Bundesliga

Alles neu beim HSV?

Hamburg kämpft um die Zukunft

Alles neu beim HSV?

Die Erlösung: Marcell Jansen schreit sich allen Frust von der Seele.

Die Erlösung: Marcell Jansen schreit sich allen Frust von der Seele. picture alliance

So ganz genau weiß eigentlich niemand, wie es der Hamburger SV hinbekommen hat, trotz fünf Niederlagen und zwei Remis in den letzten sieben Saisonspielen die Klasse zu halten. Selbst Fürth schien im torlosen Hinspiel eine Nummer zu groß für den vermeintlichen Riesen. In Franken halfen dann viel Glück, Pierre-Michel Lasogga und Jaroslav Drobny. Der Keeper, für den verletzten René Adler eingesprungen, war in beiden Spielen der große Rückhalt, wurde in Fürth nach Abpfiff auch entsprechend gefeiert.

Die Partystimmung hielt sich aber letztlich doch in Grenzen, denn alle Beteiligten wussten, dass es "eine harte, beschissene Saison" (Dennis Diekmeier) für den HSV war. "Da gibt es ganz, ganz, ganz viel zu tun. Aber richtig viel", bekannte Marcell Jansen und erhöht den Druck auf die Mitglieder endlich auszukehren, die Strukturen zu ändern und neues Personal zu installieren. "Noch so eine Saison ertrage ich nicht, sonst bin ich selbstmordgefährdet", sagte der entkräftete Abwehrspieler Heiko Westermann. In diesen Chor stimmte auch Slomka ein: "Wir müssen in vielen Bereichen etwas verändern. Wir brauchen neue Gesichter für unseren Klub."

Neue Strukturen?

Erste Veränderungen stehen auf struktureller Ebene an. Auf der Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag wird über "HSVplus" abgestimmt. Die Umbildung der Profi-Abteilung in eine Aktiengesellschaft soll viele Millionen in die leeren Kassen spülen. Doch es herrscht Uneinigkeit bei den Ausgliederungsplänen. So hat sich Ex-Präsident Jürgen Hunke gegen einen Verkauf von Anteilen ausgesprochen - in wenigen Tagen herrscht Klarheit.

Neues Personal?

Ex-Sportchef Dietmar Beiersdorfer soll wieder an die Elbe geholt werden und eine zentrale Rolle einnehmen. Allerdings steht er noch bis 2015 bei St. Petersburg unter Vertrag. In den Planungen von "HSV-Plus"-Initiator Ernst Otto Rieckhoff ist er ebenso als Zugpferd und für die Rolle des Klubbosses vorgesehen. Derweil steht Oliver Kreuzer stark unter Beschuss. Es ist zumindest fraglich, ob der Sportchef noch eine Zukunft beim HSV hat, Kritiker lasten ihm den Fast-Abstieg an.

Neue Mannschaft?

"Wir wollen die Mannschaft leicht verändern und müssen schauen, wie wir diesen Spagat hinbekommen", sagt Kreuzer und muss mit Hakan Calhanoglu und Pierre-Michel Lasogga womöglich die beiden einzigen Lichtblicke beim HSV ziehen lassen. Im Fall von Lasogga sind dem Verein ohnehin die Hände gebunden, der Stürmer gehört noch Hertha BSC (Vertrag bis 2015), seinen Abgang Richtung England deutet er bereits an. "Ich sage schon seitdem ich Fußball spielen kann, dass ich den Traum habe, irgendwann einmal in die Premier League zu gehen", sagte der bullige Angreifer. Der Montag sei erst einmal sein "letzter Tag" beim HSV gewesen: "Alles andere wird sich in den nächsten Wochen entscheiden." Lasogga soll unter anderem bei Newcastle United im Gespräch sein.

Calhanoglu hat seinen Vertrag (ohne Klausel) zwar erst bis 2018 verlängert, sieht aber bessere Perspektiven für sich in Leverkusen. "Er wird definitiv HSV-Spieler bleiben", beharrte Kreuzer am Montag aber noch auf sein Verbleiben, allerdings würde ein Verkauf rund zwölf Millionen Euro in die leere Kasse spülen.

Ordentlich auf die Gehaltskosten drücken auch die Topverdiener Rafael van der Vaart (Vertrag bis 2015) und René Adler. Spekulationen über einen Abschied des derzeit verletzten Torhüters schob Kreuzer aber einen Riegel vor. "Das ist kompletter Blödsinn. Adler ist unser Torhüter", unterstrich Kreuzer.

Bei Stammkräften wie Heiko Westermann, Tolgay Arslan oder Ivo Ilicevic laufen die Verträge noch ein Jahr, bei entsprechenden Angeboten dürften sie wohl gehen. Jansen hat eine festgeschriebene Ablösesumme von fünf Millionen Euro.