Es ist ein Auftakt, wie man ihn sich besser nicht hätte ausdenken können. Der 1. FC Kaiserslautern, der gerade den bis dato größten Unfall der Vereinsgeschichte, den ersten schmachvollen Abstieg in die 2. Liga, korrigiert hat, tritt zu Beginn der Saison 1997/98 beim großen FC Bayern an. Hier der Titelverteidiger und Rekordmeister aus der Millionen-Metropole, da der gefallene Traditionsklub aus dem Pfälzer Wald. Für einen hat diese Partie einen ganz besonderen Stellenwert. FCK-Trainer Otto Rehhagel tritt erstmals bei seinem Ex-Klub an, der ihn 1995 erst von Werder Bremen losgelöst, wenige Monate später aber eilig fallengelassen hat. Nachtreten inklusive.
Welch' Genugtuung mag Rehhagel verspürt haben, als das Spiel an diesem 1. Spieltag schließlich abgepfiffen und der FCK die Münchner durch ein Tor von Michael Schjönberg tatsächlich bezwungen hat? Völlig entfesselt stürmt der Coach über den Rasen, die Hände zum Jubel erhoben, Richtung Gästekurve. Es ist das erste Sinnbild einer märchenhaften Spielzeit des FCK. Die frechen Lauterer stürmen durch die Liga, erobern durch einen 3:0-Sieg am 4. Spieltag die Tabellenführung und geben sie nicht mehr her. Rehhagel weiß sein Team zu lenken, die Leistungsträger einzusetzen. Schjönberg, Harry Koch, Axel Roos, Miroslav Kadlec, Spielmacher Ciriaco Sforza, Andreas Buck, Publikumsliebling Ratinho, Martin Wagner, Olaf Marschall und Pavel Kuka tragen das Team. Ergänzt werden sie durch junge Talente wie Michael Ballack, Thomas Riedl oder Marco Reich. Und dann sind da noch Jürgen Rische, Marian Hristov und Routinier Andreas Brehme.
"Deutscher Meister wird nur der FCK!"
Als der FCK die Bayern auch zum Rückrunden-Auftakt auf dem Betzenberg bezwingt, scheint die Sensation wirklich greifbar. Ein Aufsteiger, der den Titel holt? Als Kaiserslautern im Februar 1998 1:0 in Stuttgart siegt, brüllen tausende Gäste-Fans erstmals: "Deutscher Meister wird nur der FCK!" Und er wird es. Ende April müssen die Pfälzer einmal mehr an einem Freitagabend vorlegen. Im Fritz-Walter-Stadion kommen sie nach einem 0:2-Rückstand gegen Gladbach zurück, Marschall markiert das 3:2-Siegtor in der Nachspielzeit - und die Schale ist nun ganz nah. Es ist der 2. Mai 1998, als der VfL Wolfsburg am 33. Spieltag mit 4:0 besiegt wird. Bayern spielt parallel 0:0 in Duisburg - der FCK ist Meister!
pau
1998: Was sonst noch geschah ...
Zinedine Zidane feiert mit Frankreich den Gewinn des WM-Titels 1998. imago image
Meister: 1. FC Kaiserslautern
Pokal: Bayern München (nach 2:1 gegen MSV Duisburg)
Fußballer des Jahres: Oliver Bierhoff (Udinese Calcio)
Torschützenkönig: Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen, 22 Tore)
Champions League: Real Madrid (nach 1:0 gegen Juventus Turin)
UEFA-Cup: Inter Mailand (nach 3:0 gegen Lazio Rom)
Europapokal der Pokalsieger: FC Chelsea (nach 1:0 gegen VfB Stuttgart)
Weltmeisterschaft in Frankreich: Sieger Frankreich (nach 3:0 gegen Brasilien) - Deutschland scheidet im Viertelfinale nach einem 0:3 gegen Kroatien aus.
Frauen-Fußball: FSV Frankfurt (Meister), FCR Duisburg (Pokalsieger), Torschützenkönigin: Birgit Prinz (FSV Frankfurt, 23 Tore), Fußballerin des Jahres: Silke Rottenberg (Sportfreunde Siegen)
