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Wie Sportklubs den eSport verändern

Fluch oder Segen?

Wie Sportklubs den eSport verändern

Der traditionelle Sport kauft eSport-Teams auf – Fluch oder Segen?

Der traditionelle Sport kauft eSport-Teams auf – Fluch oder Segen? kicker eSport

Der VfL Wolfsburg, Besiktas Istanbul, FC Schalke 04, Paris Saint-Germain - die Liste traditioneller Fußballklubs im eSport wird immer länger und sie wächst stetig. Vor wenigen Tagen stellte der Eishockeyverein IFK Helsinki sein eigenes Overwatch-Team vor. Der Einstieg von Klubs in den eSport prägt die Szene nachhaltig. Der FC Schalke 04 glänzt anfangs mit einer Pressekonferenz, um Medien offene Fragen zu beantworten. Die Multigaming Organisation Echo Fox, welche vom Ex-Basketballer Rick Fox geleitet wird, will ein Umfeld schaffen, das auf langfristige Entwicklung setzt. Doch das Engagement von Sportklubs hat auch seine Schattenseiten – vor allem für traditionelle eSport Organisationen.

Die Folgen vom FC Schalke, Rick Fox und Co.

Jeder will die besten Spieler in seiner Mannschaft. Für klassische Klubs sind die Marktpreise im eSport nur geringe Summen. So stellte unter anderem Rick Fox die gesamte League of Legends-Szene auf den Kopf.

Zum Thema

Aufgrund von großen Investoren schossen im vergangenen Jahr die Gehälter des MOBAs in die Höhe – zum Nachteil der traditionellen eSport-Teams. Denn Organisationen wie Team SoloMid oder Dignitas konnten sich plötzlich die Gehälter der eigenen Profis nicht mehr leisten. Riot Games versucht momentan dagegenzuhalten, indem Mannschaften zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Ingame Merchandise erzielen können.

Das reicht allerdings nicht. Angeblich soll Riot Games die Streaming-Rechte der LCS für 200 Millionen US-Dollar verkauft haben – die Teams sehen davon aber keinen Cent. Im Fußball hingegen wird der Gewinn der Übertragungsrechte auf die Klubs verteilt. Hier ist vor allem Riot Games in der Schuld, dass Organisationen wie Team SoloMid trotz Erfolg und Popularität finanzielle Probleme haben.

Ein Blick in die Zukunft

Überraschend ist es also nicht, dass traditionelle eSport-Organisationen von Sportklubs aufgekauft werden. Der amerikanische Basketballverein Philadelphia 76ers gab im September bekannt, dass sie gleich zwei eSport-Organisationen aufkaufen. Sowohl Apex Gaming als auch Team Dignitas gehören nun zu dem Sportriesen. Auch TeamLiquid hat es erwischt: Peter Guber, Teilinhaber der Golden State Warrios, kaufte Mehrheitsanteile am Multigaming-Clan.

Lange hielt sich auch das Gerücht, Bayern München habe SK Gaming aufgekauft. Tim Reichert, Head of eSports vom FC Schalke 04, meinte bei uns im Interview: "Ich glaube nicht, dass es irgendwann nur noch Fußallvereine geben wird. Organisationen wie Fnatic oder SK Gaming werden immer erhalten bleiben."

Das war das erste eSport-Team des FC Schalke 04.

Das war das erste eSport-Team des FC Schalke 04. FC Schalke 04

Das sieht eSport-Host Paul 'RedEye' Chaloner anders. Der Szenen-Veteran schrieb auf Twitter: "Riskante Vorhersage: Bis 2019 wird es nur noch eine Handvoll klassischer eSport-Teams geben. Der Rest wird in Besitz von Sportvereinen sein." Beim aktuellen Trend liegt diese Vermutung nahe: Schon jetzt sind eSport-Teams auf finanzielle Unterstützung angewiesen, wenn sie die eigenen Spielergehälter nicht mehr stemmen können. Da kommt ein großer Investor gerade gelegen. Auch die Overwatch League will auf lokale Teams setzen, was den traditionellen Sportklubs in die Karten spielt.

Letztlich spielt Geld eine entscheidende Rolle und sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, wird es in Zukunft nur noch wenige traditionelle eSport-Organisationen geben. Ob das allerdings so schlecht ist, ist eine andere Frage. Erst einmal können sich Profis über ordentliche Gehälter und über eine immer professioneller werdende Szene freuen.

Kristin Banse

Diese Sportklubs sind im eSport am Start!