Die Youngs Boys sind in der Schweizer Super League der Konkurrenz enteilt, stehen bereits mit 16 Punkten vor Verfolger Basel. Somit bestand eigentlich kein Anlass für personelle Anpassungen, doch der mit Mönchengladbach in Verbindung gebrachte Cheftrainer Gerardo Seoane musste gezwungenermaßen einmal wechseln, weil sein Top-Stürmer Nsame sich im alles entscheidenden Gruppenspiel gegen Cluj eine Rote Karte eingehandelt hatte. Für ihn startete Siebatcheu.
Leverkusens Trainer Peter Bosz ließ nach dem 2:2 gegen Kellerkind Mainz kaum einen Stein auf dem anderen, wechselte - auch im Sinne der Belastungssteuerung - auf insgesamt sieben Positionen. Unter anderem kam Lomb zwischen den Pfosten zu seinem erst vierten Pflichtspiel für die Werkself, weil Hradecky aufgrund einer Fersenverletzung passen musste. Außerdem feierten die beiden Winter-Neuzugänge Gray (Leicester City) und Frimpong (Celtic Glasgow) ihr Startelf-Debüt.
Mit dem in der nationalen Liga erarbeiteten Selbstbewusstsein starteten die Youngs Boys vom Anstoß weg mit einer gewaltigen Intensität. Es dauerte auch nur drei Minuten, ehe der Ball zum ersten Mal im Netz des strauchelnden Bundesligisten zappelte: Fassnacht verschaffte sich bei einer Ecke vor dem Tor gegen Amiri den nötigen Platz, um dann mit einem platzierten Volley den ersten Nackenschlag zu setzen.
Leverkusen völlig abgemeldet - 0:3 nach 45 Minuten
Die Werkself schien unter den ungewohnten Bedingungen auf dem Kunstrasen im Wankdorfstadion etwas Eingewöhnungszeit zu benötigen, doch die bekamen sie nicht. Der schweizerische Serienmeister lief weiterhin mit hoher Frequenz an, sorgte bei nahezu jeder Offensivaktion für brennende Gefahr und stellte in der 19. Minute bereits den Zwei-Tore-Abstand her. Konnte der stark zurückarbeitende Demirbay den aussichtsreichen Abschluss von Elia noch verhindern (18.), stimmte bei der darauffolgenden Ecke zum zweiten Mal die Zuordnung nicht - und Siebatcheu durfte freistehend einköpfen.
Europa League, Zwischenrunde, Hinspiele
Die Werkself war völlig von der Rolle: Offensiv lief so gut wie gar nichts zusammen, defensiv war Bayer primär mit dem Löschen beschäftigt. Von Souveränität keine Spur. Wenige Momente vor dem pünktlichen Halbzeitpfiff kam es dann noch dicker, weil Dragovic ein individueller Fehler unterlief. Elia war daraufhin allein auf weiter Flur, blieb im direkten Duell mit Lomb eiskalt und stellte den 3:0-Halbzeitstand für Bern her.
Beeindruckendes Werkself-Comeback - ohne Happy End
Die Chance auf ein Weiterkommen schien auf ein Minimum geschrumpft, doch mit einem personellen Wechsel (Tapsoba für Amiri), der damit einhergehenden taktischen Umstellung auf Dreierkette und Schick schlug Bayer 04 nach dem Wiederanpfiff heftig zurück. Der Leverkusener Stürmer verringerte den Rückstand binnen drei Minuten auf einen Treffer, drückte das Spielgerät zweimal per Kopf über die Linie (49./52.). Die Bosz-Elf blieb daraufhin am Drücker, erarbeitete sich über Bailey (56.) und Gray (67.) weitere hochkarätige Chancen und durfte in der 68. Minute schließlich den Ausgleich bejubeln: Der nicht einmal fünf Minuten zuvor eingewechselte Diaby hob den Ball über den herausgeilten von Ballmoos hinweg ins Tor zum 3:3.
So souverän und eindrucksvoll die Young Boys im ersten Durchgang auch aufgetreten waren, so leicht hatten sie diese Drei-Tore-Führung verspielt. Nach dem Ausgleich schaltete Leverkusen einen Gang zurück, und plötzlich meldeten sich die Gastgeber aus der Alpenrepublik wieder an, ohne zunächst jedoch wirklich zwingend zu werden - bis kurz vor Ende der regulären Spielzeit. In der 89. Minute nämlich war Hradecky-Ersatz Lomb beim satten Distanzschuss von Ex-Bayern-Profi Gaudino gefordert, konnte beim Nachschuss von Siebatcheu aber nichts mehr ausrichten (89.). So ging die Werkself trotz einer 180-Grad-Wende nach dem Seitenwechsel als Verlierer vom Platz, hat durch die drei Auswärtstreffer dennoch eine vielversprechende Ausgangslage für das am 25. Februar (21 Uhr LIVE! bei kicker) anstehende Rückspiel.
Jetzt geht es für die beiden Mannschaften aber erst einmal in der heimischen Liga weiter: Der Schweizer Spitzenreiter Bern tritt am Sonntag (16 Uhr) gegen Servette Genf an, Leverkusen gastiert kurz zuvor (13.30 Uhr) in Augsburg.
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