CL

Handball: Zwei magische Nächte - Kiel und Magdeburg feiern

Zwei deutsche Teams im CL-Final4

Zwei magische Nächte: Kiel und Magdeburg feiern

Jubel bei den Magdeburgern

Jubel bei den Magdeburgern picture alliance/dpa

Jubel-Bilder in Kiel und Magdeburg: Rune Dahmke war völlig ausgepumpt - aber überglücklich. "Das ist mit Sicherheit einer der schönsten Tage in meiner Karriere", sagte der Europameister von 2016, als die vielbeschworene "magische Nacht" des THW Kiel Realität geworden war, dem NDR: "Ich mache das schon ziemlich lange, aber an sowas kann ich mich nicht erinnern."

Einen Tag zuvor stürmten die Magdeburger Spieler nach Abpfiff auf ihre Siebenmeter-Helden Omar Ingi Magnusson und Sergej Hernandez zu, dann posierten die Königsklassen-Experten in der explodierenden Getec Arena mit ihrem goldenen Ticket fürs Handball-Mekka Köln. Nach dem Happy End im nervenzerfetzenden Drama gegen Kielce um Nationalkeeper Andreas Wolff lebt nicht nur der Traum von der ersten deutschen Titelverteidigung in der Champions League, es winkt gar das Triple.

Wiencek: "Was will man mehr"

Domagoj Duvnjak Jubel, THW Kiel

Auch der THW konnte nach Schlusspfiff feiern. Sascha Klahn

"Zwei deutsche Mannschaften sind dabei - was will man mehr", meinte THW-Kreisläufer Patrick Wiencek. Gegen den viermaligen Titelträger aus Kiel sprach vor dem Rückspiel eigentlich alles, doch das Team von Trainer Filip Jicha wandelte die Wut über die 30:39-Klatsche perfekt in frische Energie um und hielt dem hohen Druck beim umjubelten 31:21 (17:12) stand. Die Meisterschaft ist dahin, aus dem Pokal sind die Norddeutschen auch schon längst raus - dank des sensationellen Comebacks kann der THW nun aber weiter die erste titellose Spielzeit seit der Saison 2017/18 verhindern.

Jicha: "Haben unser Herz in unsere Hände genommen"

Jicha pries seine Profis nach einer echten Charakter-Leistung. "Wir haben heute unser Herz in unsere Hände genommen. Wir haben unseren Fans in dieser Kult-Arena, wir haben uns selbst gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind, die bis zum Ende kämpfen kann", sagte der Tscheche: "Ich bin so stolz auf meine Spieler." Es sei "nicht die einfachste Woche" gewesen, aber den Glauben hatte sich der THW bewahrt.

Der Lohn ist das Ticket für die Lanxess-Arena in Köln. Der THW wird nicht als Favorit ins Rheinland reisen. Aber in dem Wissen, mit der Unterstützung seiner Anhänger Außergewöhnliches leisten zu können. "Ich bedanke mich bei jedem einzelnen Zuschauer, dass er diese magische Nacht in Kiel möglich gemacht hat", sagte THW-Toptorschütze Eric Johansson.

SCM-Triple? "Das wäre Wahnsinn"

"Das wäre Wahnsinn", frohlockte Trainer Bennet Wiegert mit Blick auf ein mögliches Triple im MDR - und trat doch sogleich auf die Euphoriebremse: "Daran glaube ich gerade noch nicht." Einfangen konnte er seine euphorisierten Spieler an diesem magischen Abend allerdings nicht. "Es war ein unglaubliches Spiel, ich denke, es war vielleicht unser bestes Spiel in dieser Halle überhaupt", schwärmte Rückraumspieler Felix Claar bei Dyn. Dies sei "eine Inspiration" für die Zukunft.

Als Pokalsieger stehen die Magdeburger schon fest, beim Final4 der Königsklasse (8./9. Juni) in Köln sind sie nun ebenfalls dabei - und in der Liga stehen alle Zeichen auf dritte Meisterschaft. "Jeder erklärt uns zum Meister, aber wir sind punktgleich mit Berlin und haben keine vier Punkte Vorsprung", warnte Wiegert. Der Titel in der Bundesliga werde noch "harte Arbeit", auch wenn der SCM zwei Nachholspiele in der Hinterhand habe.

Harte Arbeit war auch der Triumph im Viertelfinale der Champions League nach der knappen Niederlage im Hinspiel. "Man denkt, man hat alle Situationen im Sport erlebt. Aber diesmal kann ich nicht die richtige Worte finden", sagte Wiegert völlig durchgeschwitzt: "Das war so emotional, eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen". Zum Ende der regulären Spielzeit lag der Sieger der Klub-WM mit 23:22 (11:13) vorne.

"Herzzerreißendes" Aus für Wolff und Co.

Beim Drama aus sieben Metern hielt Hernandez drei von sechs Versuchen, Wolff gelangen lediglich zwei Paraden. Ausgerechnet Magnusson, der im Spiel noch zwei Siebenmeter verworfen hatte, sorgte mit dem entscheidenden Treffer für Ekstase. Wolff war hingegen "maßlos enttäuscht. Es tut sehr weh, und es brodelt auch in mir, weil wir nicht zum ersten Mal so unsere Ziele verspielt haben." Das Aus sei "herzzerreißend", sagte der als Neuzugang beim SCM gehandelte Torhüter.

Er sehe das Siebenmeterwerfen grundsätzlich wie einen "Münzwurf", erklärte Wiegert: "Aber wir hatten in den letzten Jahren schon Siebenmeterwerfen und konnten einige für uns entscheiden." Dies sei womöglich der entscheidende "Wissensvorteil" gewesen. So sei aus einer wahren Handball-Schlacht schließlich "eine magische Nacht" geworden. Sowohl der SCM als auch der THW wünschen sich noch mehr Nächte dieser Art in dieser Champions-League-Saison. Außer Kiel und Magdeburg sind der Rekordsieger FC Barcelona und das dänische Spitzenteam Aalborg Håndbold beim Final4 in Köln dabei.

Anzeige:
Habt ihr schon Tickets für das TruckScout24 EHF FINAL4?
Wenn nicht, dann sichert sie euch jetzt:

» Tickets für die Final4 Events in Hamburg und Köln

SID, red