegen.

Auftritt Rodrygo. In der 69. Minute wurde der 22-jährige Brasilianer eingewechselt, nur kurze Zeit später hätte man meinen können, sein Landsmann Ronaldo wäre ins Estadio Santiago Bernabeu zurückgekehrt. Ein unwiderstehliches Solo krönte Rodrygo mit einem frechen Außenristschuss ins kurze Eck, womit er seinen Ruf als Super-Joker einmal mehr untermauerte.

In der Startelf überragt Rodrygo selten

Bereitet der Angreifer seinem Trainer damit Kopfzerbrechen? Carlo Ancelotti war bereits damit beschäftigt zu verstehen, wie seine Mannschaft "in der ersten Hälfte so schlecht und in der zweiten Hälfte so gut" sein konnte. Wäre die Lösung des Problems gewesen, Ballzauberer Rodrygo bereits in die Startelf gepackt zu haben? Wohl eher nicht.

Rodrygo

Nicht vom Ball zu trennen: Rodrygo auf dem Weg zum 1:1. IMAGO/NurPhoto

Ähnlich wie bei Mittelfeldspieler Eduardo Camavinga kommt die Klasse des Brasilianers so richtig erst als Einwechselspieler zur Geltung, wie die Reise zum Champions-League-Titel der Vorsaison mehrmals eindrucksvoll bewiesen hatte. Doch zum einen wäre eine solche Verwendung für die Entwicklung der Youngster nicht förderlich, zum anderen blüht Camavinga in diesen Wochen - in Abwesenheit von Stamm-Sechser Aurelien Tchouameni - auch von Beginn an auf.

Bei Rodrygo handelt es sich vielmehr um ein Problem, das sich schon durch seine gesamte Zeit beim spanischen Weltklub zieht (seit 2019): Er darf nicht auf seiner besten Position spielen. Vor allem wenn der Rechtsfuß anfängt, kommt er zumeist über die rechte Seite, auf der er sich deutlich schwerer tut als links, wo er ein paar seiner besten Spiele im Real-Trikot gezeigt hat - dort aber ist Vinicius Junior gesetzt.

Womöglich ist die Lösung aber eine ganz andere. Bei der WM fungierte Rodrygo als Backup von Neymar, der in der brasilianischen Nationalmannschaft einen ziemlich klassischen Zehner spielte - wie auch Rodrygo, wenn er eingewechselt wurde. Was ziemlich gut aussah. So geschehen auch schon ein paar Mal bei Real, etwa am Donnerstagabend.

In einer zentralen, hinter Benzema leicht hängenden Rolle reißt der Techniker das Offensivspiel seiner Mannschaft gerne an sich, das er mit Laufwegen, scharfen Pässen, Dribblings und Läufen in die Spitze ziemlich clever aufzuziehen vermag.

Traut sich Ancelotti die Abkehr vom 4-3-3?

Nun spielt Real Madrid allerdings schon seit Jahren ohne Zehner, das ewige 4-3-3 ist schier unantastbar. So hatte Ancelotti 2013 auch in seiner ersten Amtszeit in Madrid begonnen, um für den teuer eingekauften Zehner James Rodriguez im zweiten Jahr auf 4-2-3-1 umzustellen. Die Saison 2014/15 endete damals allerdings ohne Titel und mit Ancelottis Rauswurf. Doch jetzt hat der Italiener eine andere Mannschaft.

Nicht nur weil das große Dreier-Mittelfeld Casemiro, Toni Kroos und Luka Modric bald komplett Geschichte sein könnte: Für einen derart aufzaubernden Rodrygo wäre eine Abkehr vom etablierten System vielleicht mal eine Überlegung wert. Die Königlichen können ja nicht jedes Spiel umbiegen.

nba

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