WM

La Stampa: "Skandalurteil"

Frankreich/Italien: Drei Spiele Sperre für Zidane - Auch Materazzi wird belangt

La Stampa: "Skandalurteil"

Zinedine Zidane (re.) und Marco Materazzi (li.) rückten im WM-Finale zusammen, die FIFA-Disziplinarkommission hat nun reagiert.

Zinedine Zidane (re.) und Marco Materazzi (li.) rückten im WM-Finale zusammen, die FIFA-Disziplinarkommission hat reagiert. dpa

Für Zidane hat dieses Urteil allerdings wenig Auswirkung, denn der französische Superstar hatte seine Karriere nach der Weltmeisterschaft beendet.

Der Spielmacher der "Equipe Tricolore" hatte im Vorfeld des Disziplinarverfahrens immer wieder erklärt, dass ihn Materazzi am Spielfeld schwer beleidigt hatte und daher Auslöser des Kopfstoßes war. Schiedsrichter Horacio Elizondo hatte Zidane nach der Attacke gegen den italienischen Defensivmann in der 110. Minute des Feldes verwiesen.

Bei der Sitzung am Sitz der FIFA in Zürich wurde auch Materazzi bestraft. Zwei Spiele wird der Abwehrakteur der "Squadra Azzurra" fehlen, zudem muss er 5000 Schweizer Franken zahlen.

Beide Spieler gaben zu Protokoll, dass die Äußerungen Materazzis nicht rassistischer Natur waren. Sowohl Zidane als auch Weltmeister Materazzi haben sich bei der FIFA für ihr Fehlverhalten entschuldigt. Der zurückgetretene Zidane, für den die Spielsperre nur symbolischen Charakter besitzt, wird dafür einen dreitägigen Gemeinschaftsdienst mit Kindern und Jugendlichen leisten.

Mit dem Urteil ist in Zürich eigentlich ein Schlussstrich unter die Vorkommnisse beim WM-Endspiel gezogen worden, das Frankreich nach Zidanes Platzverweis beim Stande von 1:1 gegen Italien im Elfmeterschießen 3:5 verlor. Allerdings fand die Bestrafung von Materazzi bei Italiens Fußball-Prominenz wenig Anklang. "Ich habe den Eindruck, die FIFA hat in einer gewissen Hinsicht Zidane retten wollen. Die Strafe für Materazzi ist absolut unfair", meinte die italienische Ikone Sandro Mazzola. Auch der frühere Starspieler Gianni Rivera zeigte Unverständnis: "Das ist unbegreiflich. Ich finde, Materazzi ist zu streng bestraft worden."

In der italienischen Presse ist gar von einem "Skandalurteil" ("La Stampa") die Rede. "Zidane gegen Materazzi 3:2. Italien ist wütend", schrieb die "Gazzetta dello Sport" und kritisierte die Disziplinarkommission des Weltverbandes FIFA: "Das ist der Gipfel der Ungerechtigkeit." Der "La Repubblica" war vor allem die Unverhältnismäßigkeit der Strafen ein Dorn im Auge: "Kein ericht der Welt kann Provokation und Reaktion auf eine Ebene stellen."