Bundesliga

Zuspitzung um Amerell und Wack

Vorwürfe eines Assistenten

Zuspitzung um Amerell und Wack

Michael Kempter

Sieht sich nun seinerseits Vorwürfen ausgesetzt: Schiedsrichter Michael Kempter. imago

Diese Wendung in der Schiedsrichter-Affäre könnte schwerwiegende Folgen für die mündliche Gerichtsverhandlung am kommenden Donnerstag haben. Sollte Kempter in diesem einen Punkt die Unwahrheit geäußert haben, würde das Zweifel an der Korrektheit aller seiner Aussagen in Richtung Amerell nach sich ziehen. Dessen Anwalt Jürgen Langer sagt: "Dem Landgericht München obliegt es zu beurteilen, wie es um Kempters Glaubwürdigkeit steht."

Allerdings wurde in München am gestrigen Sonntag versucht, diese zu stützen. Neben Kempter saßen dort DFB-Justiziar Jörg Englisch, Anwalt Christian Schertz, der Psychologe der deutschen Nationalmannschaft, Hans-Dieter Hermann, der ehemalige Schiedsrichter Dr. Franz-Xaver Wack und drei aktuelle Unparteiische, deren Namen öffentlich nicht genannt werden.

Am Ende standen eidesstattliche Versicherungen, in denen die Vorwürfe, die dieses Trio bereits gegenüber dem DFB angezeigt hatte, manifestiert wurden. Aus den Versicherung ergebe sich nach Ansicht von Schertz "ganz klar, dass sie sich bedrängt und sexuell belästigt gefühlt haben und auch sexuell belästigt worden sind. Sie haben das im Endeffekt nicht gewollt."

Die Replik ließ nicht lange auf sich warten. In einer Pressemitteilung wertet Langer das Treffen als "hilflose Verteidigungsreaktion auf einen bisher noch nicht veröffentlichten skandalösen Vorgang in einem Augsburger Hotel in der Nacht auf Samstag, den 27. 02. 2010." Dieser "strafrechtlich relevante" Sachverhalt stehe in engem Zusammenhang mit Wack. Zitat Manfred Amerell: "Nunmehr liegt auf der Hand, welche Personen hinter der gegen mich geführten Schmutz- und Hetzkampagne stecken. Dr. Franz-Xaver Wack versuchte bereits seit langer Zeit, meinem Ansehen zu schaden, um meine Ämter zu übernehmen."

Rechtsanwalt Jürgen Langer äußerte sich auch verwundert über DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der gesagt hatte, dass das Landgericht dem Antrag, eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung gegen den DFB zu erwirken, zurückgewiesen habe. Dies entspräche nicht den Tatsachen, so Langer: "Wenn ein Volljurist, Rechtsanwalt und ehemaliger Oberverwaltungsrichter die Öffentlichkeit mit falschen Informationen bedient, dann vervollständigt dies das mir vorliegende Mosaik." Langer ist der Meinung, dass der Verband in der ganzen Affäre eine zweifelhafte Aufarbeitungspolitik gezeigt hat.

Die Vorwürfe in Richtung Michael Kempter heizen die Diskussionen weiter an, ob dieser möglichst bald wieder Spiele leiten soll. Ernsthafte Bestrebungen, dass er schon am vergangenen Wochenende wieder zum Zug kommen sollte, wurden am Mittwoch wieder verworfen. Jetzt steht sein Name hinter der Partie Düsseldorf gegen Greuther Fürth auf dem Ansetzungsbogen. Doch ob der Unparteiische dort wirklich Michael Kempter heißen wird, erscheint wegen der dramatischen Zuspitzung des Falles wieder mehr als fraglich. Im Gegenteil, sollten sich die Vorwürfe des Assistenten als wahr herausstellen und Kempter damit der Falschaussage in einem höchst brisanten Punkt überführen, stellt sich die Frage, ob der DFB ihn überhaupt noch einmal in einem Stadion präsentieren kann.

Kempter widersprach den gegen ihn gerichteten Vorwürfen. Er könne sich an den Tag erinnern, aber: "Ich habe keine Ahnung, was hinter der Sache steckt. Ich weiß, dass nichts war", so der Schiedsrichter zur Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Übrigens hatte Robert Kempter am gestrigen Sonntag seinen ersten Einsatz, seit die ganze Affäre an die Öffentlichkeit kam. Der 21-Jährige leitete die Viertligapartie Stuttgarter Kickers gegen Weiden. Dabei gab es keine außergewöhnlichen Reaktionen.