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Zwischenbrugger: "Da ist jeder nochmal mehr motiviert, die restlichen paar Prozent aus sich herauszuholen"

Neo-Altach-Kapitän im Interview

Zwischenbrugger: "Da ist jeder nochmal mehr motiviert, die restlichen paar Prozent aus sich herauszuholen"

Jan Zwischenbrugger wird die Binde am Arm nun regelmäßig tragen.

Jan Zwischenbrugger wird die Binde am Arm nun regelmäßig tragen. GEPA pictures

Jan Zwischenbrugger zählt beim SCR Altach bereits seit acht Jahren zum Stamminventar, ist mit 205 Einsätzen der aktuelle Bundesligarekordspieler und nun auch Mannschaftskapitän. Nach dem Karriereende von Philipp Netzer übertrug Neo-Coach Miroslav Klose die Binde an den routinierten Abwehrspieler, der diese Rolle in Abwesenheit des ehemaligen Anführers bereits einige Mal ausgeführt hat.

"Nachdem der Trainer die ersten Eindrücke von der Mannschaft gewonnen hat, hat er mir nach zweieinhalb Wochen mitgeteilt, dass ich die Kapitänsbinde tragen werde. Das ist natürlich eine große Ehre für mich und ich versuche, dieses Amt so gut wie möglich auszuführen", zeigt sich der 31-Jährige stolz im Gespräch mit dem kicker.

1. Spieltag

Magnin-Mentalität weitertragen

"Im Endeffekt ist es aber nur eine Bezeichnung, es ändert jetzt nichts an meiner Funktion, die ich in den vergangenen Jahren bereits ausgeführt habe: Voranzugehen, ein Vorbild zu sein, den jüngeren Spielern zu helfen und den Neuzugängen alles zu zeigen, die Werte des Vereins zu vermitteln und diese vorzuleben", erklärt Zwischenbrugger, der bereits in seine neunte Saison mit den Vorarlbergern geht. Insgesamt 231 Pflichtspiele absolvierte der Defensivprofi seit seinem Wechsel im Sommer 2014 von der SV Ried ins "Ländle" für seinen aktuellen Stammklub. Dass er dem Verein so lange die Treue hält, hätte er aber zu Beginn nicht gedacht: "Jeder Fußballer in Österreich hat irgendwann auch das Ziel vielleicht ins Ausland zu wechseln, das war auch irgendwo mein Ziel. Auch wenn das nicht geklappt hat, macht es mich sehr stolz, so lange schon in Altach zu sein und dass ich so viele Bundesligaspiele machen durfte. Das ist nicht selbstverständlich."

Die Top-Sommertransfers der österreichischen Bundesliga

Während seiner Zeit in Altach erlebte Zwischenbrugger von Abstiegskämpfen, Duellen um die oberen Positionen bis zu Teilnahmen an europäischen Qualifikationen einiges mit, die vergangenen Saison, in der man lange Zeit als Fixabsteiger angesehen wurde, war dabei aber nochmal besonders intensiv, wie er darlegt: "Die letzte Spielzeit war sehr speziell: Im Herbst hatten wir viel Unruhe und sind über viele Runden am letzten Tabellenplatz gestanden. Trotzdem haben wir es geschafft, uns am letzten Spieltag zu retten. Es war alles sehr nervenaufreibend, wir haben immer daran geglaubt, auch wenn es nicht immer einfach war."

Vor allem die Verpflichtung von Ludovic Magnin, der den Vorarlbergern eine ordentliche Mentalitätsdosis eingeimpft hat, war der Schlüssel für die Rettung am allerletzten Spieltag. Auch wenn sich der Ex-Coach nach der erfüllten Mission wieder in seine Schweizer Heimat verabschiedet hat, ist sich Zwischenbrugger sicher, dass die Mannschaft längerfristig von dessen Methoden profitieren wird: "Er hat uns da schon einiges bei den Themen Teamgeist, Mentalität und Emotionalität vermittelt. Das hat uns davor über weite Strecken der Saison gefehlt und das hat er mit seiner Art wieder zurück in die Mannschaft gebracht. Davon können wir natürlich profitieren für die Zukunft und da sind wir ihm sehr dankbar."

Es ist im Interesse aller, dass wir über längere Zeit mit einem Trainer zusammenarbeiten und gemeinsam wieder etwas entstehen lassen in Altach.

Jan Zwischenbrugger

Nun heißt die Gegenwart aber Miroslav Klose, der unter großem medialen Echo als neuer Cheftrainer in Altach präsentiert wurde. Für Zwischenbrugger ist der ehemalige Bayern-München-Star bereits der neunte Coach, den er beim Klub aus Vorarlberg erleben darf. "Das ist sicher ein Punkt, wo wir als Mannschaft gefragt sind. Es ist im Interesse aller, dass wir über längere Zeit mit einem Trainer zusammenarbeiten und gemeinsam wieder etwas entstehen lassen in Altach", stellt der Kapitän klar.

Klose-Zusammenarbeit etwas "Besonderes"

Die Sommervorbereitung unter dem ehemaligen DFB-Stürmer sah der routinierte Defensivspieler sehr positiv: "Er arbeitet sehr akribisch, hat klare Vorstellungen von seiner Spielidee und die vermittelt er sehr verständlich. Jeder weiß, was er zu tun hat. Es sind viele neue Dinge dabei, du musst da mit dem Kopf immer voll dabei sein, damit du das auch gut aufnehmen und umsetzen kannst. Er ist ein sehr ruhiger, bodenständiger Typ, der die Mannschaft mit seiner Art sehr gut erreicht. Mit so einer Persönlichkeit zusammenarbeiten zu dürfen, ist natürlich etwas Besonderes und da ist jeder nochmal mehr motiviert, die restlichen paar Prozent mehr aus sich herauszuholen, um mit ihm erfolgreich zu sein."

Vor zu großer Euphorie aufgrund des bekannten Trainernamens warnt Zwischenbrugger aber: "Die Erfahrung, die er als ehemaliger Spieler mitbringt, spürst du natürlich. Er weiß, wie es den Spielern geht, hilft jedem Einzelnen sehr und da arbeitet er mit vielen Details. Uns ist aber bewusst, dass es an uns als Mannschaft liegt, die Vorgaben des Trainers umzusetzen und uns von niemandem etwas geschenkt wird."

Mit Rückkehrer Lukas Jäger sowie Lukas Gugganig hat man sich dafür viel Erfahrung geholt, zudem mit den Leihgaben Amankwha Forson und Alexis Tibidi sowie Angreifer Guy Dahan auch noch etwas Frische in die Mannschaft gebracht. "Das sind super Jungs vom Charakter her und qualitativ helfen sie uns auch weiter. Unser Ziel ist es, sie so schnell wie möglich in die Mannschaft zu integrieren, aber da es auch wirklich coole Typen sind fällt das ziemlich leicht."

"Immer schwer einzuschätzen, wo man als Mannschaft steht"

Die Pflichtspielpremiere des neuen Trainers ist mit dem 3:1-Sieg gegen das TWL Elektra in der ersten Runde des ÖFB-Cups jedenfalls gelungen. In der Bundesliga bekommen es die Altacher mit dem WAC, Austria Wien, Sturm Graz und Rapid in den ersten sieben Runden gleich mit vier Teams aus der vergangenen Meistergruppe zu tun. "Letzte Saison hat gezeigt, dass es für die Nerven um einiges angenehmer ist, wenn man von Anfang performt und nicht erst im Play-off. In diese Saison wollen wir von Beginn weg anders hineinstarten. Mit einem neuen Trainer und einer neuen Spielphilosophie ist es immer schwer einzuschätzen, wo man als Mannschaft steht, aber das werden die ersten Runden zeigen", gibt sich Zwischenbrugger pragmatisch.

Dort wird es nach sehr langer Zeit und dem Aufstieg von Austria Lustenau auch erstmals wieder Vorarlberg-Derbys zu bestaunen geben. Für Zwischenbrugger eine emotionalen Angelegenheit, war er doch drei Jahre für die Lustenauer aktiv und erlebte, damals noch als Offensivspieler, dort durchaus erfolgreiche Zeiten. "Das war eine sehr schöne und für mich persönlich erfolgreiche Zeit im offensiven Mittelfeld. Wenn man einmal offensiv spielt, wünscht man sich natürlich nicht, dass man dann Verteidiger wird, aber das hat sich so ergeben. Im defensiven Bereich habe ich auch meine Stärken gefunden und so bin ich dann dort geblieben. Vielleicht hat mir die Zeit als Offensiver da auch etwas geholfen beim Verteidigen, weil ich die Sichtweise als Offensivspieler kenne", erklärt der 31-Jährige mit einem Lächeln.

Maximilian Augustin

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