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Wenger am Scheideweg: Quo vadis, Arsenal?

Fabregas und Nasri vor dem Absprung, Clichy schon weg

Wenger am Scheideweg: Quo vadis, Arsenal?

Bald ein Bild der Vergangenheit? Samir Nasri (l.) und Cesc Fabregas jubeln im Trikot des FC Arsenal.

Bald ein Bild der Vergangenheit? Samir Nasri (l.) und Cesc Fabregas jubeln im Trikot des FC Arsenal. picture alliance

Auch Mittelfeldkollege Samir Nasri steht in London vor dem Absprung. Der Franzose, dessen Vertrag am Ende der kommenden Saison ausläuft, hat ein Vertragsangebot der Gunners über fünf Jahre und umgerechnet knapp 100.000 Euro pro Woche abgelehnt. Ein offizielles Angebot hat Arsenal für den 24-Jährigen zwar noch nicht erhalten. Doch neben Rekordmeister Manchester United, dessen Interesse verbrieft ist, sollen auch Lokalrivale City und der FC Chelsea Nasri auf dem Zettel haben.

Endet die Fabregas-Saga 2011?

Nasri wird wie auch Kapitän Fabregas zum Vorbereitungsstart in London Colney zum Kader stoßen. Wie beim Franzosen ist es jedoch auch beim Weltmeister überaus fraglich, ob er zum Premier-League-Start nächsten Monat noch dem Kader der Gunners angehören wird, die am kommenden Sonntag zu einer Tour nach Malaysia und China aufbrechen. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass Arsenal bereit ist, dem jahrelangen Werben des FC Barcelona nachzugeben und Fabregas zu seinem Heimatverein ziehen zu lassen, den er im Alter von 16 Jahren Richtung England verließ. Nachdem Arsenal ein erstes Angebot für den 24-Jährigen über knapp 30 Millionen Euro abgelehnt hatte, ging vergangene Woche eine verbesserte Offerte über knapp 39 Millionen Euro in London ein. Das könnte reichen, um die schier unendliche Fabregas-Saga tatsächlich zu beenden.

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Clichy Gael

FC Arsenal - Vereinsdaten
FC Arsenal

Gründungsdatum

01.05.1886

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Auch die Fans werden ungeduldig

Arsène Wenger steht vor einer der schwierigsten Situationen in seinen 15 Jahren als Arsenal-Coach. Seit 2005 haben die Gunners keinen einzigen Titel mehr gewonnen. So gab auch Nasri an, nicht in erster Linie wegen des Geldes zu einem anderen Klub wechseln zu wollen: "Wir verdienen sowieso schon riesige Gehälter. Die Priorität liegt darauf, eine große Karriere hinzulegen und Titel zu gewinnen", wurde der Franzose zitiert, der 2008 von Olympique Marseille zu Arsenal kam.

Arsenals Titel in der Ära Wenger (seit 1996)

Meister FA-Cup-Sieger
1998, 2002, 2004 1998, 2002, 2003, 2005

Die Zuversicht, mit den Gunners Silberware einzustreichen - zumindest wenn Wenger seinen gewohnten Kurs nicht ändern sollte -, ist bei den Führungsspielern nach der sechsten titellosen Saison in Folge offenbar gesunken . Dass Wenger auf dem Transfermarkt bislang passiv blieb und nur den 19-jährigen Verteidiger Carl Jenkinson von Drittligist Charlton holte, wird diesen Trend nicht unbedingt ins Gegenteil verkehren. Auch die Fans wollen nicht mehr ewig auf Titel warten, zumal die Dauerkartenpreise mal wieder saftig erhöht wurden.

Gervinho im Anflug - doch größere Namen müssen her!

Immerhin steht die Verpflichtung des von mehreren Topklubs umworbenen Angreifers Gervinho (24, OSC Lille) kurz bevor. Doch dieser Name besitzt nicht einmal ansatzweise die Strahlkraft wie Fabregas und Nasri. Zumal mit Linksverteidiger Gael Clichy ein weiterer Stammspieler den Klub endgültig verlässt . Der Franzose hat bei Manchester City den Medizincheck absolviert und einen Verjahresvertrag unterschrieben. Der Abgang zahlreicher Leistungsträger ohne adäquaten Ersatz dürfte auf andere Spitzenkräfte wie Stürmer Robin van Persie nicht gerade eine beruhigende Wirkung entfalten.

Arsène Wenger

Steht nach sechs titellosen Jahren bei Arsenal vor einem wegweisenden Sommer: Arsène Wenger. picture alliance

Und Wenger? Der versuchte die Anhänger kürzlich in einem offenen Brief zu beruhigen: "Wir haben die Qualität, um Titel zu gewinnen, auch wenn viele Leute euch etwas anderes erzählen. Aber natürlich müssen und werden wir unser Team verstärken." Mit den beiden Klubs aus Manchester und dem FC Chelsea kann Arsenal aber wohl nicht mithalten. Auch weil sich die Gunners strikte Regeln auferlegt haben, um das Financial Fair Play der UEFA zu erfüllen. Mehr als 100.000 Euro Gehalt pro Woche werden nicht bezahlt - ein Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen europäischen Spitzenklubs, die sich um die Einhaltung der neuen UEFA-Regeln noch nicht großartig zu kümmern scheinen.

Jüngstes Beispiel der Unterlegenheit auf dem Transfermarkt: Das argentische Top-Talent Ricardo Alvarez von Clausura-Meister Velez Sarsfield, dessen Wechsel zu Arsenal schon klar zu sein schien, schnappte Inter Mailand den Londonern vor der Nase weg . So drohen die Gunners an Boden zu verlieren - es sei denn, Wenger schlägt auf dem Transfermarkt entgegen seiner Gepflogenheiten doch einmal richtig zu. Es könnte seine letzte Chance sein.