Bundesliga

1. FC Köln: Fragen und Antworten zur Affäre Potocnik

1. FC Köln und Ljubljana streiten vor dem CAS

Affäre Potocnik: Fragen und Antworten zum Showdown in Lausanne

Steht im Fokus der CAS-Verhandlung: Jaka Cuber Potocnik.

Steht im Fokus der CAS-Verhandlung: Jaka Cuber Potocnik. IMAGO/Beautiful Sports

Worum genau geht es?

Nachdem der 1. FC Köln Nachwuchsstürmer Jaka Cuber Potocnik zum 31. Januar 2022 - als vermeintlich vertragslosen Spieler - an sich gebunden hatte, hatte dessen vorheriger Klub, Olimpija Ljubljana, bei der FIFA Beschwerde eingelegt. Denn Potocniks Mutter hatte den bis 2024 laufenden Vertrag ihres damals 16-jährigen Sohnes bei den Slowenen tags zuvor außerordentlich gekündigt. Dieser Schritt sei jedoch unwirksam, argumentierte Olimpija, das sich seit Herbst 2021 im Besitz des Münchner Immobilienunternehmers Adam Delius und dessen Rechtsanwalt Dr. Christian Dollinger befindet. Gespräche über eine gütliche Einigung zwischen dem FC und Ljubljana scheiterten.

Ljubljana klagte auf Anstiftung zum Vertragsbruch in der Hoffnung, bis zu 2,5 Millionen Euro an Ablöse zu erstreiten. Dem kam die FIFA-Disziplinarkammer jedoch nicht nach. Vielmehr verdonnerte sie den FC zu einer Registrierungssperre über zwei Transferperioden, die den Bundesligisten für diesen Zeitraum auf dem Mercato handlungsunfähig macht, und Potocnik zu einer Sperre von vier Monaten sowie zu 51.750 Euro Schadenersatzzahlung an Olimpija. Nach dem Gang des FC vor den CAS setzte der Weltverband die Transfersperre für das zurückliegende Sommertransferfenster aus.

Wo liegen die entscheidenden Punkte in dem Verfahren?

Der FC dürfte zwei Argumente vorbringen. Da ist beispielsweise der Kündigungsgrund Potocniks. Diesem, so behauptet seine Mutter, seien seitens der Slowenen Zusagen wie etwa Training mit der Profimannschaft des Klubs, der in der vergangenen Saison das Double holte, verwehrt worden. Kronzeuge für solche Zusagen ist Milan Mandaric, der den Klub vor Delius führte.

Der serbische Geschäftsmann hat jedoch eine schillernde Vergangenheit wie so manch andere Figur in dieser Affäre. Beispielsweise der Spielerberater Andy Bara. Nach kicker-Informationen war er es, der im Namen von Dinamo Zagreb eine Interessenbekundung an einer Potocnik-Verpflichtung nach Ljubljana übermittelte, als das Talent noch dort unter Vertrag stand. Auf jenem Dokument fußt die 2,5-Millionen-Forderung der Olimpija-Führung.

Dass Olimpija-Sportdirektor Goran Boromisa aber selbst zwischen 2013 und 2020 für Dinamo arbeitete, wirft zumindest Fragen auf. Warum sollte Zagreb über einen externen Berater gehen, wenn doch ein ehemaliger Vertrauter direkt im Klub sitzt? Ein Problem für die Kölner ist der zeitliche Ablauf: Dass Potocniks Vertrag am 30. Januar gekündigt wurde und er am 31. Januar bereits in Köln unterschrieb, erweckt nicht gerade den Eindruck einer spontanen Aktion.

Warum ist das ein Problem für Köln?

Weil die FIFA davon ausgeht, dass die Kölner Potocnik zum Vertragsbruch angestiftet haben. Daher wäre auch Mandarics Zeugnis vor dem CAS wichtig. Denn Potocniks Mutter soll sich bereits im September 2021 beim 85-Jährigen beschwert haben über nicht eingehaltene Zusagen, im November 2021 dann übernahmen Delius und Co. den Verein. Kölns Sportgeschäftsführer Christian Keller, der erst zum 1. April 2022 bei den Geißböcken antrat, sprach in diesem Zusammenhang von "umgekehrter Beweislast" im FIFA-Verfahren: "In dem Urteil steht nicht drin, dass der 1. FC Köln den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet hat, sondern, dass wir das Gegenteil nicht beweisen können."

Was kann dem FC Mut machen?

Die erst kürzlich vom CAS aufgehobene Transfersperre für Olympique Marseille im Fall Pape Gueye. Auch hier war die FIFA von einer Anstiftung zum Vertragsbruch des 24-Jährigen mit dem FC Watford seitens der Franzosen ausgegangen. Die Richter in Lausanne sahen das offenbar anders und hoben die Transfersperre gegen Olympique auf.

Ist direkt am 20. September mit einem Urteilsspruch zu rechnen?

Nein. Nur wenn ein berechtigtes Interesse für ein schnelles Urteil vorliegt, wäre mit einem kurzfristigen Spruch zu rechnen. Durch den Aufschub der Transfersperre liegt ein solcher Grund aber nicht mehr vor. Es dürfte Wochen, eher Monate dauern, bis Klarheit herrscht. Übrigens ist das Verfahren nicht öffentlich. Zwar herrscht seit dem Spruch des Bundesverfassungsgerichts in der Sache Claudia Pechstein in Lausanne das Öffentlichkeitsprinzip - doch offensichtlich haben nicht alle Verfahrensparteien diesen Wunsch hinterlegt. Und dies müsste nach Auskunft des CAS gegeben sein für eine öffentliche Verhandlung.

Benni Hofmann

Wie viele Trainer hatten die Bundesligisten seit Amtsantritt von Schmidt?