Den Premier-League-Klubs ist nicht verborgen geblieben, dass die allgemeine Ablehnung einer möglichen Wiedereinführung von Stehplätzen nicht mehr ganz so strikt ist wie noch vor Jahren. Erste Gespräche über das Thema haben die Erstligisten Mitte November bereits geführt, weitere sind für 2017 angekündigt. David Gold, Mitbesitzer von West Ham United, meinte, das Treffen sei "wahrscheinlich der erste Schritt" zur Einführung von "Safe Standing" gewesen.
Mit Manchester United hat jetzt der Verein mit dem größten Stadion in Großbritannien seine Fans zum Thema befragt. Die BBC berichtet, dass der englische Rekordmeister in einer Umfrage von seinen Dauerkarteninhabern unter anderem wissen will, ob sie für die Wiedereinführung von Stehplätzen im Old Trafford (Kapazität: 75.635) wären, sollten diese vom Gesetzgeber wieder zugelassen werden. Dabei sollten die Anhänger auch die drei Bereiche im Stadion angeben, die sie für die Einführung von Stehplätzen am geeignetsten hielten.
Manchester United - Vereinsdaten
Gründungsdatum
01.01.1878
Vereinsfarben
Rot-Weiß-Schwarz
Premier League - Tabelle
Vorreiter Celtic: Vertreter englischer Klubs waren unlängst in Glasgow
Vorreiter beim "Safe Standing" ist auf der Insel der schottische Meister Celtic, der das auch in Deutschland gängige Konzept mit hochklappbaren Stühlen seit Juli in einem Bereich für 4000 Zuschauer erfolgreich praktiziert. Vertreter von Manchester United und weiteren Premier-League-Klubs waren im Oktober nach Schottland gereist, um sich die Gegebenheiten im Celtic Park genauer anzuschauen.
In England müssen die Spielstätten in der Premier League und der zweitklassigen Championship reine Sitzplatzstadien sein, so schreibt es das Gesetz vor. Die Empfehlung dazu hatte im Januar 1990 der so genannte "Taylor-Report" gegeben. Im Old Trafford gibt es seit 1994 keine Stehplätze mehr.
Noch kein breiter Konsens - Thema Hillsborough bleibt sensibel
Auch wenn sich die Kampagne für "Safe Standing" zweifellos im Aufwind befindet, bleiben die Klubs bei dieser in England sehr emotional aufgeladenen Angelegenheit vorsichtig. Einen breiten Konsens gibt es unter den 20 Erstligisten längst nicht. Medienberichten zufolge soll es inzwischen aber eine Mehrheit geben, die sich für Testphasen ausspricht. In den Stadion-Neu- oder -umbauplänen von Klubs wie Chelsea und Tottenham ist die Möglichkeit, Klappsitze einzubauen, berücksichtigt worden.
Die Hillsborough-Katastrophe, bei der 1989 infolge von unfassbarem Polizei-Versagen 96 Liverpool-Anhänger starben , ist und bleibt in England auch nach über 27 Jahren ein sehr sensibles Thema. Die "Hillsborough Support Group" spricht sich unnachgiebig gegen jegliche Wiedereinführung von Stehplätzen aus. Die Liverpool-Fangruppe "Spirit of Shankly" und die "Hillsborough Justice Campaign" zeigten sich hingegen bereits aufgeschlossener bezüglich einer neuen Diskussion über das Thema.
