Bundesliga

Weitere 150 Millionen Euro für Hertha BSC - "Noch ist nichts fix"

Herthas Investor legt im zweiten Halbjahr 2020 nach

Weitere 150 Millionen Euro - Preetz: "Noch ist nichts fix"

Kann mit frischem Kapital planen: Michael Preetz.

Kann mit frischem Kapital planen: Michael Preetz. imago images

Michael Preetz, Herthas Geschäftsführer Sport, klang in der Pressekonferenz am Donnerstag noch betont zurückhaltend. "Ich kann bestätigen, dass wir in Gesprächen sind", sagte Preetz. "Aber die Dinge sind nicht abgeschlossen. Es empfiehlt sich, dann darüber zu sprechen, wenn wir Vollzug melden können. Das werden wir tun."

Die letzten Hürden sind dem Vernehmen nach indes nur noch formaler Art. Die Ampel für eine Erweiterung des Invest-Volumens steht beiderseits auf Grün. Investor Windhorst soll nach einem Bericht der "Bild" (Donnerstag-Ausgabe) seine Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) im Gegenzug für die 150 Millionen Euro auf über 60 Prozent aufstocken. Im Sommer 2019 hatte Tennor zunächst für 125 Millionen Euro 37,5 Prozent der KGaA-Anteile und im November 2019 vertragsgemäß weitere 12,4 Prozent erworben. Insgesamt hält Tennor aktuell somit 49,9 Prozent der KG-Anteile.

Warum 50+1 für Windhorst kein Problem ist

Dass in Kürze abermals aufgestockt werden soll, verstößt nicht gegen die 50+1-Regel. Sie besagt, dass nur Kapitalgesellschaften am Spielbetrieb teilnehmen können, an denen der Verein die Mehrheit der Stimmanteile hält. Hertha könnte theoretisch 100 Prozent der KG-Anteile veräußern, da der Verein in der bestehenden Konstruktion der Komplementär ist und Tennor der Kommanditist.

Die Anteile der Komplementär-GmbH werden weiter von Herthas Geschäftsführung gehalten. Mitte Mai hatte Windhorst in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärt: "Wir haben uns bei Hertha BSC in dem Wissen engagiert, dass es diese 50+1-Regelung gibt und dass es sie auch auf unbestimmte Zeit geben wird. Weil wir das langfristige Potenzial sehen. Aber: Es stimmt, es ist gerade für viele Finanzinvestoren schwierig, sich in Unternehmen zu engagieren, in sie Geld rein zu geben, und letztlich nichts zu sagen haben."

Auch Philipp Lahm war ein Kandidat für den Hertha-Aufsichtsrat

Windhorst stehen bislang vier Sitze im neunköpfigen Aufsichtsrat der KG zu. Zuletzt hatte der Investor den früheren deutschen National-Torhüter Jens Lehmann und den in der Fußball-Branche glänzend vernetzten Trainer-Berater Marc Kosicke, zu dessen Klienten unter anderen Jürgen Klopp, Ralf Rangnick, Julian Nagelsmann und Florian Kohfeldt zählen, für das Gremium vorgeschlagen. Beide sollen nicht im operativen Bereich in Erscheinung treten, sondern im Hintergrund agieren.

Anfang November hatte Windhorst Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann als seinen Sport-Bevollmächtigten in den KG-Aufsichtsrat entsendet. Während seiner Tätigkeit als Hertha-Cheftrainer zwischen dem 27. November und dem 11. Februar hatte Klinsmann das Mandat ruhen lassen. Nach dem überstürzten und von schweren Verwerfungen begleiteten Abgang Klinsmanns aus Berlin hatte Windhorst eine Rückkehr des Schwaben in den Aufsichtsrat ausgeschlossen. Nach zwischenzeitlichen Gedankenspielen um Ex-Nationalspieler Philipp Lahm, der bereits vor Klinsmanns Bestellung für Windhorst ein potenzieller Kandidat als Berater und Aufsichtsrat war, fiel die Wahl des Investors auf Lehmann und Kosicke.

Steffen Rohr