Int. Fußball

"Weiterhin glücklicher" Tuchel schweigt zu Abramovich-Gesängen

Die Chelsea-Turbulenzen und die Folgen

"Weiterhin glücklicher" Tuchel schweigt zu irritierenden Fangesängen

"Wir schauen von Tag zu Tag": Thomas Tuchel am Donnerstagabend bei Chelseas Auswärtsspiel in Norwich.

"Wir schauen von Tag zu Tag": Thomas Tuchel am Donnerstagabend bei Chelseas Auswärtsspiel in Norwich. IMAGO/PA Images

An allen Ecken und Enden hat der FC Chelsea plötzlich Probleme, die gar nicht zu einem Champions-League-Sieger passen wollen. Bevor der Titelverteidiger am Mittwoch in Lille um den Einzug ins Viertelfinale spielt, muss er erstmal die Anreise hinbekommen.

Teil des Sanktionspaket, das am Donnerstag über Klubeigner Roman Abramovich und die Blues hereingebrochen ist, ist auch eine Limitierung des Budgets, das ihnen pro Spiel für die An- und Abreise zur Verfügung steht. Die festgesetzten 20.000 Pfund könnten laut BBC zu Einschränkungen und Rechnereien führen.

Es bleibt eine kuriose Randnotiz nach einem Tag, den der "Guardian" als einen der "merkwürdigsten in der Geschichte des englischen Fußballs" einstufte und die Zukunft des ganzen Klubs infragestellt, etwa weil keine Vertragsverhandlungen geführt werden dürfen, der Hauptsponsor sich distanziert und unklar ist, wie lange noch Gehälter gezahlt werden können. Und an dessen Ende der Trainer trotzdem von "business as usual" sprach.

Solange wir genug Trikots haben und einen Bus, der uns zu den Spielen fährt ...

Thomas Tuchel

Mit einem stinknormalen 3:1-Sieg bei Norwich City reagierte die Mannschaft von Thomas Tuchel sportlich auf die Turbulenzen, als wäre nichts gewesen. "Der Abend hat sich nicht komisch angefühlt", behauptete Tuchel trotz eines "neuen Levels an Ablenkung". "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Wir können stolz auf sie sein."

Dass Kai Havertz schon wieder getroffen, das Team nach dem Anschlusstor kurzzeitig gezittert und trotzdem wichtige Punkte für die Champions-League-Qualifikation gesammelt hatte, war bei den Interviews danach natürlich Nebensache. Tuchel ließ sich allerdings wenig entlocken - er ist die Fragen rund um Abramovich längst gewohnt.

"Wir schauen von Tag zu Tag", sagte der FIFA-Trainer des Jahres der BBC. "Ich habe es gestern nicht kommen sehen und weiß nicht, was morgen kommt." An Abschied denkt er offenbar bislang nicht: "Ich bin weiterhin glücklich, hier und der Trainer einer starken Mannschaft zu sein."

Tuchel hat Pro-Abramovich-Sprechchöre "nicht gehört"

Dass Chelsea-Fans in Norwich erneut mit irritierenden Sprechchören pro Abramovich aufgefallen waren, ließ Tuchel diesmal kalt: "Ich habe sie nicht gehört und verstanden. Es ist das erste Mal, dass ich davon höre, und ich ziehe vor, sie nicht zu kommentieren."

Er scheint einfach weiter seiner Arbeit nachgehen zu wollen: "Solange wir genug Trikots haben und einen Bus, der uns zu den Spielen fährt", so Tuchel, "werden wir da sein und alles geben." Die Lage könne sich schließlich fast täglich ändern. Besser wurde es für Chelsea allerdings zuletzt nie.

jpe