Bundesliga

Allofs und sein Vorwurf an die Bayern

München war in Freiburg drückend überlegen

Allofs und sein Vorwurf an die Bayern

Spannungsabfall: Lahm und Co. fehlt das letzte Prozent.

Spannungsabfall: Lahm und Co. fehlt das letzte Prozent. imago

An diesem Montag und am morgigen Dienstag haben die Profis des FC Bayern frei, ehe am Mittwoch die Vorbereitung auf das Saisonfinale gegen den 1. FSV Mainz 05 beginnt. Die letzte Partie des meisterlichen Bundesliga-Jahres 2014/15 "müssen wir gewinnen", sagt Robert Lewandowski. "Wir sind deutscher Meister und müssen das zeigen." Der Kollege Juan Bernat äußert sich ähnlich: "Wir wollen das letzte Spiel gewinnen, wir sind Bayern München." Weil der nun 25-malige deutsche Titelträger diesen Auftrag in den jüngsten drei Liga-Spielen nicht erfüllte, sehen sich die Münchner mit Vorwürfen aus der Liga konfrontiert. Am deftigsten äußerte sich Klaus Allofs (VfL Wolfsburg) im Doppelpass auf Sport 1 über die seit dem 30. Spieltag feststehenden neuen Titelgewinner: "Ich bin sehr enttäuscht darüber, wie sie die Punkte zuletzt teilweise hergeschenkt haben."

In Zeiten ungebremster Daten-Flut sagen die Statistiken zum Auftritt des FC Bayern in Freiburg dieses: Die Münchner hatten fünf Chancen, die Freiburger drei. Hat Bastian Schweinsteiger seinen Freistoß absichtlich an die Latte gezirkelt? Hat Mario Götze seinen Kopfball aus nächster Nähe absichtlich so in die untere Ecke gesetzt, dass ihn SC-Keeper Bürki noch sensationell abwehren konnte? Sicher nicht!

Auch andere Werte widerlegen die These, die Bayern hätten sich beim vom Abstieg bedrohten Sportclub nicht engagiert. Aus den FCB-Reihen kamen 17 Schüsse (9 vom SC Freiburg), sechs gingen aufs SC-Tor (Freiburg: drei). 79 Prozent Ballbesitz wurden für die Münchner gemessen, 21 für die Freiburger, die 127 Pässe zu einem ihrer Mitspieler traten, während es die Lahm, Schweinsteiger und anderen FCB'ler 667-mal taten, also gut fünfmal so oft. Wo für die Freiburger zwei Eckbälle gezählt wurden, waren es zehn für die Bayern, die 25 Grätschen ansetzten, zwei weniger als die Freiburger. Diese Statistiken sind - wenn Zahlen überhaupt eine Aussagekraft im komplexen Fußballspiel haben sollten - Argumente für die kritisierten Münchner.

Torjäger ohne Tore

Thomas Müller

Ging in den letzten Spielen auch leer aus: Thomas Müller.

Spielbericht

Gegen sie spricht der teilweise statistische Abfall nach dem 30. Spieltag, also in den verlorenen Begegnungen in Leverkusen (0:2), gegen Augsburg (0:1) und am Samstag in Freiburg (1:2). Bis dahin erzielten die Lewandowski, Müller und anderen Torjäger im Bayern-Dress 2,6 Treffer pro Partie, anschließend dünne 0,3. Pro 90 Minuten hatten sie bis zur 31. Runde 7,9 Chancen, hinterher lediglich 5,7; vorher 17,5 Torschüsse pro Spiel, hinterher 14, also geringfügig weniger. Vervierfacht haben sich die Gegentore (erst 0,4, dann 1,7), verdoppelt die Chancen der Gegner (2,6 – 5,7) sowie deren Torschüsse (6,9 – 13,7), knapp verdreifacht die gegnerischen Eckbälle (2,3 – 6,3). Die Passquote blieb nahezu gleich (87,5 % - 87,1 %), genauso die Zweikampfquote (52,1 % - 50,1 %), der Ballbesitz (70,4 % - 68,7 %) und die Anzahl der Fouls (12,0 – 14,3).

Auf die Frage nach der Motivation gegen Freiburg räumte der nach dem 1:2 äußerst verärgerte Jerome Boateng ein, dass es da sehr wohl einen Unterschied zu einem Halbfinale gegen Barcelona gebe, "klar". Und Lewandowski sagte genauso ungeschminkt: "Das war zuletzt keine gute Serie von uns." Ein gewisser Spannungsabfall ist aber, wenn die Entscheidungen zum Saisonende hin gefallen sind, leider keine Ausnahme. Da läuft manches unterbewusst ab und ist wohl nur allzu menschlich.

Werder verliert 2004 zwei Spiele nach Meisterschaft

Davor ist offenbar niemand gefeit. Als sich Werder Bremen in der Saison 2003/04 am 32. Spieltag mit einem 3:1-Coup in München die Meisterschaft sicherte, gab es anschließend eine 2:6-Packung gegen Bayer Leverkusen und ein 1:3 gegen Hansa Rostock. Der damalige Werder-Manager hieß Klaus Allofs.

Die Leverkusener erhielten so noch die Chance, den VfB Stuttgart vom dritten Platz zu verdrängen und sich für die Champions League zu qualifizieren. Bayer nutzte sie mit einem 3:0-Sieg im direkten Duell gegen den VfB am letzten Spieltag. Es ist also letztlich jeder seines Glückes Schmied und sich selbst der Nächste. Gerade im Fußball und in der Endphase einer Saison.

Karlheinz Wild

Bilder zur Partie SC Freiburg - Bayern München