EM

Wer hat über die EM-Vergabe abgestimmt? Ein Überblick

So ist das UEFA-Exekutivkomitee zusammengesetzt

Wer hat über die EM-Vergabe abgestimmt? Ein Überblick

Hier fiel die Entscheidung: In Nyon am Genfer See kam die UEFA am Donnerstag zusammen.

Hier fiel die Entscheidung: In Nyon am Genfer See kam die UEFA am Donnerstag zusammen. picture alliance

Das Gremium besteht aus 19 Männern und einer Frau. DFB-Präsident Reinhard Grindel und sein türkischer Amtskollege Servet Yardimci sind nicht stimmberechtigt, zudem hat der gesundheitlich angeschlagene Schweden Lars-Christer Olsson seine Teilnahme abgesagt.

PRÄSIDENT

Aleksander Ceferin (Slowenien): Der 50-Jährige wurde im September 2016 ins Amt gewählt, er profitierte damals vom tiefen Fall des Franzosen Michel Platini. Mit Ceferin an der Spitze wurde es um den Europa-Verband deutlich ruhiger, die Wiederwahl des Juristen im Februar 2019 ist so gut wie sicher. Zum DFB pflegt der UEFA-Präsident, der gleichzeitig im Weltverband FIFA das Amt eines Vizepräsidenten bekleidet, ein gutes Verhältnis.

VIZEPRÄSIDENTEN

Karl-Erik Nilsson (Schweden): Der 61-Jährige war früher einmal Lehrer, dann von 1995 bis 2006 Bürgermeister seiner Heimatstadt Emmaboda. Als Schiedsrichter leitete der Schwede Partien der Champions League und der EM 2000. Zum Präsidenten des schwedischen Verbands stieg er 2012 auf, seit 2017 sitzt er im UEFA-Exekutivkomitee. Nilsson spielt Klavier und fährt gerne Boot.

Fernando Gomes (Portugal): Der Präsident des portugiesischen Verbandes sitzt seit 2015 im Exekutivkomitee. Bis 2011 war der 66-Jährige Präsident der portugiesischen Profiliga. Mit Fußball hatte Gomes in seiner Jugend wenig am Hut. Beim FC Porto spielte er Basketball, ehe er seine Funktionärs-Laufbahn startete - zunächst als Direktor der Basketballabteilung.

Reinhard Grindel (Deutschland/nicht wahlberechtigt): Der 56-Jährige profitierte 2016 von der Sommermärchen-Affäre im Deutschen Fußball-Bund (DFB) und wurde zum Nachfolger von Wolfgang Niersbach. In den folgenden Monaten legte der frühere Bundestagsabgeordnete der CDU einen rasanten Aufstieg hin, der ihn ins UEFA-Exko und ins Council des Weltverbandes FIFA führte. Seit dem WM-Debakel 2018 in Russland wird die Kritik an ihm in Deutschland lauter.

Grigori Surkis (Ukraine): Gelernt hat der heute 69-Jährige in seinen Studienjahren Ingenieurswesen. In den 1990er-Jahren hatte der Funktionär großen Einfluss in der ukrainischen Politik. Seit 2004 ist der Vater zweier Kinder Mitglied des Exekutivkomitees. Bis 2012 war der Oligarch zudem Präsident seines Heimatverbandes und hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Ukraine zusammen mit Polen Co-Gastgeber der EM 2012 war.

Michele Uva (Italien): Der Vorstandsvorsitzende des italienischen Verbandes ist seit 2017 Mitglied im Exekutivkomitee. Der 53-Jährige war nie selbst als Profisportler aktiv, stattdessen war Uva als Funktionär in den Sportarten Volleyball, Basketball und Fußball tätig. Zudem bietet der gelernte Pharmazeut als Mitarbeiter an der Universität Foro Italico in Rom Vorlesungen an.

David Gill (England): Der 61-Jährige ist seit 2013 Exko-Mitglied. Der gelernte Banker stieg 1997 als Finanzdirektor beim englischen Rekordmeister Manchester United ein. Von 2003 bis zum Ende der Ära von Teammanager Sir Alex Ferguson im Jahr 2013 war Gill als Vorstandsvorsitzender maßgeblich an den Erfolgen des Premier-League-Klubs in dieser Zeit beteiligt. Seit 2015 ist Gill auch FIFA-Vizepräsident.

MITGLIEDER:

Zbigniew Boniek (Polen): Die polnische Fußball-Ikone ist seit 2017 Mitglied im Exekutivkomitee und leitet seit 2012 seinen Heimatverband. Als Spieler feierte der 62-Jährige seine größten Erfolge mit Juventus Turin. 1982 wurde er italienischer Meister, 1984 folgte der Triumph im UEFA-Cup und 1985 der Finalsieg im Pokal der Landesmeister. Als Nationalspieler nahm Boniek an drei Weltmeisterschaften teil.

Sandor Csanyi (Ungarn): Der Präsident des ungarischen Verbandes ist seit 2015 Exko-Mitglied und seit 2018 Vizepräsident der FIFA. Der 65-Jährige ist eigentlich Banker und arbeitete zunächst für das ungarische Finanzministerium. Bereits seit 1992 ist Csanyi Vorstandsvorsitzender der größten Bank seines Heimatlandes. Der Ungar hat einen Doktortitel für Wirtschaftswissenschaften von der Universität Budapest.

John Delaney (Irland): Der heute 50-Jährige spielte als Amateur für eine ganze Reihe von Klubs in der Region Munster. 1999 wechselte er zum irischen Verband, 2001 wurde Delaney mit 33 Jahren der jüngste Schatzmeister in der Verbandshistorie. 2004 übernahm der Ire das Amt des Generaldirektors. Im April 2017 wurde Delaney ins UEFA-Exekutivkomitee gewählt.

Peter Gillieron (Schweiz): Der 65-Jährige ist in Italien aufgewachsen und studierte in der Schweiz Jura. Nach seinem Abschluss arbeitete Gillieron im Bundesamt für Sozialversicherungen und in der Rechtsabteilung der Schweizerischen Käseunion. Sein erstes Amt im Fußball trat er in der 1990er-Jahren als Präsident des FC Minerva an. Seit 2011 sitzt er als Präsident seines Heimatverbandes im Exko.

Florence Hardouin (Frankreich): Die Direktorin des französischen Verbandes ist die erste Frau, die ins Exekutivkomitee gewählt wurde (2016). Die 51-Jährige war zwischen 1989 und 1996 als Fechterin international erfolgreich. Im Einzel gewann sie drei WM-Titel. Ihre Funktionärskarriere begann sie 1991 im französischen Ministerium für Sport und Jugend.

Borislaw Michajlow (Bulgarien): Der frühere Nationalspieler, der seit 2011 im Exko sitzt, ist Teil einer Torwart-Dynastie. Schon sein Vater Biser war Keeper. Der 55-Jährige selbst war unter anderem in Portugal, Frankreich, England und der Schweiz aktiv. Sohn Nikolai ist ebenfalls Torwart. Der 102-malige Auswahlspieler war Teil der Mannschaft, die bei der WM 1994 Weltmeister Deutschland im Viertelfinale besiegte (2:1).

Juan Luis Larrera Sarobe (Spanien): Der 65-Jährige war 48 Jahre lang in verschiedenen Funktionen in der Bankenwelt tätig. Der ehemalige Präsident des spanischen Verbandes, wo er aktuell Vorsitzender der Managementkommission ist, sitzt seit 2018 im Exekutivkomitee. Als Delegierter im Team der Nationalmannschaft erlebte der Spanier mehrere Europa- und Weltmeisterschaften.

Davor Suker (Kroatien): Die 50-Jährige blickt auf eine große Karriere als Spieler zurück. 1998 holte der frühere Bundesliga-Profi mit Kroatien bei der WM in Frankreich sensationell den dritten Platz. Mit Real Madrid unter Trainer Jupp Heynckes gewann der Torjäger im gleichen Jahr die Champions League. Seit 2012 ist Suker Präsident seines Heimatverbandes, seit 2015 sitzt er im UEFA-Exekutivkomitee.

Michael van Praag (Niederlande): Der niederländische Verbandspräsident ist seit 2009 im Exekutivkomitee tätig. Seine Funktionärslaufbahn begann der 71-Jährige als Präsident des niederländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam im Jahr 1989. Bereits sein Vater Jaap hatte diese Rolle inne. 2015 wollte der Niederländer kurzzeitig FIFA-Präsident werden, 2016 trat er bei der UEFA-Präsidentschaftswahl gegen Ceferin an und verlor.

Servet Yardimci (Türkei/nicht wahlberechtigt): Der 60-Jährige studierte Volkswirtschaftslehre an der Londoner Metropolitan Universität. Seine Yardimci Corporation ist hauptsächlich im Schiffsbausektor tätig. 2012 wurde er im türkischen Verband zum Vizepräsidenten gewählt, seit 2017 sitzt Yardimci auch im UEFA-Exko.

Andrea Agnelli (Italien): Der 42-Jährige sitzt als Vertreter der mächtigen Klub-Vereinigung ECA seit 2017 im Exekutivkomitee. Als Erbe der einflussreichen Fiat-Dynastie ist er zudem in diversen Unternehmensvorständen tätig und seit 2010 Vorsitzender des Traditionsklubs Juventus Turin. An der ECA-Spitze beerbte der Turiner 2017 Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.

Ivan Gazidis (Südafrika/Großbritannien): Der 54-Jährige ist der zweite ECA-Vertreter im Exekutivkomitee (seit 2017). Von 2009 bis Sommer 2018 war Gazidis Vorstandsvorsitzender beim englischen Spitzenklub FC Arsenal, zog danach zum AC Mailand weiter. Der Jurist war einer der Gründer der Major League Soccer (MLS) in den USA und arbeitete zwischen 1994 und 2008 in Los Angeles und New York für die Liga.

Lars-Christer Olsson (Schweden): Der 68-Jährige repräsentiert als Präsident die Vereinigung der europäischen Ligen (EPFL). Von 2004 bis 2007 war er als UEFA-Generaldirektor der ranghöchste Offizielle im operativen Geschäft des Europa-Verbands. Olsson ist Präsident der schwedischen Liga und zweiter Vizepräsident seines Heimatverbandes.

sid/tru

In diesen Stadien wird bei der EM 2024 gespielt