Dem FC Bayern fehlte der Biss. Ohne Arjen Robben (leichtere Oberschenkelprobleme) und über weite Teile des Spiels Franck Ribery (kam erst nach über einer Stunde) ging dem Rekordmeister, der unter der Woche offensiv in Rom so dermaßen brilliert hatte, die Durchschlagskraft ab. Ein (fast) genialer Schlenzer von David Alaba, zwei Schüsse von Juan Bernat und eine letzte Aktion von Claudio Pizarro - das waren die gefährlichsten Aktionen der Münchner vor dem Gehäuse von Yann Sommer. Ansonsten ließ die gut gestaffelte, aufmerksame und zweikampfstarke Defensive der Gladbacher nichts zu.
Favre: "Wir haben intelligent verteidigt"
Hervorzuheben war daher Leistung des Abwehrgespanns Martin Stranzl und Alvaro Dominguez, Letzterer gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe. "Es ist positiv, dass wir kein Gegentor gekriegt haben. Ich glaube, dass es ein verdienter Punkt war", äußerte sich Stranzl hernach beim Bezahlsender Sky zufrieden.
Zufrieden war auch Coach Lucien Favre mit dem Auftreten seiner Mannschaft bei Ballbesitz der Bayern, der mit 73 Prozent erneut üppig ausfiel. "Wir haben intelligent verteidigt, wenige Fouls zugelassen. Wir haben in den Zwei-gegen-eins-Situationen gut gespielt", hob Favre die gute Arbeit seiner Defensive hervor: "Wir sind in der Abwehr sehr ruhig geblieben."
Ich habe der Mannschaft in der Pause gesagt, dass wir uns mehr zutrauen müssen.
Lucien Favre zum forschen Auftreten in Halbzeit zwei
Aus dieser ruhigen Defensive schalteten die Fohlen dann blitzschnell um. Vor der Pause ließen sie sich noch zu sehr hinten rein drängen und dominieren. Doch besonders nach der Halbzeit ergaben sich hochkarätige Chancen, die beste durch Hahn machte Manuel Neuer durch eine starke Parade zunichte. Favre erklärte, seinem Team zur Halbzeit klare Ansagen gemacht zu haben: "Wir müssen es wagen, zu spielen", fasste Favre seine Vorgabe zusammen. "Wir wussten, dass wir nach Kontern große Möglichkeiten haben werden. Ich habe der Mannschaft deshalb in der Pause gesagt, dass wir uns mehr zutrauen müssen."
Die Bayern hatten mit dem forscheren Auftreten der Hausherren sichtlich Probleme - eine Partie auf Augenhöhe war die Folge, bei der die Favre-Elf sogar den gefährlicheren Eindruck machte. Schon wurden Erinnerungen an die Siebziger wach, als das Duell der beiden Klubs regelmäßig das Land elektrisiert hatte, ein seltenes Bild in der Bundesliga, in der die Gegner bisweilen früh allzu ängstlich agieren und froh sind, nicht hoch zu verlieren.
Sorgen um Xhakas Knöchel
Drei zufriedene Gesichter und ein unzufriedenes: Granit Xhakas (li.) rechter Knöchel ist dick bandagiert, der Schweizer demzufolge besorgt. Getty Images
Natürlich wurden nach dem Spiel reflexartig die Fragen gestellt, ob die Borussia jetzt der Bayern-Verfolger Nummer eins sei - schließlich hatte sie die Guardiola-Elf beeindruckend in Schach gehalten. "Wir akzeptieren sehr gerne unsere Position", ließ sich Favre nur entlocken, um nachzuschieben, dass es "von Platz zwei bis Platz neun sehr eng" ist.
Doch der Schweizer bemühte die Politik der kleinen Schritte: "Wir machen weiter unseren Aufbau. Wir sind natürlich ehrgeizig und wollen Fortschritte machen und haben Geduld, denn wir wissen, wo wir hinwollen. Wir müssen unser Ziel erreichen: die Mannschaft stabilisieren."
Bei diesem Vorhaben wird Granit Xhaka aller Voraussicht nach erst einmal nicht mitmischen können. Der defensive Mittelfeldspieler knickte in der Nachspielzeit um, bei ihm besteht laut Sky-Information der Verdacht auf einen Bänderriss.