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Die Katastrophe von Hillsborough: Was am 15. April 1989 in Sheffield geschah

Die Katastrophe von Hillsborough

Was am 15. April 1989 in Sheffield geschah

Fassungslos sitzt ein Liverpool-Fan am 15. April 1989 im Hillsborough-Stadion von Sheffield.

Fassungslos sitzt ein Liverpool-Fan am 15. April 1989 im Hillsborough-Stadion von Sheffield. picture alliance

Das Spiel in Sheffield war seit Wochen ausverkauft. Trotz der größeren Fangruppe hatte der FC Liverpool den kleineren Teil des Hillsborough-Stadions zugeordnet bekommen. Viele Fans reisen in der Hoffnung, auf dem Schwarzmarkt fündig zu werden, auch ohne Karte an. Vor dem "Leppings Lane End" stauen sich die Besucher, die Lage spitzt sich zu. Schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn gibt es in dem kleinen Eingangsbereich - für mehr als 10.000 Fans gibt es nur drei Tore und sieben Drehkreuze - keine Chance mehr, der Masse zu entfliehen, ob man nun eine Eintrittskarte hat oder nicht.

Im Stadion ist der mittlere Block schon jetzt hoffnungslos überfüllt, von draußen drängt die Masse, die es pünktlich zum Anpfiff hinein schaffen will und von der Situation im Stadion nichts ahnt. Der Anstoß wird nicht verschoben - eine von vielen Fehlentscheidungen. Die Polizei ist völlig überfordert und der unerfahrene Einsatzleiter David Duckenfield trifft eine fatale Entscheidung: Um die brenzlige Lage vor dem Stadion zu entschärfen, lässt er "Gate C" öffnen, das eigentlich nur als Ausgang gedacht ist und über keine Drehkreuze verfügt.

Das Match wird um 15 Uhr pünktlich angepfiffen

Die Folge: Tausende von Fans strömen binnen weniger Minuten unkontrolliert ins Stadion. Durch einen langen, engen Tunnel gelangt die Masse in den schon vorher hoffnungslos überfüllten Mittelblock des "Leppings End", von hinten drängen immer neue Zuschauer nach. Ordnungskräfte, die den Menschenstrom in die noch halbleeren Nebenblöcke hätten umleiten können, gibt es nicht. Der Ernst der Lage wird völlig verkannt, das Match um 15 Uhr pünktlich angepfiffen. Fans, die sich noch vor den Stadiontoren befinden, drängen verstärkt nach, um nicht noch mehr zu verpassen.

Die Besucher, die weiter unten im Block stehen, kämpfen da schon ums Überleben. Von der Masse werden sie unnachgiebig gegen die Absperrzäune gedrückt. Erst als die Fans versuchen, sich über den Zaun aus dem tödlichen Gedränge zu retten, bricht der Schiedsrichter die Partie in der sechsten Minute ab. Andere Zuschauer werden von Besuchern aus dem oberen Rang aus der Masse gezogen. Die Polizisten sehen lange tatenlos zu und öffnen die Tore zum Spielfeld nicht. Ein Platzsturm soll um jeden Preis verhindert werden. Gegen 15.30 Uhr ist die Last für den massiven Eisenzaun zu hoch, er bricht zusammen.

Von 44 Krankenwägen lässt die Polizei zunächst nur einen ins Stadion

Schnell ist der Rasen mit Verletzten übersäht, notdürftig leisten andere Fans erste Hilfe. Denn auch die medizinische Versorgung lässt auf sich warten. Von 44 Krankenwagen lässt die Polizei zunächst nur einen einzigen ins Stadion. So reißen Zuschauer Werbebanden ab, um damit Verletzte aus der Gefahrenzone zu tragen. Dabei müssen manche sogar noch eine Polizeisperre durchbrechen, die den Sturm auf den gegnerischen Fanblock verhindern soll. Am Ende sind 96 Menschen tot, über 700 zum Teil schwer verletzt.

kon