Als der Rauch verzogen war, geriet der BVB in Nöte - und kam nicht mehr zurück. Nachdem beide Fan-Lager in den jeweiligen Blöcken bengalische Feuer abgebrannt hatten, lagen in den Anfangsminuten tiefe Schwaden über dem Platz. In dieser Phase begann Dortmund recht ansprechend, doch bei klarer Sicht behielt dann nur Ajax den Durchblick. Die Niederländer überspielten immer wieder mit Leichtigkeit das Dortmunder Pressing, bereits in der 9. Minute musste Hummels in höchster Not einen Schuss des komplett freistehenden Antony blocken.
Kurz darauf hatte der BVB-Innenverteidiger gegen den dynamischen Brasilianer das Nachsehen, konnte ihn nur mit einem Foul am Eindringen in den Strafraum hindern. Den folgenden Freistoß von Tadic verlängerte Reus unglücklich ins eigene Tor (11.) - der Beginn einer rabenschwarzen ersten Hälfte für den BVB. Coach Marco Rose hatte nach dem 3:1 gegen Mainz Witsel für Can gebracht und von 4-3-3 auf ein 4-4-2 mit Raute umgestellt. Sein Plan schien aber nicht einmal ansatzweise aufzugehen. Dortmund verhedderte sich in unkoordiniertem Pressing, kam zu keinem Zeitpunkt in den Zweikämpfen an und verlor eigene Bälle schon im Mittelfeld.
Blind erhöht für Ajax - Dortmund von der Rolle
Ganz anders Ajax. Coach Erik ten Hag hatte nach dem 2:0 in Heerenveen etwas überraschend unter anderem den Ex-Bremer Klaassen auf die Bank gesetzt und Offensivmann Antony aufgestellt. Ein Volltreffer. Den Brasilianer bekam Dortmund überhaupt nicht kontrolliert, Ajax zeigte sich enorm spielfreudig und zielstrebig - und stellte verdient auf 2:0: Haller legte am Strafraum ab für Blind, der Kobel aus knapp 20 Metern mit einem satten Schuss ins linke Eck überwand (25.).
Ein Weckruf für Schwarz-Gelb? Im Gegenteil. Die Überlegenheit von Ajax wurde in der Folge sogar noch klarer, mit blitzschnellen Kombinationen spielten die Niederländer den defensiv komplett überforderten Bundesliga-Zweiten regelrecht schwindelig, ließ weitere Chancen durch Berghuis (29.), Haller und Mazraoui (jeweils 32.) und Gravenberch (38.) aber ungenutzt.
Zudem hatte der BVB ein wenig Glück, dass ein kniffliger Zweikampf von Akanji gegen Haller nicht mit Elfmeter geahndet wurde (44.). Die erste eigene Chance hatte Dortmund erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Haaland nach schönem Zuspiel von Malen an Ajax-Keeper Pasveer scheiterte (45.+1) - mit dem 0:2 zur Halbzeit war der BVB noch bestens bedient.
BVB ohne jeden Zugriff: Antony stellt auf 3:0
Rose reagierte zur Pause und ersetzte den links überforderten Schulz durch Can. Defensiv wurde Dortmund aber nicht wirklich stabiler, Kobel musste gegen Gravenberch direkt wieder das 3:0 verhindern (49.). Direkt davor hatte der BVB allerdings nach einem überragenden Hummels-Ball auch mal selbst eine Großchance zu verzeichnen, Haalands Volleyschuss lenkte Pasveer glänzend an die Latte (48.).
Eine Initialzündung wurde aber auch das nicht, defensiv erhielt die Borussia überhaupt keinen Zugriff und bekam auch mit Can statt Schulz den Ajax-Rechtsaußen Antony partout nicht in den Griff. Der leichtfüßige Brasilianer bestrafte das mit einem feinen Schlenzer ins lange Eck zum insgesamt völlig verdienten 3:0 (57.) - die BVB-Verteidigung leistete nur Geleitschutz.
Haller köpft den Endstand
Erst jetzt nahm Ajax langsam den Fuß vom Gaspedal, doch bei den Schwarz-Gelben kam nicht einmal Haaland auf Normalform, der Norweger vergab eine gute Chance vor Pasveer (67.). Stattdessen wurde es noch bitterer für einen defensiv dilettantischen BVB: Blind flankte auf Haller, der ohne große Gegenwehr von Can und Hummels das 4:0 köpfte (72.). Und für die Westfalen hätte es sogar noch deutlicher werden können, doch Haller und Neres vergaben eine riesige Doppelchance auf das 5:0 (78.).
Doch auch ohne ein weiteres Tor dürfte diese BVB-Leistung für große Diskussionen in den kommenden Tagen sorgen. Bereits am Samstag (15.30 Uhr) muss Dortmund in der Bundesliga in Bielefeld Wiedergutmachung betreiben. In der Gruppe C ist Ajax vor Dortmund auf drei Punkte weggezogen und, für die Niederländer geht es erst am Sonntag (16.45 Uhr) in der Liga mit dem Schlagerspiel gegen die PSV Eindhoven weiter. Das Rückspiel in Dortmund steigt am 3. November.